Das A und O einer Sache..O ist die Offenbarung!
Das ist das A und O dieses Projekts = das ist das
Wesentliche. Das A und O bedeutet auch Anfang und Ende; der Ausdruck geht auf
das griechische Alphabet zurück, indem das A (Alpha) der erste und das Omega
(ein langes O) der letzte Buchstabe ist. In der Bibel (Offenbarung 1,8) heißt
es: "Ich bin das A und O, spricht Gott der Herr" - also der Anfang
und das Ende, alles.
Wer A sagt, muss auch B sagen* ..besagen!
Wer sein Wort gegeben hat, muss auch dazu stehen; wer eine
Sache angefangen hat, muss sie auch zu Ende bringen. - Der Ausdruck hat
eigentlich nichts mit dem Alphabet zu tun, sondern geht auf das alte deutsche
Rechtswesen zurück: Bei einer Gegenklage musste auch der ursprüngliche Ankläger
nun Rede und Antwort stehen. Wenn er dies tat, so nannte man das "besagen".
Dieser Ausdruck wurde vom Volksmund in "B sagen" umgedeutet.
Jemand abblitzen lassen* -militärischer Ausdruck, heute umgangsprachlich - der hat keine Chance bei mir.
Jemanden deutlich abweisen, zurückweisen; ursprünglich nur
auf einen abgelehnten Heiratsantrag bezogen: "Sie hat ihn abblitzen
lassen." Bis zum 19. Jahrhundert konnte es vorkommen, dass beim Schießen
das Schießpulver blitzartig von der Pfanne abbrannte, ohne dass der Schuss
gefallen wäre. Diesen - unerwünschten - Vorgang bezeichnete man als
"abblitzen"
Jemand eine Abfuhr erteilen - kam von Studentenverbindungen, hat heute etwas von abblitzen..
Bei einer "Mensur", dem rituellen Zweikampf
zwischen Mitgliedern schlagender Studentenverbindungen, konnte es vorkommen,
dass einer der beiden "Paukanten" durch die Säbel- oder Degenhiebe so
böse Verletzungen erlitt, dass er von seinen Sekundanten "abgeführt"
werden musste. Besonders peinlich war die "unehrenhafte" Abfuhr, wenn
der Paukant also wenig Mut gezeigt hatte. Wer dem anderen eine Abfuhr erteilte,
hatte ihn also schwer geschlagen.
abgebrüht sein
Unempfindlich sein, vor allem auch gegenüber moralischen
Argumenten. Der Ausdruck soll vom mhd. "briuten" = entjungfern
abgeleitet sein.
ein abgefeimter Schurke
Ein raffinierter Mensch, der alle Tricks kennt und keine
moralischen Bedenken hat. Das Wort ist abgeleitet aus Feim, mhd. veim (vgl.
englisch foam) = Schaum. Ursprünglich positive Bedeutung: abgeschäumt, rein von
Schaum und Schmutz, echt. Das, was nach diesem Vorgang weggeworfen wurde, war
der Abschaum, also völlig minderwertiges Zeug. Aus diesem Wortverständnis
entwickelte sich der negative Begriff abgefeimt: Ein abgefeimter Ritter war ein
echter Ritter, ein abgefeimter Schurke eben ein echter, d.h. besonders
schlimmer und moralisch minderwertiger Schurke..
ein abgekartetes Spiel
Ein Spiel, dessen Ausgang manipuliert wurde und deshalb von
vorneherein feststeht; von lat. charta "Vertrag, Urkunde, Brief"
(vgl. Magna Charta, Charta der Vereinten Nationen usw.); ursprünglich einfach
eine genau abgesprochene, mündlich vereinbarte Sache. In Bezug auf ein Spiel,
dessen Ausgang offen sein sollte, ist eine vorherige Absprache jedoch Betrug.
Jemand etwas abknöpfen
Ihn um Geld oder andere Wertgegenstände erleichtern. Reiche
Herren trugen früher häufig goldene oder silberne Knöpfe, manchmal auch Münzen
oder Medaillen, an ihren Röcken. In Geberlaune schenkten sie gelegentlich
solche Knöpfe dem Untergebenen, der seinem Herrn auf diese Weise wörtlich etwas
abköpfte.
Jemand eine Abreibung verpassen
Die "abreybung" ist ein Begriff aus der
Tierpflege. Allerdings werden hier die Tiere natürlich nicht verprügelt,
sondern gesäubert. Durch Striegeln und Reiben wird das Fell gesäubert.
Der Begriff ist schon seit dem 17. Jahrhundert belegt. Seine
heutige Bedeutung, im Sinne von "Bestrafen", hat er wohl erst seit
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Abschaum --> abgefeimt
Durch Abwesenheit glänzen*
Ironische Kritik an jemand, der eigentlich da sein sollte,
aber nicht gekommen ist; wird vor allem dann verwendet, wenn das öfter
vorkommt. "XY glänzte wieder einmal durch Abwesenheit."
Der Ausdruck kommt aus dem alten Rom, wo bei Beerdigungen
Familienangehörige Bilder der Vorfahren des Verstorbenen vor dem Trauerzug
trugen. Diese Ahnen "glänzten durch ihre Abwesenheit", formulierte
der französische Dramatiker Chénier (1762-1794) in seiner Tragödie «Tibère».
Chéniers Popularität als Lyriker im 19. Jahrhundert führte zur Verbreitung
dieser ironischen Formulierung.
Mit Ach und Krach*
Mit großer Mühe, gerade noch eben. - Der Ausdruck ist ein
Beispiel für reimgebundene "Zwillingsformen im Deutschen (vgl. z.B. mit
Sang und Klang, auf Schritt und Tritt, in Saus und Braus leben, mit Sack und
Pack). Beliebt sind auch alliterierende Zwillingsformen, also solche, bei denen
die Sinn tragenen Wörter mit dem gleichen Buchstaben beginnen (mit Stumpf und
Stiel ausrotten, mit Mann und Maus, mit Kind und Kegel, mit Schimpf und Schande
davon jagen, bei Wind und Wetter)
Adamsapfel
Eigentlich ein seltsamer Ausdruck. Er beruht darauf, dass
jede Ausstülpung des menschliche Körpers im Hebräischen tappûach (=Apfel)
heißt und das Adam (=Mensch) zum Namen des ersten Mannes geworden ist. Der vor
stehende Schildknorpel am Kehlkopf des erwachsenen Mannes heißt deshalb
tappûach ha âdâm - und dieser Ausdruck ist vom Volksglauben umgedeutet worden:
Der Knorpel soll also ein Stück des verbotenen Apfels aus dem Paradies sein.
Vom 15. Jahrhundert an hat sich der Begriff über Europa verbreitet: Adamsappel
(niederl.), Adam's apple (engl.), pomme d'Adam (franz.)...
Amerika, du hast es besser
Die Formulierung stammt aus Goethes Gedicht "Den
Vereinigten Staaten". Allerdings meinte Goethe damit die
Geschichtslosigkeit der damals jungen USA, die ein leichteres Leben
ermöglichte.
anhängen*
Etwas Schlechtes über jemand sagen. Der Ausdruck geht zurück
auf den Brauch, einem Häftling einen Zettel anzuhängen, auf dem seine Straftat
zu lesen war, oder einen für seine Tat bezeichnenden Gegenstand: einem Dieb den
gestohlenen Gegenstand, Trinkern eine Flasche, bösartigen Weibern einen Besen
und Ehebrecherinnen oder Prostituierten obszön geformte Steine. Noch in der
Nazizeit waren solche Zettel zu sehen, wenn etwa eine Frau Verkehr mit einem
jüdischen Mann hatte und dann an den Pranger gestellt wurde mit einem
umgehängten Schild: "Ich bin am Ort das größte Schwein und lass mich nur
mit Juden ein."
Jemand unter die Arme greifen:
Jemand in einer Notlage helfen. Wenn ein Ritter bei einem
Turnier gestürzt ist, packt ihn sein Knappe unter den Armen und hilft ihm
wieder auf die Beine.
Etwas aus dem Ärmel schütteln
Eine Aufgabe mit großer Leichtigkeit, ohne Mühe erledigen.
Die Bettelmönche des 13. Jahrhunderts trugen Kutten mit weiten Ärmeln, in denen
sie die für die Armen gespendeten Gaben aufbewahrten. Zurück im Kloster
schütteten sie dann das erbettelte Gut "aus dem Ärmel".
Arsch auf Grundeis
In der Redensart bezieht man sich auf das Losbrechen des
Grundeises nach der Frostperiode. Dieses Losbrechen geschieht unter erheblichem
Lärm und wird mit den Magengeräuschen verglichen die beim Durchfall als
Begleiter von Angst und Feigheit auftreten.
Die Redensart ist seit Mitte des 18. Jhds belegt, aber
sicher älter.
Die Arschkarte ziehen
Wenn man mit der unangenehmsten von allen Aufgaben betraut
wird, hat man die Arschkarte gezogen. Nach Wikipedia kommt der Ausdruck aus dem
Fußball, und zwar aus der Zeit, bevor sich das Farbfernsehen vollständig
durchgesetzt hatte. Damit die Zuschauer zu Hause erkennen konnten, ob eine
gelbe Karte oder eine rote Karte vergeben wurde, trug der Schiedsrichter die
gelbe Karte in der Brusttasche und die rote Karte in der Gesäßtasche
(Arschtasche). (http://de.wikipedia.org/wiki/Arschkarte)
Nach einer anderen, aber wenig überzeugenden Version liegt
der Redensart ein Kartenspiel mit dem schönen Namen "Arschloch"
zugrunde; die erste gezogene Karte ist die Arschkarte.
Sich einen Ast lachen
Ein Ast ist etwas, was aus einem Stamm herauswächst; in der
neueren Volkssprache kann Ast für Buckel stehen. Sich einen Ast lachen, heißt
also, sich bucklig lachen = so lange lachen, bis man bucklig wird.
Eulen nach Athen tragen ---> Eulen
aufgedonnert sein
Übertrieben elegant zurechtgemacht. Kommt angeblich von
niederdeutsch "dunner" (vgl. italienisch donna) = Dame. Aufgedonnert
sein bedeutet danach urprünglich also nur wie eine Dame gekleidet sein. Ist
dann wohl volksetymologisch auf die heftige Wirkung eines Gewitters bezogen
worden: Die Kleidung einer Frau ist so übertrieben,d as sie wie ein
Donnerschlag trifft.
Aufschneider
Das ist ja bekanntlich jemand, der unwahre Heldentaten zum
Besten gibt .
Vollständig lautete die Redensart im 17. Jahrhundert:
"Mit dem großen Messer aufschneiden". Man gebrauchte diese Formel,
wenn einer allzu große Stücke auftischte. Zu der Redensart existieren unzählige
Geschichten, in denen mit großen Messern hantiert wird.
Ein Auge zudrücken*
Nachsichtig sein, über bestimmte Dinge hinwegsehen. Der
Ausdruck stammt aus dem Gerichtswesen: Durch bestimmte Zeichen konnte ein
Richter aufgefordert werden, das eine oder andere zu "übersehen".
Etwas ausbaden
Die Strafe für die Fehler oder Versäumnisse anderer
bekommen. Da im Mittealter, aber auch noch im Deutschland des 19. und frühen
20. Jahrhunderts warmes Badewasser nicht so leicht zu beschaffen war, mussten
mehrere Personen dasselbe Bad benutzen; der letzte musste nicht nur im schon
ziemlcih schnmutzigen wasser baden, sondern dieses dann auch noch ausgießen und
das Bad reinigen, also ausbaden.
ein Ausbund von Tüchtigkeit sein:
besonders tüchtig sein; die Kaufleute nahmen früher
besonders gute Warenproben "aus den Bünden", also aus der Packung,
und banden sie als Schaustücke oben auf die Packung. Die "ausbündige"
Ware war also besonders gut.
ausmerzen:
aussondern und vernichten, tilgen. Die Deutung, dass damit
gemeint sei, die überzähligen, nicht lebensfähigen Schafe im Frühjahr (März)
auszusondern, steht entgegen, dass dies üblicherweise im Herbst geschah.
Möglicherweise ist, wie aus einer vogtländischen Rechnung hervorgeht, der
Martinstag (11.11.) gemeint: 'ausmerten';
Entstanden ist das Wort vermutlich aus dem lateinischen merx
(=Ware) >>> merzen = Handel treiben. (Vgl. engl. to mark out)
jemand ausstechen
In einem Wettbewerb (auch z.B. bei der Bewerbung um eine
Stelle) über einen anderen triumphieren. SDer Ausdruck kommt aus dem
Turnierwesen: Im Turnier galt es, den Gegner mit der Lanze vom Pferd zu stechen
********************
Jemand einen Bären aufbinden:
Jemand eine Lügengeschichte erzählen. Ursprünglich war ein
"bar" (= Last, Abgabe) ein eisernes Fallgewicht an Schmiedehämmern
und Rammen (vgl. Barren, franz. la barre) ; e. Bären anbinden kommt daher, dass
Jagdgesellen dem Wirt einen lebendigen Bären als Pfand für eine Zechschuld an
die Theke gebunden haben sollen.
Jemandem einen Bärendienst erweisen
Der "Bärendienst" hat seinen Ursprung in der Fabel
vom Einsiedler und seinem gezähmten Bären. Um die Mücken zu verjagen, die den
schlafenden Einsiedler stören, wirft der junge Bär mit einem Stein, der zwar
die Mücken vertreibt, aber den Einsiedler tötet. Eine Variante besagt, der Bär
habe beim Versuch, die Mücken zu erschlagen, den Einsiedler mit einem
Prankenhieb getötet.
aus der Bahn werfen
den geplanten Lebenslauf von jem. zerstören. Lange vor
Erfindung der Eisenbahn entstanden; der Ausdruck geht wie so viele auf das
Turnierwesen zurück: Wer im Turnier aus seiner vorgezeichneten Bahn geworfen
wurde, hatte verloren. (Der Ausdruck Bahn für Kampfplatz findet sich noch in
einigen älteren Stadionbezeichnungen - vor der Kommerzialisierung. In der
"Glückauf-Kampfbahn" spielte einmal der FC Schalke 04;
"Kampfbahn Rote Erde" hieß früher das Dortmunder Stadion).
Etwas auf die lange Bank schieben
Die Bearbeitung einer Angelegenheit immer wieder
hinauszögern. Mit der Einführung des Römischen Rechts in Deutschland wurden
auch schriftliche Akten eingeführt, die in langen, bankähnliche Truhen
aufbewahrt wurden. Der Ausdruck müsste also korrekt heißen: In die lange Truhe
legen.
bankrott gehen
Zahlungsunfähig werden. Der Ausdruck kommt wie die meisten
Ausdrücke, die das Finanzwesen betreffen, aus Italien, wo das Bankwesen
erfunden wurde. Wenn ein Geldwechsler nicht mehr zahlungsfähig war,
zerschlugen ihm die Gläubiger die Bank, auf der er seine Geldsorten ausgelegt
hatte: Sie war dann zerbrochen - la banca è rotta.
va banque spielen
Ein hohes, unkalkulierbares Risiko eingehen. Il va contre la
banque - ein Spieler setzt beim Baccarat die gesamte Summe, über die der Bankhalter
verfügt und die außer diesem niemand kennt, gegen die Bank ein.
Jem. einen Bärendienst erweisen
geht auf die Legende von dem Einsiedler zurück, der zusammen
mit einem gezähmten Bären lebte. Als der Einsiedler schlief und Mücken um ihn
herumschwirrten, warf der Bär, um seinen Herrn vor den Quälgeistern zu
schützen, mit einem Stein nach den Mücken. Zwar verjagte er damit die kleinen
Blutsauger, aber er tötete leider auch den schlafenden Einsiedler. Ein
"Bärendienst" ist heute also ein Dienst, der dem Empfänger der
Dienstleistung mehr Schaden als Nutzen bringt.
Jem. um den Bart gehen
Jem. schmeicheln. Der Bart war nach altgermanischer
Vorstellung der wichtigste Teil des Männergesichts. Wer also den Bart eines
Mannes bewunderte, schmeichelte ihm besonders.
Um des Kaisers Bart streiten
Sich über eine völlig unwichtige Sache streiten. Angeblich
durch Volksetymologie entstanden: Es war nicht des Kaisers Bart, sondern ein
Geißhaar-Bart, der Bart eines Ziegenbocks. Angeblich hat der römische Dichter
Horaz sich darüber lustig gemacht, dass Menschen sich dasrüber stritten, ob man
Ziegenhaar auch als Wolle bezeichnen dürfe (de lana caprina rixari = um
Ziegenwolle streiten).
Der weiß, wo der Barthel den Most holt
Als einst in Leipzig durch gutgehende Geschäfte zur
Messezeit der Most ausging, wusste der Wirt Barthel Rat: Er fuhr zu seinem
Bruder, der im nahen Meißen ein Weingut besaß, und beschaffte Nachschub.
Jemand, der den Durchblick hat, weiß heute noch wo der Barthel den Most holt.
Dazu gibt es allerdings noch eine authentischere Erklärung: Most
leitet sich vom hebräischen "maoth" = "Münze" ab (daher
stammt übrigens auch unser "Moos"); Barthel ist eine Ableitung vom
Gaunerwort "barsel" für Brecheisen. Wer weiß wo das Brecheisen die
Knete holt, ist wahrscheinlich nicht auf Weinverkauf angewiesen.
In Bausch und Bogen
Total, absolut, völlig, ohne Einzelheiten zu beachten. Hier
haben wir eine so genannte "stabreimende Zwillingsformel" (so wie
"mit Mann und Maus").
Bei Grenzziehungen war "Bausch" die nach außen
gehende, "Bogen" die nach innen gehende Fläche. Was an der einen
Stelle zu viel war, wurde an anderer Stelle wieder abgezogen.
Von "Bausch" ist auch unser Wort
"pauschal" abgeleitet: es ist entstanden aus dem neulateinischen
Kanzleiwort pauschalis (im Ganzen, ohne Einzelheiten eigens zu erwähnen).
belämmert
betreten, eingeschüchert, peinlich berührt. Norddeutsch
belämmern bedeutet so viel wie bequatschen, auf jemand einreden, bis er/sie
nachgibt. Niederländisch belemmeren (von lahm abgeleitet) bedeutet verhindern,
hemmen; vgl. gelähmt vor Entsetzen
in die *Binsen gehen [W]
verloren, kaputt gehen: wahrscheinlich aus der Jägersprache:
"In die Binsen gehen" hat damit zu tun, dass die Binsen am Wasser
wachsen und wenn bei der Jagd die bejagte Wildente "in die Binsen
ging", war sie für Jäger und Hund nicht mehr zu greifen, also verloren.
eine Binsenweisheit [W]
Eine selbstverständliche, allen bekannte Tatsache
Binsen besitzen im Gegensatz zu anderen Grasarten keine
Verdickungen (Knoten) am Halm. Eine Binsenweisheit ist also eine glatte Sache ohne
Verwicklungen oder Verknotungen. Terenz und Plautus sprechen von "Knoten
an einer Binse suchen" (wo es in Wirklichkeit ja keine gibt): nodum in
scirpo quaerere.
Ob sie mit der Herkunft des Sprichwortes zu tun hat oder
nicht, es gibt da noch folgende nette Legende:
Der König Midas sollte einen musikalischen Wettstreit
zwischen Pan und Apoll schlichten. Da er den Sonnengott nicht so recht leiden
konnte, erklärte er Pan zuzm Sieger, obwohl die Zuschauer anderer Meinung
waren. Aus Rache ließ Apoll die Ohren von Midas auf die Größe von Eselsohren
wachsen. Von nun an sah sich der König gezwungen, eine Mitra zu tragen, was
damals im Nahen Osten die übliche Kopfbedeckung war (die übrigens auch Vorbild
für die "Fool's Cap", die Eselsmütze in der Schule, war): Aber beim
Haareschneiden konnte er die Mütze ja schlecht aufbehalten, also ließ er seinen
Barbier unter Androhung der Todesstrafe schwören, keinem Menschen etwass davonh
zu erzählen. Der Barbier konnte es jedoch nicht ertragten, dieses Geheimnis für
sich zu behalten: EDr musste es jemand erzählen, und so grub er sich in der
Nähe eines Gewässers ein Loch und erzählte es der Erde.
Die Erde, die sich außerstande sah, das Erzählte zu
komunizieren, ließ immerhin an der Stelle, wo der Barbier das Loch gegraben
hatte, Binsen wachsen., und die erzählen nun jedem, der vorbeikommt, wenn der
Wind durch die Gräser pfeift, die Geschichte der Ohren des Midas.
Da bleibt einem der Bissen im Halse stecken
sagt man, wenn man eine erschreckende Nachricht bekommt. Der
Ausdruck geht zuerück auf ein mittelalterliches Gottesurteil:
der Beschuldigte musste ein Stück trockenes Brot oder harten
Käse hinunterschlucken ohne etwas zu trinken. Gelang dies ohne Schwierigkeiten,
war er frei, blieb der Bissen aber im Halse stecken, war er verurteilt.
Beckmesserei
Beckmessern ist kleinliches Kritisieren und geht zurück auf
Richard Wagners Oper "Die Meistersinger von Nürnberg".
Sixtus Beckmesser ist eine Figur der Oper, die pedantisch
alle Regelverstöße beim Gesangswettbewerb notiert.
Der "Meistergesang" war eine musikalische
Disziplin, bei der es vor allem um das Einhalten strenger Vorgaben ging. Z.B
musste zu alten Melodien neuer Text erfunden werden. Der Text wurde ohne
Rücksicht auf die natürliche Betonung der Melodie "aufgepfropft".
Wer nur altbekannte Lieder vortrug, war "Singer";
wer alte "Töne" mit neuem Text unterlegte, war "Dichter";
wer gar eine neue Melodie erfand, war "Meister".
Ausgeübt wurde diese Kunst fast ausschließlich von
Handwerkern. Der berühmte Meistersinger Hans Sachs war z.B. Schuhmacher.
("Hans Sachs war ein Schuh-/ macher und Poet dazu...")
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Ein Übel durch ein noch schlimmeres zu verhindern suchen.
"Beelzebub" stammt aus dem Hebräischen und ist ein
Name des Herrschers der Dämonen. "Baal sïbub" = "Herr der
Fliegen". (Der Herr der Fliegen in W. Goldings gleichnamigem Roman ist ein
auf einen Pfahl gespießter Schweinekopf, der als Symbol des Animalisch-Bösen im
Menschen steht.)
Mit etwas hinter dem Berge halten [W]
= seine Absicht verheimlichen, ist eine militärische
Floskel. Seit dem Dreißigjährigen Krieg kennt man die Taktik, Geschütze hinter
natürlichen Deckungen, wie Hügeln aufzustellen, um sie in einem günstigen
Moment einzusetzen.
Einen Bernhard machen
Diese Redensart stammt aus der Fachsprache der Steinmetze.
Wenn ein Steinmetz durch falsches Messen, Missverstehen einer Zeichnung oder
ähnliches, einen Stein verhaut, macht er einen "Bernhard". Für diesen
Stein bekommt der Handwerker natürlich keine Bezahlung, dafür aber den Spott
seiner Kollegen.
Normalerweise muss der Steinmetz auch noch einen ausgeben,
und zwar den "Leichentrunk" für den Stein. Ein "Bernhard"
wird nämlich seit der Gotik in der Nähe der Hütte feierlich beigesetzt.
Wie ein Berserker wüten
Im Altnordischen beizeichnete man jemanden voller
ungezügelter Angriffswut als Berserker. Eigentlich meinte man damit anfangs nur
das Bärenhemd, das der durchschnittliche skandinavische Krieger trug
("serkr" = "Hemd", "ber" = "Bär").
Die Recken wollten damit die Kraft des getöteten Tieres auf
sich übertragen. Gelungen ist es ihnen am ehesten mit dem Gestank...
"Berserker" wurden später die Männer genannt, die
durch die Fellklamotten so furchterregend aussahen (und rochen), dass man von
ihnen sagte, sie könnten kurzzeitig die Bärengestalt annehmen. So ähnlich wie
Werwölfe.
Allerdings ist auch eine etwas andere Herleitung möglich,
und zwar aus den Begriffen "ber" = "bar, bloß" und
"serkr"= "Hemd, Waffenrock", also jemand der "ohne
Hemd", d. h. ohne Rüstung, in den Kampf zieht.
gut betucht sein
= Wohlhabend sein. Wer Anzüge aus feinem Tuch trägt, mag ja
in der Tat wohlhabend, also gut betucht sein. Dennoch hat der Ausdruck nichts
mit Tüchern zu tun, sondern kommt aus dem Hebräischen
"batuah", was etwa "vertrauenswürdig, sicher"
bedeutet. Wer viel Geld hatte, mit dem konnte man gut Kaufverträge abschließen,
weil es sicher war, dass der Kunde bezahlen würde.
eine Binsenweisheit
= eine allgemein bekannte banale Tatsache. Der Ausdruck geht
auf eine griechische Sage zurück. König Midas wurde einst von Gott Apoll mit
Eselsohren bestraft. Um diese zu verbergen, trug er immer eine Mütze, musste
sie beim Barbier aber natürlich abnehmen. Er verdonnerte den Haarkünstler zu
absolutem Stillschweigen über das, was er gesehen hatte, aber der Figaro hielt
es nicht aus und brüllte die sensationelle Nachricht sogleich in ein Erdloch.
Kein Mensch hörte ihn, wohl aber die umgebenden Binsen, ziemlich einfach
gebaute Gräser, die die Nachricht ihrerseits an die anderen Binsen weitergaben,
so dass sie sich im Nu überall verbreitete und zur Binsenweisheit wurde.
Das Blatt hat sich gewendet
Es ist eine völlig neue Situation entstanden. Die Redensart,
schon 1534 in der Vorrede von Sebastian FRANCKs "Weltbuch" bezeugt,
soll auf das Kartenspiel zurückzuführen sein. Eine andere Deutung besagt, dass
zu Johannis (24. Juni) die Blätter einiger Bäume, vor allem der Silberpappel,
sich drehen, um den Regen besser durchzulassen.
Kein Blatt vor den Mund nehmen
Etwas frei heraus sagen. Die Redewendung spiegelt eine alte
Theatersitte wider: Die Schauspieler machten sich unkenntlich, indem sie
Blätter vor ihr Gesicht hielten. Sie konnten dann Anliegen vorbringen, ohne später
dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Variante: Im 16. Jhd. nahm man häufig ein Laub- oder
Papierblatt vor den Mund, um eine peinliche Wahrheit nicht so laut hören zu
lassen
Blau machen
Wollten Färber Stoffe mit Indigo färben, mußten sie eine Farbstofflösung
mit einem bestimmten pH-Wert anrühren. Dieser pH-Wert wurde durch Anreichern
der Färbelauge mit Urin erreicht. Um die erforderlichen Mengen an Urin zu
erhalten, mussten bzw. durften die Färber große Mengen Alkohol trinken. Mit der
Konsequenz, daß an diesen Tagen sonst nicht mehr viel lief. Es wurde eben
"blau gemacht".
Variante: blauer Montag; die sich an der Luft schnell
indigoartig-blaufärbende Wolle wurde den ganzen Sonntag über im Bad gelassen,
um sie montags an der Luft trocknen zu lassen; so konnten die Gesellen an
diesem Tage ausruhen.
Jemanden grün und blau schlagen ---> grün
blaues Blut haben
= adlig sein. In der Zeit, als die Araber in Spanien
herrschten (8. bis frühes 13. Jahrh.), unterschied sich die herrschende
arabische Klasse von den eingeborenen nordspanischen Fürsten vor allem durch
den dunkleren Teint. Bei den hellhäutigeren Spaniern konnte man durch die Haut
hindurch oft die blauen Adern sehen, was zu der Annahme führte, ihr Blut sei
blau. Da die vornehmen Herren sich überwiegend im Schatten ihrer Paläste
aufhielten und ihre edle Blässe pflegten, koim Gegensatzzu der im Freien
arbeitenden und deswegen braungebrannten Landbevölkerung, waren die blauen
Adern deutlch sichtbar. Das "baue Blut" wurde im Laufe der Zeit allen
Adligen zugeschrieben: Die Queen ist "blue blooded", durch die Adern
der spanischen Nobilidad fließt "sangre azul".
Der geht ran wie Blücher [W]
Die Redewendung, manchmal auch vollständig "Der geht
ran wie Blücher an der Katzbach" zitiert, bezieht sich auf den Sieg
Blüchers über die Franzosen an der Katzbach im Jahre 1813. Der volkstümliche
Blücher war einer der beliebtesten Militärs, beim Volk war er als
"Marschall Vorwärts" bekannt.
Blümchenkaffee
Ein Kaffee, der so dünn und wässrig ist, dass man das Blümchenmotiv
auf dem Grund der Kaffeetasse aus Meißener Porzellan sehen konnte.
mir wird blümerant
= ich fühle mich elend; seit Mitte des 17. Jahrhunderts zu
finden, abgeleitet aus dem französischen bleu mourant (mattblau,
"sterbens"blau), einer Modefarbe in dieser Zeit. [a. WAHRIG
1986,283M]
Irgendwann hatte man sich an dieser Farbe sattgesehen, sie
ging einem aufs Gemüt. In einer volksetymologischen Umdeutung wurde das
"bleu mourant" zu "blümerant" und war nicht nur Ausdruck
des Unbehagens an einer Farbe, sondern eines ganz allgemeinen unbehaglichen
Gemütszustandes.
Böhmische Dörfer
Unbekannte oder unverständliche Dinge werden schon seit dem
16. Jahrhundert als "Böhmische Dörfer" bezeichnet. Die Deutschen
hatten leichte Sprachprobleme mit den Ortsnamen im böhmischen Gebiet, da sie
die tschechischen Namen nicht verstehen, geschweige denn aussprechen konnten.
Richtig gebräuchlich wurde die Redensart aber nach dem
Dreißigjährigen Krieg. Damals wurde Böhmen derart verwüstet, dass kaum noch
unzerstörte Dörfer übrig blieben. Als "Böhmisches Dorf" galt daher
auch etwas, das es eigentlich nicht mehr gab.
Bonze
führendes Parteimitglied mit Privilegien; allgemein reicher
und (in den Augen vieler) zu einflussreicher Mensch in Wirtschaft oder Politik.
Der aus dem Japanischen stammende Begriff bezeichnete ursprünglich einen
buddhistischen Mönch oder Priester. Das japanische bōzu oder bonsō
fand zunächst im Portuguiesischen als bonzo Einlass und gelangte später über
das französische bonze ins Deutsche. Bei Schiller wurde der Begriff auf bigotte
Priester angewendet, im 19. Jahrh. bekam er eine weltliche Bedeutung und
bezeichnete Staatsmänner, Inhaber von hohen Ämtern und ganz allgemein
Vorgesetzte.
Bratkartoffelverhältnis
Der Ausdruck stammt noch aus dem ersten Weltkrieg und
bezeichnete damals eine kurzfristige Liebesbeziehung, die weniger vom Sex
bestimmt ist, sondern vor allem wegen der besseren Verpflegungsverhältnisse
eingegangen wird.
Heute wird er meist als Synonym zur "wilden Ehe"
benutzt.
Die volle Breitseite
Jemand, der ungebremsten, schonungslosen Attacken ausgesetzt
wird, kriegt bekanntlich "die volle Breitseite" ab. Der Begriff
stammt aus dem vielseitigen Sprachschatz der Kriegsmarine, als die Kanonen
eines Schiffes noch unter Deck aufgestellt waren. Eine "Breitseite"
(Englisch: "broadside") bezeichnet das gleichzeitige Abfeuern aller Geschütze
auf der dem Gegner zugewandten Seite des Schiffes.
Also schon eine eher deutliche Unmutsbezeugung.
In die Bresche springen
Der Ausdruck stammt aus dem älteren Kriegswesen. Eine
"Bresche" ist eine Lücke in einer Festungsmauer. Ursprung des Wortes ist
der Gleiche wie von dem Wort "brechen". Wer in die "Bresche
springt" hilft anderen in einer brenzligen Situation, weil er, bildlich
gesprochen. eine gefährliche Lücke verteidigt.
Ein Brett vor dem Kopf haben
Störrischen Ochsen wurde vom Bauern ein Brett vor den Kopf
gehängt, das ihre Sicht beeinträchtigt. Der Ochse war dann leichter zu führen.
Eine andere Erklärung ist, dass das Joch, mit dem der Ochse
eingespannt wird, seine Denkfähigkeit beeinträchtigt. Der starke Ochse zieht
unter dem Joch bereitwillig ein Fuhrwerk.
Jemandem aufs Dach steigen [W]
Das Abdecken des Daches war im Mittelalter eine Maßnahme
gegen sogenannte "Friedlose" oder "Vogelfreie". Diese
Verbrecher durfte kein Dach mehr schützen, bis sie sich gestellt hatten. Man
gab Leuten, die einen Verbrecher beherbergten, eine gewisse Frist, dann stiegen
ihnen die Büttel aufs Dach und deckten es ab. Man ließ "den Himmel ins
Haus". Da den Verbrecher nun kein Dach mehr schützte, konnte er im Haus
verhaftet werden, was normalerweise verboten war.
Auch bei sittenwidrigem Verhalten in der Ehe, etwa wenn die
Frau ihren Mann schlug, wurde als gerichtliche Strafe das Dach abgedeckt.
Das kannst du halten wie ein Dachdecker
Das kannst du machen, wie du willst. Der Ausdruck kommt
daher, dass zur Jahrhundertwende die Dachdecker nicht kontrollierbar waren, da
keiner der Bauherren den Mut hatte, aufs Dach zu klettern um nachzusehen, ob
alles in Ordnung war.
Variante: Das kannst du machen, wie der Pfarrer Nolte - (der
tat immer, was er wollte.)
Dalli, Dalli!
Die Redensart hat das "flink, flink" aus dem
deutschen Wortschatz weitgehend verdrängt. Seinen Ursprung hat das seit dem
Ende des 19. Jahrhunderts im deutschen Raum bekannte "dalli" im
Polnischen "dalej" = "vorwärts".
"Dalli , dalli" war zwischen 1971 und 1986 Jahren
eine beliebte Unterhaltungssendung im ZDF mit dem Moderator Hans Rosenthal,
dessen Ausruf: "Das war - Spitze!" sprichwörtlich wurde. Es ging in
dieser Show vor allem um Geschwindigkeit.
Ein Damoklesschwert schwebt über dir
Damokles war ein Höfling des Tyrannen von Syrakus. Immer
wieder pries er dessen Glück, bis es seinem Chef zu dumm wurde. Er ließ den
Schwätzer auf seinem Sitz Platz nehmen und ihm erlesene Speisen vorsetzen.
Gleichzeitig wurde aber über dem Jüngling ein Schwert an einem Rosshaar
aufgehängt.
Damit war auch dem vorlauten Damokles klar, dass der
Herrscher, trotz allem Luxus, in permanenter Gefahr lebte.
Das war ein Danaergeschenk
Ein Geschenk, das Gefahren in sich birgt, wird oft nach
Homer "Danaergeschenk" genannt. Homer meinte damit wahrscheinlich
alle griechischen Kämpfer.
Das klassische Danaergeschenk war der bekannte hölzerne
Gaul, der eines morgens vor der Touristenhochburg Troja stand.
Der kritische Laokoon warnte damals mit dem Spruch
"Danaos timeo et dona ferentes" (Was es auch sei, ich fürchte die
Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen.) Zum Dank dafür wurde er mit seinen
Söhnen von Schlangen erwürgt und später in Stein gemeißelt. Die atemberaubende
Skulptur ist heute im Vatikanischen Museum in Rom zu bewundern.
Ein echter Dauerbrenner
Ein permanenter Erfolg, vor allem im Showbereich, wird gerne
als "Dauerbrenner" bezeichnet. (Gelegentlich auch ein besonders
intensiver und langer Kuss...) Eigentlich war ein "Dauerbrenner" ein
Ofen, der mit lang brennendem Material (Briketts etc.) befeuert wurde. Mit der
modernen Zentralheizung verschwand der Ofen, nicht aber die Redensart.
Einen Denkzettel bekommen
Im hansischen Recht (15. Jahrhundert) kannte man schon den
"Gedenkzettel". Es handelte sich um eine schriftliche Mitteilung des
Gerichtes, vergleichbar unserer heutigen Vorladung. Später benutzte man den
Begriff allgemein für "schriftliche Mitteilung".
Auch in Jesuitenschulen wurde später Schülern, die
irgendwelche schlechten Eigenschaften erkennen ließen, vom Lehrer ein
"Denkzettel" ausgehändigt, auf dem der Fehler verzeichnet stand. Der
Schüler musste den Zettel ständig bei sich tragen. Da mit dem Denkzettel oft
auch körperliche Bestrafungen einhergingen, hat das Wort heute eine eher
negative Bedeutung.
Keinen Deut wert sein [W]
Ein Deut, oder niederländisch Duit, ist eine Münze, die seit
dem 14. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts geprägt wurde. Sie war
anfangs aus Silber, dann ließ man nach und nach immer mehr Silber weg und
ersetzte es durch ein billigeres Material. Ab 1573 bestand sie dann nur noch
aus Kupfer.
Eine Sache, die nicht einmal einen Deut wert ist, wird also
ähnlich geringgeschätzt wie diese unedle Münze.
Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um meinen
Schlaf gebracht
Das Zitat stammt zwar von Heinrich Heine, aber nicht aus
"Deutschland - ein Wintermärchen" sondern aus seinem Gedicht
«Nachtgedanken»:
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht
Du hast einen Doppelgänger [W]
Heute bezeichnet man jemanden als "Doppelgänger",
der einer anderen Person so ähnlich sieht, dass man die beiden verwechseln
kann.
Früher war es die Bezeichnung für jemanden, von dem man
glaubte, er könne an mehreren Orten gleichzeitig sein.
Drahtzieher [W]
Der "Drahtzieher" hat seinen Ursprung nicht etwa
im ehrbaren Handwerk des Drahtherstellers, sondern man meint damit einen
Marionettenspieler. Also jemand, der hinter der Bühne "an den Drähten
zieht", damit sich die Puppen nach seinem Willen im Rampenlicht bewegen.
Drakonische Strafe [W]
Harte Strafen werden nach dem griechischen Gesetzgeber
Drakon benannt. Im 7. Jahrhundert vor Christus waren die von ihm verfassten
Gesetze so streng, ja sogar grausam, dass Plutarch schrieb, sie seien "mit
Blut und nicht mit Tinte geschrieben".
Dreck am Stecken haben
s. Stecken
durchfallen ---> einen Korb bekommen
das Ei des Kolumbus
= eine verblüffende einfache Lösung eines schwierigen
Problems.
Beim Festmahl des Kardinals Mendoza für den Admiral Kolumbus
nahm dieser ein Ei und fragte, wer von den Anwesenden dieses auf die Spitze
stellen könne. Als alle verneinten, nahm er das Ei und schlug ein Ende platt,
woraufhin es stand KrL 76S
Heinz Erhardt sieht das Ganze übrigens anders - er
erläutert, dass Kolumbus nach seiner Rückkehr in Madrid eine reizvolle
"Dame weiblichen Geschlechts" erblickt und daraufhin erfreut
"Ei" ausgerufen habe, was als das "Ei" des Kolumbus in die
Geschichte eingegangen sei.
Ein eingefleischter Junggeselle
s. Junggeselle
Einen Stiefel vertragen können
s. Stiefel
Es ist allerhöchste Eisenbahn
Die Redensart stammt aus einem Stück von Adolf Glasbrenner.
Der schwer zerstreute Briefträger Bornike will um die Hand der Tochter des Malers
Kleisch bitten. Am Ende der Szene bricht der Briefträger ganz plötzlich auf,
weil er die Post aus Leipzig, die schon im Postamt auf ihn wartet, noch
austragen muss. Beim Weggehen sagt er: "Es ist die allerhöchste Eisenbahn,
die Zeit ist schon vor drei Stunden angekommen."
Das ist eine Ente (Zeitungsente)
Falschmeldung. Der Ausdruck kommt von einer englischen
Abkürzung. die für nicht bestätigte Berichte anstelle eines Agenturvermerks
benutzt wurde. N.T. bedeutet eigentlich "not testified" spricht sich
aber im deutschen wie EN-TE.
Eselsbrücke
Esel weigern sich normalerweise beharrlich, auch kleinste
Wasserläufe zu durchwaten. Daher baute man oft kleine Brücken, um mit den
Lasttieren doch ans Ziel zu kommen. Eine E. ist also ein kleines Hilfsmittel,
das ans Ziel führt.
Etwas nach Strich und Faden tun
s. Strich
Eulen nach Athen tragen
Etwas (mit Aufwand) wohin bringen wo es das im Überfluss
gibt. (also ein fruchtloses / sinnloses Unterfangen) Der Hintergrund ist, daß
die griechische Göttin (Pallas) Athene Schutzgöttin der nach ihr benannten
Stadt Athens war. Eines ihrer Symbole war die Eule. Die Athener prägten ihr zu
Ehren Eulen auf dir Rückseite ihrer Münzen. Daher die Folgerung, daß es in
Athen wohl genug "Eulen" gibt.
Ein anderes Beispiel hierfür ist auch: Wasser in den Rhein
bringen. Im Französischen gibt es eine nettere Umschreibung: Emporter des
femmes à Paris. Frauen nach Paris tragen.
Das dauert ewig und drei Tage
Ewig und drei Tage warten - sehr lange Zeit warten. In der
mittelalterlichen Rechtsprechung war es üblich, für Fristsetzungen einen
bestimmten Zeitraum zu definieren und bis zum endgültigen Ablauf der Frist dann
noch einmal drei Tage dazu zu geben – drei Tage, in denen sich vielleicht das
Blatt noch wenden konnte, selbst wenn die eigentliche Frist schon
"ewig" lang gewesen war.
Nicht lange fackeln*
Sofort handeln, ohne zu zögern.
Ursprung ist das spätmittelhochdeutsche Wort vackelen = wie
eine Fackel brennen. Beim Bild der brennenden Fackel assoziiert man ein
unruhiges Hin und Her. Wer nicht fackelt, kommt also unmittelbar zur Sache,
ohne lange zu überlegen.
Den Faden verlieren
Nicht weiter wissen. Bezieht sich auf den Ariadne-Faden der
griechischen Sage, das Garnknäuel, das Ariadne, die Tochter des Königs Minos
von Kreta,dem geliebten Theseus gab, damit er aus dem Labyrinth wieder
herausfände. Er durfte also nicht den Faden verlieren.
Eine Fahrkarte schießen
Schützen bezeichnen so einen Treffer, der die Zielscheibe
außerhalb der Ringe trifft. Das sieht dann so aus, als hätte ein Schaffner eine
Fahrkarte abgeknipst, also entwertet. Trifft der Schütze überhaupt nichts,
erhält er die Meldung "Fehlanzeige".
"Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht"
Diese Redensart ist eine Verballhornung, gebildet aus
mehreren anderen:
Das schlägt dem Fass den Boden aus
das setzt dem Ganzen die Krone auf
das ist ein Schlag ins Gesicht
Gemeint ist einerseits, dass der Böttcher die Fassreifen zu
stark aufschlägt und so der Fassboden herausspringt.
Andererseits wurde früher Weinverkäufern, die schlechten
Wein angeboten hatten, die Böden ihrer Fässer zerschlagen, damit sie ihre Ware
wirklich niemandem mehr anbieten konnten.
Sich mit fremden Federn schmücken*
Fremde Leistungen als seine eigenen ausgeben
In einer Fabel nach dem griechischen Autor Äsop erzählt
Lessing von der hässlichen Krähe, die sich mit Federn schmückt, die dem Pfau
ausgefallen sind, und so verkleidet sich unter die Pfauen mischt. Die Pfauen
erkennen die Betrügerin aber natürlich sogleich und stürzen sich auf sie, um
ihr die falschen Federn zu entreißen. Dabei reißen sie gleichzeitig auch einige
echte Federn der Krähe aus. Fazit: Wer sich mit fremden Federn schmückt,
bekommt Ärger.
Ins Fettnäpfchen treten
Durch eine unbedachte Äußerung oder Handlung den Missmut
eines anderen hervorrufen.
In erzgebirgischen Bauernhäusern stand zwischen Tür und Ofen
ein Fettnäpfchen, mit dessen Inhalt die nassen Stiefel der Heimkehrenden
sogleich geschmiert wurden. Wer durch Unachtsamkeit das Fettnäpfchen umkippte
und so Fettflecken auf der Diele verursachte, zog sich den Unwillen der
Hausfrau zu.
Die Hand ins Feuer legen ---> Hand
Die Feuerprobe bestehen*
Eine entscheidende schwierige Aufgabe, oft die erste in
einem neuen Aufgabenbereich, lösen; oft als Beweis dafür, dass man für diesen
bestimmten Aufgabenbereich geeignet ist.
Ursprünglich ganz wörtlich gemeint: Gold wurde schon in der
Antike mit Hilfe von Feuer auf seine Echtheit geprüft.
Etwas aus dem "ff" beherrschen
Die Redewendung hat ihren Ursprung wahrscheinlich im
Mittelalter, als Schreiber Zitate aus den Pandekten (einer Sammlung
altrömischer Rechtsgrundsätze als Grundlage für das Corpus Juris) mit dem
griechischen Buchstaben "Pi" kennzeichneten.
Schreibt man das kleine "Pi" (p) unsauber, indem
man die vertikalen Striche über den horizontalen Balken hinauszieht, erscheint
der Buchstabe wie ein "ff". Noch die Juristen des 16. Jahrhunderts
zitierten die Pandekten mit "ff".
Aus dem "Effeff" schöpfte der Jurist sein Wissen;
es war Quelle und Bürge gesicherten Wissens.
Sich etwas aus den Fingern saugen*
Etwas behaupten, was kaum der Wahrheit entspricht oder
zumindest weit hergeholt ist.
Wie viele Redensarten stammt auch diese aus dem Bereich des
Aberglaubens: Finger hatten angeblich die Gabe, jemandem etwas mitzuteilen.
Keine Fisimatenten machen
Fisimatenten (oft fälschlich auch als
"Fisematenten" zu finden) sind Flausen, Ausflüchte, umständliche
Handlungen. Das Wort stammt nicht etwa, wie so oft behauptet, aus der Zeit der
Napoleonischen Kriege, als französische Soldaten in Deutschland junge Frauen
aufforderten, sie in ihrem Zelt zu besuchen: "Visitez ma tente,
mademoiselle."
Ursprung ist wohl vielmehr das bereits im 16. Jahrhundert im
Frühneuhochdeutschen reichlich belegte Wort "visepatenten" (aus dem
lateinischen "Visae patentes [literae]) in der Bedeutung: ordnungsgemäß
verdientes - schriftlich ausgefertigtes Patent. (Ein Patent ist in der
ursprünglichen Bedeutung ein offen vorzuzeigender Brief [patere = offen stehen]
- einerseits als Ernennungsbrief ("Hauptmannspatent"), andererseits
als Bestätigung für die Qualität einer Ware.)-
Das Fachwort "visepatenten" wurde in Verspottung
der Bürokratie zum Begriff für unnötige Schwierigkeiten. Schon 1499 findet man
"it is ein visimatent". Das "m" ist wohl unter dem Einfluss
des Wortes visament (=Schmuck, Zierat) an die Stelle des "p"
getreten.
Jemanden auf die Folter spannen
Die germanische Rechtsordnung kannte so etwas wie die Folter
nicht. Das Wort und die Praxis der Folter kommen aus dem römischen Raum,
"poledrus" war die Folterbank.
Der Einsatz körperlicher Qualen zum Motivieren von
Aussageunwilligen wurde im Mittelalter auch bei uns immer beliebter. Zuerst
wurden dem Gefangenen die Instrumente gezeigt - und das waren keine Geigen!
Wenn er dann gestand, blieb er verschont. Ansonsten wurde er nach genau
festgelegten Regeln "auf die Folter(bank) gespannt".
Falschparken bedeutete Daumenschrauben, Schwarzfahrer wurden
ausgepeitscht.
Fraktur reden*
Jemandem deutlich seine Meinung sagen, ihn zurechtweisen
Der Ausdruck entspricht etwa der Wendung: mit jemandem
deutsch reden = ihm unverblümt die Meinung sagen. Die Frakturschrift ist die im
16. Jahrhundert entstandene "gotische Schrift", in der z.B. die
meisten älterend eutschen Bücher gedruckt sind,weshalb vor allem junge Menschen
sie heute oft nicht mehr lesen können. Früher aber lernte jeder diese Schrift,
und wer sie benutzte, schrieb (und redete) also deutlich und
unmissverständlich.
Frosch im Hals
Wenn jemand heiser ist und kaum sprechen kann, ist meist der
Hals geschwollen: Die Mandeln sind rot, das Schlucken tut weh. Im Hals gibt es
eine kleine Geschwulst, die medizinisch "ranula" heißt.
"Ranula" ist lateinisch und bedeutet übersetzt soviel wie "Fröschlein".
Wenn man heiser ist, ist manchmal auch die
"Ranula" etwas dicker als sonst und entzündet. Daraus entstand im
Laufe der Zeit die berühmte Redensart, einen Frosch im Hals zu haben, was
medizinisch gesehen ja auch richtig ist.
Unter der Fuchtel sein
Jemand der in strenger, sogar erzwungener Ordnung leben
muss, lebt "unter der Fuchtel" von jemandem.
Die "Fuchtel" ist eigentlich ein stumpfer, breiter
Fechtdegen (daher kommt auch "herumfuchteln"), der zum Sinnbild
harter militärischer Zucht wurde.
Mit Fug und Recht
"Recht" kennt jeder, aber was ist "Fug"?
Das mittelhochdeutsche Wort "vuoc" bedeutete
"etwas, das erlaubt ist". Wir kennen es heute noch in "Befugnis,
unbefugt". Etwas, das nicht erlaubt ist, ist "Unfug".
Auf großem Fuß leben*
großen Aufwand betreiben, ein sehr anspruchsvolles Leben
führen
Die Redewendung geht auf eine mittelalterliche Sitte zurück:
Manche Adelige versuchten ihrer Würde dadurch besonders Ausdruck zuu geben,
dass sie besonders lange Schuhe (Schnabelschuhe) trugen.
Gang und gäbe
Ein Stabreim, der aus den Worten "gang", also
"dem was unter den Leuten umläuft (gängig) ist" und "gäbe",
Mittelhochdeutsch "gaebe" = "angenehm, gültig",
zusammengesetzt ist.
Damit bezeichnete man ursprünglich die im Umlauf
befindliche, gültige Währung. Im Laufe der Zeit wurde der Ausdruck immer mehr
für alles, was Sitte oder Brauch, ist angewandt.
Jemanden am Gängelband führen [W]
Das "Gängelband" ist schon seit dem 18.
Jahrhundert bekannt. Es war ein Band, an dem Kinder beim Laufen lernen
festgehalten wurden. Das Wort "gängeln" bedeutete "ein Kind
laufen lehren" (ihm den aufrechten Gang beibringen).
Wenn man heute jemanden gängelt, bevormundet man ihn.
Jemandem den Garaus machen
Was tut man jemandem an, dem man "den Garaus
macht"? "Garaus" ist ein Hauptwort, das sich aus "gar
aus" im Sinne von "ganz aus" ableitet. "Gar aus!" war
der Ruf, mit dem in vielen süddeutschen Städten die Polizeistunde ausgerufen
wurde.
Gedöns um etwas machen
überflüssiges Getue wird gerne auch als "Gedöns"
bezeichnet. Der Ursprung des Wortes liegt in Norddeutschland und geht auf das
alte Wort "gedense" = "hin- und herziehen" zurück.
Mit "Getöne", also viel Lärm um etwas machen, hat
das also nichts zu tun.
Wir haben keine Gefangenen gemacht
Keine Gefangenen zu machen oder auf gut Neudeutsch
"take no prisoners" war eine Terrortaktik der Piraten. Normalerweise
führten Piratenschiffe ja eine Flagge (Jolly Roger o.ä.), die sie als Räuber
kennzeichnete. Aber sie waren immerhin Willens, Gefangene zu machen, d.h. ihre
Opfer am Leben zu lassen.
Wurde aber ein rotes Tuch gehisst, sollte das den Opfern
klarmachen, dass mit Gnade nicht zu rechnen sei. Es stand also ein kurzer
grausamer Beutezug bevor.
Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper
Klingt so, als wollte Juvenal damals schon ein Fitnessstudio
mit angeschlossener Bibliothek aufmachen.
Aber "Roms letzter Dichter" wird normalerweise
falsch zitiert. Er sagte: "Man muss bei der Geburt eines Knaben die Götter
bitten, es möge in einem gesunden Körper auch eine gesunde Seele
wohnen..."
Für Gotteslohn arbeiten
Wenn man von jemandem verlangt, er solle "für
Gotteslohn arbeiten", dann meint man nicht einen Lohn, wie ihn ein Gott
gibt, sondern einen Lohn, den Gott geben soll (statt des Menschen, der ihn
eigentlich bezahlen müsste).
"Für Gotteslohn" bedeutet also in den meisten
Fällen "unbezahlt".
ins Gras beißen
mussten Krieger, die verwundet auf dem Schlachtfeld lagen.
Man konnte nach der Schlacht oft feststellen, das die Sterbenden vor Schmerzen
in den Untergrund gebissen hatten. Im englischen sagt man dazu "to bite
the dust".
Der Brauch, bei an Schwindsucht Gestorbenen die
eingefallenen Wangen mit Gras "aufzupolstern", um sie zur Beerdigung
optisch etwas zu verschönern, hat damit wohl nichts zu tun.
das Gras wachsen hören [W]
Natürlich kann kein Mensch Pflanzen wachsen hören - also
ist diese Redensart wohl göttlichen Ursprungs. In der germanischen Sagenwelt
der Edda ist Heimdall der Wächter der Götter, denn er sieht bei Nacht so gut
wie bei Tag und kann hören, dass Gras auf der Erde und Wolle auf Schafen
wächst.
Das ist die Gretchenfrage
Unter der "Gretchenfrage" versteht man "die
entscheidende Frage stellen, jedoch mit einer ausweichenden Antwort
rechnen".
Ihren Ursprung hat diese Redewendung in Goethes Faust, wo
Gretchen Faust fragt: "Wie hast Du's mit der Religion?" - was Faust
übrigens ziemlich ausweichend beantwortet, weil ihm Gretchens schlichte, naive
Frömmigkeit nicht so recht zusagt...
jetzt ist der Groschen gefallen
Die Redensart hat kommt von den Münzautomaten. Der Groschen
löst dort ja einen Mechanismus aus und das wurde mit einem
"Denkmechanismus" gleichgesetzt.
Dasselbe in Grün
Der Opel "Laubfrosch" war eine Kopie eines
französischen Citroen. Die einzige Änderung war die grüne Lackierung. Für
Kunden war es also "dasselbe in Grün".
Jemanden Grün und Blau schlagen
Wenn mit Indigo gefärbte Stoffe aus der Färberlauge kommen
sind sie zuerst grün. An der Luft oxidiert der Farbstoff und wird langsam blau.
Um diesen Prozess zu beschleunigen, schlug man mit Holzlatten auf die
Stoffbahnen ein, dadurch kam mehr Sauerstoff in das Gewebe. Man hatte den Stoff
Grün und Blau geschlagen.
Ach du grüne Neune
Da gibt es eine halbwegs wahrscheinliche Deutung: Das
Berliner Vergnügungslokal "Coventgarden" in der Blumenstraße 9 hatte
einen Eingang am "Grünen Weg".
Nach 1852 wandelte sich das Lokal zum billigen Tanzcafé, in
dem es ständig zu Handgreiflichkeiten kam. "Die grüne Neune" wurde
also eine volkstümliche Benennung des berüchtigten Lokals.
Haderlump [W]
Hadern sind die zerkleinerten Textilfasern, die man zur
Herstellung von besonders wertvollem Papier benötigt. In der Frühzeit der
Papierherstellung, als man noch keinen Zellstoff kannte, waren sie sogar die
einzige "Rohstoffquelle". Da man aber im Mittelalter nicht die Mengen
Textilien besaß wie heute, wurden nur die alten Lumpen zur Papierherstellung
abgegeben, die nun wirklich niemand mehr anziehen wollte.
Die Frauen, die die Lumpen zerkleinern mussten, saßen auf
einer Bank, auf der ein nach oben gestelltes Messer montiert war. An diesem
Messer zerrissen sie den Stoff, bevor er gereinigt wurde. Da kann man sich
vorstellen, was passierte, wenn sich eine der Damen in den Finger geschnitten
hat.
Den Männern ging es allerdings nicht viel besser: Da man
glaubte, dass die Papierherstellung am besten mit kaltem Wasser funktioniert, fingen
die Jungs um 3.00 Uhr in der Frühe an Papier zu schöpfen. Dabei waren sie mit
den ganzen Oberarmen im Wasser. Gicht und andere fiese Krankheiten waren die
Folge.
Ein Haderlump ist also ein Lumpen, der so am Ende ist, dass
man aus ihm Hadern herstellen darf. Es ist also wirklich das Allerletzte.
Hals- und Beinbruch
Ist nicht die Grußformel der Orthopäden, sondern stammt aus
dem Hebräischen und lautet im Original: "hazlache un birache"
("hazlachà" = "Glück"; "bïrache" =
"Segen").
Ziemlich unspektakulär eigentlich, oder?
" Da liegt der Hase im Pfeffer "
Bei diesem Hasen dreht es sich nicht um einen lebenden,
sondern um einen als Braten zubereiteten Hasen. "Pfeffer" war früher
eine beliebte Soße oder Brühe, die mit Pfeffer und anderen Gewürzen abgeschmeckt
wurde, in dieser wurde der Hase eingelegt.
Wichtiger Bestandteil des "Hasenpfeffers" ist
Hasenblut, das aber oft durch Rotwein ersetzt wird. Mit der Redensart
bezeichnet man ja den Punkt, auf den es bei einer Sache besonders ankommt. Also
vergleichbar dem Fleischanteil bei dieser Beize.
Alternative Erklärung:
Die Redensart "da liegt der Hase im Pfeffer"
stammt aus der Jägersprache: "Pfeffer" ist Jägerlatein für den Kot
von Hase und Kaninchen. Sie drückt demnach ursprünglich die Freude darüber aus,
entweder das bejagte Tier erlegt oder das erlegte Tier gefunden zu haben
Als Hasenpfeffer wird die kugelförmige Hasenkacke
bezeichnet, die in der Vielzahl eben aussieht wie Pfefferkörner. Wo der Hase
viel davon hinterlässt, ist auch sein Versteck, sein Bau. Quasi das,wonach man
verzweifelt sucht - was die Auflösung des Geheimnisses ist (wo denn der
verdammte Hase ist.) Vgl. auch die moderne Version aus dem Zivilfahnderjargon.
"Da liegt der Demonstrant im Pfefferspray!" hinterlässt.
Alexander, München
"Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts"
Die Redewendung wird verwendet, wenn jemand ausdrücken will,
dass er mit einer Sache gar nichts zu tun hat (gelegentlich auch, wenn er in
Wirklichkeit durchaus etwas mit der Sache zu tun hat...)
Sie geht zurück auf Victor von Hase, der sich 1843 in einem
Fall vor Gericht verantworten musste und mit diesem Satz seine Unschuld
beteuern wollte.
Die Hand ins Feuer legen
Stammt noch aus dem Mittelalter. Bei einem mittelaterl.
Gottesurteil mußte der Angeklagte eine Zeitlang die Hand ins Feuer halten; der
Grad der Verbrennung entsprach dem Grad des Verschuldens. Wunden wurden stets
sofort verbunden. Als unschuldig hat nur der gegolten, der in kürzester Frist
wiederhergestellt war.
hänseln
Kommt nicht etwa von Hans (hänseln und greteln), sondern aus
dem Kaufmännischen. Da das Aufnahmeritual für zukünftige Hansekaufleute relativ
drastisch und peinlich war, wurden es bald schon im Volksmund
"hänseln" genannt.
Unter die Haube bringen
Eltern wollen ihre Töchter unter die Haube bringen, also
verheiraten. Nach germanischem Brauch durften verheiratete Frauen ihr Haar
nicht mehr offen tragen, sondern mussten es unter einer Haube verbergen. Am
Hochzeitstag setzte die Frau die neue Kopfbedeckung zum ersten Mal auf.
Auch die Römer kannten diese Sitte.
Es zieht wie Hechtsuppe
kommt wohl aus dem jiddischen: "hech
supha"=starker Wind. Damit, dass Suppe aus Hechtfleisch lange ziehen muß
hat das Ganze wahrscheinlich nichts zu tun.
Hier sieht's aus wie bei Hempels unterm Sofa
sagt man, wenn irgendwo fürchterliche Unordnung herrscht.
Die Hempels waren natürlich keine konkrete Familie, sondern stehen
stellvertretend für grobe, ungebildete, unziviliserte Menschen. Abgeleitet ist
der Name von "Hampel" (den wir z.B. im Hampelmann noch wiederfinden).
Hilf dir selbst, so hilft dir Gott
Diese mittelalterliche Weisheit taucht schriftlich fixiert
im 16. Jahrhundert beim Schriftsteller Justus Georg Schottel in der Form:
"Mensch, hilf dir selbst, so hilfet Gott mit." auf.
Ähnliches schrieben auch schon antike Römer wie Cicero
("Fortes fortuna adjuvat" = "Den Mutigen hilft das Glück").
In Schillers "Wilhelm Tell" fordert Gertrud
Stauffacher ihren Mann Werner zum Widerstand gegen die Reichsvögte auf:
"Dem Mutigen hilft Gott."
Hinz und Kunz [W]
Die Bezeichnung für die große Menge, die
Durchschnittsbevölkerung, stammt aus dem Mittelalter, als "Hinz" =
"Heinrich" und "Kunz" = "Konrad" sehr verbreitete
Namen waren. Grund war wahrscheinlich die lange Reihe von Heinrichs und Konrads
als Herrscher.
Schon um 1300 ist die Redewendung formelhaft, ab dem 15.
Jahrhundert nimmt sie spöttischen Charakter an.
Die gleiche Bedeutung haben "Krethi und Plethi".
Der Ausdruck ist deutlich älter: Man findet in der Bibel, im 2. Buch Samuel,
Kap.8, Vers 18, die "Krether und Plether" als Soldaten König Davids.
"jemand den Hof machen"
Die Redensart bedeutet "um jemanden werben", meist
im Sinne von "sich um Zuneigung bemühen".
Sie leitet sich ab aus den Sitten der feinen Gesellschaft.
Der "Hof" war die Umgebung des Fürsten, jeder der ihm diente gehörte
zu seinem Hofstaat. Und wer für ihn arbeitete, "machte ihm den Hof".
Von der diensteifrigen Art der Höflinge leitete man die Bezeichnung ab für das
werbende Huldigen um die Gunst einer angebeteten Person.
Auf dem Holzweg sein
In den Wäldern existieren einfache Wege, die nur dem
Transport des geschlagenen Holzes dienen. Diese Straßen führen nun aber nicht
von Ort zu Ort, sondern enden meist mitten im Wald. Deshalb ist jemand, der auf
eine falsche Lösung zusteuert, auf dem "Holzweg".
Nur nicht hudeln
Nicht vorschnell handeln. "Hudeln" ist ein alter
Handwerkerausdruck, der, neben anderen, auch die Bedeutung "schlampige
Arbeit" hat. Aus dem Jahre 1741 kennt man die Wendung "die Arbeit
schnell weghudeln". Zumindest in Österreich legendär ist Hans Mosers
Ausspruch: "Bittschön, Herr Kapellmeister, nur net hudeln, i bin do net
der Nurmi..." (Der Finne Paavo Nurmi war d e r Langstreckenläufer der
1930-er Jahre, Inbegriff für Schnelligkeit und Audauer.)
Auf den Hund gekommen
Als die Leute ihre Habseligkeiten noch in Truhen
aufbewahrten (weil die leichter wegzuschaffen waren, falls es brannte oder
Söldnerhorden plünderten) Waren auf dem Boden der Truhen oft Schutzsymbole
eingraviert, darunter oft auch ein Hund. Wenn jemand alles verloren hatte was
normalerweise in der Truhe liegen sollte, war er"auf den Hund
gekommen".
Da wird der Hund in der Pfanne verrückt
Reaktion auf ein fast unglaubliches Ereignis; der Ausdruck
beruht keineswegs auf einer Spezialität der chinesischen Küche, sondern geht -
sehr deutsch - auf Till Eulenspiegel zurück: Als Geselle bei einem Bierbtrauer
in Einbeck bei Göttingen sollte er in Abwesenheit des Meisters das Bier
herstellen und dabei "den Hopf (=Hopfen) gehörig sieden". Dummerweise
hatte der Meister aber einen Hund namens Hopf, und den warf der alles wörtlich
nehmende und außerdem nicht als als Tierschützer bekannte Till in die
Braupfanne mit dem siedenden Wasser. Es versteht sich von selbst, dass der Hund
dabei "verrückt" wurde, ehe er ins Hundeparadies einzog...
vom Hundertsten ins Tausendste kommen
Bei der Redewendung geht es ursprünglich gar nicht um
abschweifendes Labern, sondern um Rechenfehler.
Im 15. bis zum 17. Jahrhundert gab es die sogenannte
"Rechenbank" auf der waagerechte Linien gezogen waren, die den
aufgelegten Marken einen bestimmten Wert zuwiesen. Die Linien markierten
Dezimalsprünge. Wer, wie die Originalredensart lautet, das "Hundert in das
Tausend wirft", der "macht es also, daß niemand weyß, was er rechnet
oder redet" (Johann Agricola, 1529).
Irgendwann ging dann das Wissen um die
"Rechenbank" verloren, doch die Redensart blieb uns erhalten.
Zum Stamme Ibo gehören
Damit sind Menschen gemeint, die regelmäßig Wendungen wie
"ich und die anderen" benutzen. Der Esel nennt sich halt zuerst,
klar.
Das "Ibo" ist ein Akronym aus dem englischen
"I before others".
Alle Jubeljahre
Das Jubeljahr oder "Halljahr" kehrte bei den Israeliten
alle 50 Jahre wieder. Es wurde mit Posaunen im ganzen Land bekannt gegeben. Mit
dem Brauch sollte der Verarmung der Bevölkerung entgegengewirkt werden, da in
diesem Jahr alle Schulden erlassen wurden.
Auch in der christlichen Welt wurde ein solcher Brauch
eingeführt. Das Jubel- oder Gnadenjahr sollte sich alle 100 Jahre wiederholen.
Der Zeitraum wurde dann aber auf 50, 33 und zum Schluss 25 Jahre verkürzt. Das
letzte Jubeljahr war übrigens das Jahr 2000.
Das "jubeln" findet sich auch noch in unserem
Begriff "Jubiläum".
Ein eingefleischter Junggeselle [W]
"Eingefleischt" ist eine Lehnübersetzung von
Lateinisch "incarnatus". Es bedeutet "zu Fleisch geworden".
Ursprünglich wurde es nur für Christus, den Fleisch gewordenen Sohn Gottes
benutzt, mittlerweile verwendet man es nur noch zur Beschreibung eines
"unverbesserlich unverheirateten Mannes".
Ad kalendas graecas
Gebildete Menschen (und solche, die sich dafür halten)
benutzen schon mal diesen Ausdruck, um ein Datum, das niemals eintritt, zu
benennen.
Die "Kalenden" waren bestimmte Tage im römischen
Monat, an denen normalerweise Schulden zurückgezahlt wurden. Die Griechen
kannten diese Tage nicht, daher kann es keine "griechischen Kalenden"
geben. Und wenn einer seine Schulden an den griechischen Kalenden zurückzahlen
wollte, wusste man schon, was Sache war.
Heute bemühen wir den "Sankt Nimmerleinstag" als
unmögliches Datum.
Kalte Füße bekommen [W]
Die Redensart, mit der der Sachverhalt des "Abbrechens
einer (illegalen) Handlung" umschrieben wird, entstand am Spieltisch. Es
war eine beliebte Ausrede, das Spiel abzubrechen und so den Gewinn zu sichern.
Auch im Englischen kennt man "to get cold feet".
Das sind doch olle Kamellen
Das sind alte, überholte Nachrichten und Geschichten. Damit
sind nicht die noch aus dem letzten Rosenmontagszug übrig gebliebenen
Süßigkeiten gemeint, sondern Kamillenpflanzen. Wenn man Kamille zu lange lagert
gehen Aroma und Heilkraft verloren. Mit den alten Kamillen kann der Apotheker
nichts mehr anfangen.
Jemanden an die Kandare nehmen
Ein Ausdruck für strenges Maßregeln. Die "Kandare"
ist eine einteilige Gebissstange am Zaumzeug des Reitpferdes. Sie ermöglicht
ein besonders scharfes Zügeln.
Der Begriff "Kandare" kam über das Ungarische
("kantàr" = "Zaum") zu uns. Die heute üblicherweise
benutzte "Trense" ist durch ihre Konstruktion für das Pferd
angenehmer.
Das Geschütz, die "Kanone" hat seinen Namen
übrigens von Italienisch "canna" für "Rohr".
Unter aller Kanone
Darunter versteht man nicht den Boden unter der Artillerie,
sondern etwas, das unter jedem "Kanon", d.h. unter jedem Maßstab
liegt.
Kapriolen schlagen
Eigentlich: übermütig (oft unkontrollierte) Luftsprünge
machen; artistische Sprünge machen; allgemein: einer Handlung immer wieder
unerwartete Wendungen geben, vor allem im Zusammenhang mit dem Wetter: Das
Wetter schlägt Kapriolen = das Wetter spielt verrückt. - Das italienische Wort
"capriola" bedeutet "Bocksprung".
Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln [W]
Die Redensart kommt vom Militär. Im Manöver gab es oft den
Befehl, auf einen Kartoffelacker vorzurücken. Dieser Befehl wurde dann aber
genauso häufig zurückgenommen, um Flurschäden zu vermeiden.
Einen Kater haben
Wer einen "Kater" hat, spürt die Folgen eines
starken Rausches; ganz allgemein bezeichnet man damit auch die Ernüchterung
nach einer großen freude sowie Gewissensbisse, Reuse.
Der "Kater" hat seinen Ursprung wohl im Wort
"katarrh". Es fand über die Sprache der sächsischen Studenten Eingang
in unsere Umgangssprache: Leipziger Studenten sollen seit etwa 1850 in Sätzen
wie "Er ist von einem physischen und moralischen Catarrh befallen"
die heimatliche volkstümliche Form "Kater" eingesetzt haben. Durch
Eingang in die allgemeine Studentensprache habe der Ausdruck dann weite
Verbreitung gefunden.Anfangs war es wohl eher ein Begriff für ein allgemeines
Unwohlsein, erst später wurde "Kater" für alkoholbedingte Problemchen
gebräuchlich.
Dazu beigetragen haben auch vorhandene Redensarten wie z.B. "verliebt
wie ein Kater", daraus entstand "besoffen wie ein Kater" und
schon war der arme Zimmertiger zum Alkoholmonster geworden.
Andererseits war schon in der Goethezeit (frühester Beleg
1768) davon die Rede war, dass Menschen gelegentlich von einer Krankheit
befallen würden, die sie mit Katzen gemeinsam hätten und die man
"Katzenjammer" nennt; es ist möglich, dass der Ausdruck "einen
Kater haben" als gleichbedeutend mit "einen Katzenjammer haben"
verstanden wurde und dass die beiden Begriffe ("Kater" aus Leipzig
und "Katzenjammer" aus dem 18. Jahrhundert) im 19. Jahrhundert
verschmolzen sind.
Der Katzenjammer leitet sich ab von dem - einem Babygeschrei
recht ähnlichen - nächtlichen Jammern liebestoller Katzen. Wer so schreit, muss
sich entsetzlich unwohl fühlen - das ist eben das Gefühl, das man hat, wenn man
verkatert ist: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und Gemütsverstimmung
und Niedergeschlagenheit "Mir ist so elend, dass ich jammern könnte wie
eine Katze."
Ein komischer Kauz
Der Kauz, der als Nachtvogel oft gegen die Fenster der auch
nachts erhellten Krankenstuben flog, wurde, im Aberglauben, zum Totenvogel, den
es zu meiden galt.
Im 16. Jahrhundert wurde der Begriff "Kauz" dann
immer mehr zur Bezeichnung für menschliche Sonderlinge oder menschenscheue
Außenseiter, die man mit dem "lichtscheuen", bei Tage selten
anzutreffenden, Vogel verglich.
Mit Kind und Kegel
Als Kegel wurden früher uneheliche Kinder bezeichnet,
insbesondere solche von Mägden und ihren Herren.
Arm wie eine Kirchenmaus
In Kirchen gibt es keine Vorratskammern. Daher ist die
ärmste aller Mäuse eben die Maus, die in der Kirche wohnt. Auch im
Französischen sorgt man sich um die "rat d'église".
Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen
Die Redensart erklärt sich von selbst, wenn man den
vollständigen Wortlaut kennt: "Mit hohen Herren ist nicht gut Kirschen
essen, sie spucken einem die Steine ins Gesicht."
Zur Zeit, in der die Redensart entstand, war der Anbau von
Kirschbäumen noch auf Klostergärten und Gärten der vornehmen Bevölkerung
beschränkt.
Kleider machen Leute
So heißt eine Novelle von Gottfried Keller, in der ein
Schneider in einem Dorf wegen seiner edlen Kleidung (er hatte gerade keine
andere als die, die er eigentlich hatte verkaufen wollen) für einen Grafen
gehalten wird.
Aber vermutlich ist es schon eine Feststellung aus dem
Mittelalter, denn auch von damals gibt es Geschichten wie diese: Ein Gelehrter
ging über den Markt und keiner grüßte ihn. Als er aber in der Amtstracht dann
unterwegs war, wurde er von allen gegrüßt. Zu Hause zog er den Anzug aus und
fragte verärgert das Stück Stoff: "Bist Du der Doktor oder bin ich
es?"
"Knöllchen" für Strafzettel
Der Begriff geht wohl darauf zurück, dass aus der kölschen
Verkleinerungsform zu "Protokoll", nämlich "Protoköllche",
durch die lautliche ähnlichkeit mit "Knöllche", der
Verkleinerungsform von "Knolle", eben das "Knöllchen"
geworden ist.
Kohldampf haben
Der Begriff Kohldampf leitet sich weder von Gemüse, noch von
siedendem Wasser ab. Kohl leitet sich wahrscheinliche vom rotwelschen
"Kohler" = Hunger ab, was wiederum aus dem zigeunerischen
"Kalo" = arm abstammt. Dampf stammt ebenfalls aus dem Rotwelschen und
bedeutet auch "Hunger.
Den Kopf in den Sand stecken
Die Augen vor der Wirklichkeit verschließen; etwas nicht
wissen wollen. Die Redewendung ist abgeleitet von einer Verhaltensweise des
Vogels Strauß, dem man auf Grund ungenauer Beobachtungen anchsagtte, er stecke
bei Gefahr den Kopf in den Sand.
Da lacht die Koralle
Das war die überschrift der Witzseite in der Illustrierten
"Koralle", die in den 30er Jahren erschien.
Einen Korb bekommen
Die Redensart nimmt Bezug auf einen mittelalterlichen
Brauch. Stand ein junger Rittersmann (oder Knecht, egal) vor dem Fenster eines
holden Mägdeleins und begehrte Einlass in ihr Zimmer, Herz und Sonstiges, so
ließ sie ihm einen Korb hinunter, in den er sich setzte und daraufhin
hinaufgezogen wurde. Holde Fräueins wohnten meist etwas höher (Rapunzel, man
erinnert sich). Ob damals die Damen kräftiger waren als heutzutage, oder ob
ihnen jemand beim Hochziehen half, wer weiß.
War der Mann der Dame doch nicht so ganz genehm, lockerte
sie vorher den Boden des Korbes oder ließ auf halber Höhe an dem Seil so lange
rütteln, bis der Boden des Korbes durchbrach und der Minnediener in die Tiefe
stürzte. Er war damit durchgefallen.
Auch Martin Luther kannte diese Redewendung schon.
Aus echtem Schrot und Korn --->Schrot
Man hat schon Pferde kotzen sehen... ---> Pferde
In der Kreide stehen
Ließ man früher beim Wirt anschreiben, so machte dieser
Notizen auf einer Tafel, die Schulden standen also "in Kreide".
Krethi und Plethi
Der Ausdruck für eine bunt zusammengewürfelte Volksmenge,
ist biblischen Ursprungs (Altes Testament 2. Sam. 8,18). Damit ist ursprünglich
die Elitetruppe König Davids gemeint. Man ging lange davon aus, dass mit
"Krethi" der Volksstamm der Südphilister und mit "Plethi"
die Nordphilister gemeint wären.
Im Hebräischen allerdings bedeutet "krethi" =
"ausrotten, töten" und "plethi" = "entfliehen,
forteilen". Krethi und Plethi waren demnach wohl die Scharfrichter und
Eilboten des Königs.
Drei Kreuze machen
"Drei Kreuze machen" kommt natürlich aus dem
religiösen Brauchtum. Es bedeutet: "Sich mit dem Kreuzzeichen segnen, dass
etwas Schlimmes vorübergegangen ist."
Die Dreizahl wurde schon immer eingehalten, wenn etwas
Wichtiges zu verrichten war: Dreimal im Jahr wurde Gericht gehalten, es waren
mindestens drei Urteiler nötig etc. Und natürlich "Aller guten Dinge sind
drei."
Es ist also ein besonders intensives Segnungsritual.
Da stehste, wie die Kuh vorm Neuen Tor
Im alten Berlin hatten die Straßenbahnlinien Buchstaben. Das
Neue Tor war eingleisig und die Linie Q musste häufig warten.
Das geht auf keine Kuhhaut
Heißt, es passt auf kein noch so großes Pergament.
Pergament wurde normalerweise aus Schafs- oder Kalbshäuten
gemacht. Wenn etwas zu lang wurde, passte es nicht einmal mehr auf eine (viel
größere) Kuhhaut. Der erste Beleg für die Redewendung sind die "sermones
vulgares" von Jaques de Vitry (vor 1240).
Die Redewendung hat nichts mit der Geschichte um Königin
Dido zu tun, die mit einer aus Kuhleder geschnittenen Leine das Gebiet der
zukünftigen Stadt Karthago umspannte.
Kunterbunt
Das Wort "kunterbunt" stammt aus dem 15. Jahrhundert
und kommt eigentlich von "contrabund" also "Kontrapunkt"
(Lateinisch "contra" = "gegen"; "punctus" =
"Stechen, Punkt"); es bedeutete auch damals schon
"vielstimmig".
Durch die Lappen gehen
Entwischen, entkommen.
Es geht aber nicht darum, zwischen finnischen Ureinwohnern
hindurchzulaufen. Die Redensart stammt aus der Jägersprache. Um das Wild am
Ausbrechen aus dem Jagdrevier zu hindern, wurden bunte Lappen zwischen den
Bäumen aufgehängt, vor denen die Tiere zurückscheuten. Oft genug durchbrachen sie
aber in Todesangst die Absperrung und "gingen so durch die Lappen".
Seit dem 18. Jahrhundert wird die Wendung auch auf Menschen angewandt.
"mit seinem Latein am Ende sein"
Latein war im Mittelalter die Sprache der Gelehrten. Es
wurde auch im übertragenden Sinne für "Wissen" und
"Wissenschaft" benutzt. Wer mit seinem Latein am Ende ist ist also
mit seinem Wissen am Ende, er weiß nicht mehr weiter.
Was ist dir für eine Laus über die Leber gelaufen?
Ursprung der Redewendung ist die Annahme, dass die Leber der
Sitz der leidenschaftlichen Empfindungen sei. Ursprünglich hieß es einfach:
"Es ist ihm etwas über die Leber gelaufen.". Die Laus wurde dann als
Sinnbild für einen geringfügigen Anlass, eine Nichtigkeit, dazugepackt.
Die "Laus" ist ein gutes Beispiel für die
Beliebtheit von Stabreimen in Redensarten.
Was ist das denn für eine Leichenbittermiene?
Der Leichenbitter hatte, so war es Brauch, die Aufgabe, die
Trauergäste zum Begräbnis einzuladen. So wie eine Stewardess berufsmäßig
lächelt, hatte ein professioneller Leichenbitter natürlich ein ordentlich
betroffenes Gesicht zu machen. Die "Leichenbittermiene" bedeutet
heute meistens eine deutlich gezeigte, aber nicht wirklich echte Trauer.
Vom Leder ziehen
Richtig loslegen, angreifen (z.B. in einer Rede)
Im preußischen Militär hatte jeder Soldat einen Säbel, der
in einer Lederscheide steckte. Wenn es ernst wurde, zog der Soldat den Säbel
ganz aus der Scheide, also vom Leder.
Jemandem die Leviten lesen
Eine Strafpredigt halten.
Seit dem 8. Jahrhundert kennt man das, aber ursprünglich
bedeutete die Redewendung nur, dass den Geistlichen aus dem „Leviticus“ (3.
Buch Mose), den Vorschriften für Priester und Leviten, vorgelesen wurde.
Bereits zu dieser Zeit verstand man darunter aber auch eine Art von
Strafpredigt - und wenn man die einzelnen Strafandrohungen aus diesem Buch sich
genauer ansieht, wundert einen das gar nicht. Die Leviten waren im frühen
Mittelalter die Gehilfen des Priesters, Angehörige des isrealischen Stammes der
Leviten, die ursprünglich als Priester, dann als Tempeldiener tätig waren und
alle sieben Jahre das Gesetz vorlesen mussten.
Den Löffel abgeben
umgangssprachlich für "sterben". In einfachen
Familien gab es als einziges Besteckteil den Löffel, mit dem der tägliche Brei
zugeführt wurde. Jeder hatte seinen eigenen Löffel, den er nach dem Mahl
abschleckte undf an einen festen Platz zurücklegte. War einer gestorben, so gab
er naturgemäß den Löffel ab, insbesondere dann,l wenn nicht genügend Löffel im
Haus waren: Dann bekanm, wenn der Älteste starb, der Jüngste seinen Löffel.
Der Alte hatte also den Löffel abgegeben.
Sich auf den Lorbeeren ausruhen
Dass es nicht gut ist, sich nach einem Erfolg nicht weiter
anzustrengen, wusste schon Königin Luise von Preußen. 1808 schrieb sie ihrem
Vater: "Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren." Sie meinte die
Erfolge Friedrichs des Großen.
Lunte riechen
Mit der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bekannten
Redensart meinte man den beißenden Geruch der Zündschnur, mit der Geschütze
abgefeuert wurden. Dieser Geruch verriet oft den Standort eines verborgenen
Geschützes.
Maulaffen feilhalten
Das hat nichts mit Primatenverkauf zu tun, sondern mit
Hausbeleuchtung.
Früher nutzte man Kienspäne, um die Wohnung notdürftig zu
erhellen. Wenn man beide Hände brauchte, klemmte man die Dinger schon mal
zwischen die Zähne. Die üblichen Tonklötzchen, die als Unterlage für Kienspäne
dienten, wurden daher oft in Form eines Kopfes gefertigt, dessen verbreiterter
Mund den Span hielt.
Diese Spanhalter sind seit dem 13. Jahrhundert in Österreich
als "Maulauf" nachweisbar. Später wurden die Dinger aus Eisen
hergestellt und hatten auch eine andere Form, der Name aber blieb.
Jemand der mit offenem Mund dasteht, wird also noch immer
mit einem Verkäufer von 800 Jahre alten Tongeräten verglichen.
Da beißt die Maus keinen Faden ab
Die Redewendung steht wohl in Zusammenhang mit der heiligen
Gertrud von Nivelles, die im Mittelalter vor allem zur Abwehr von Ratten- und
Mäuseplagen angerufen wurde.
Der Tag der heiligen Gertrud, der 17. März, ist ein
wichtiger Tag des bäuerlichen Kalenders, es ist der Beginn des Frühlings. An
diesem Tag werden die Winterarbeiten eingestellt und man beginnt mit Feldbestellung
und Gartenarbeit. Wenn am Gertrudentag noch gesponnen wird, so behauptete man,
werde der Flachs von den Mäusen zerfressen, oder der Faden abgebissen.
Die heilige Gertrud wurde oft mit einer oder mehreren Mäusen
abgebildet, die an ihrer Spindel hinaufklettern.
Die Redewendung war wahrscheinlich schon vor 1400
gebräuchlich.
Milchmädchenrechnung
Eine Rechnung, die auf allzu naiven Voraussetzungen beruht.
Die Rechnung, von der man hier spricht, wird zum ersten Mal
in Jean de la Fontaines Fabel von Perette, der Magd, erwähnt.
Das "Milchmädchen" Perette lebte im 17.
Jahrhundert und war Bauernmagd. Eines Morgens ging sie vom heimischen Hof in
die nahe Stadt, um einen Topf Milch auf dem Markt zu verkaufen. Dabei kam sie
ins Träumen. Was man alles mit dem Erlös kaufen könnte! Wofür man den Erlös
wiederum ausgeben könnte! Wie das Geld dabei immer mehr wird! Am Ende könnte
man sogar eine ganze Kuh kaufen! Leider geriet sie vor Freude über ihre Pläne
ins Stolpern und verschüttete die Milch - das Ende ihrer Investitionstheorie.
Der Begriff bedeutete ursprünglich also keine kreative
Kalkulation, sondern das jähe Ende eines Plans, verursacht von einem
Missgeschick.
Jemand zur Minna machen
Jemand fertigmachen, demütigen, heftig zurechtweisen.
Dienstmädchen hießen früher, insbesondere in der Wilhelminischen Ära, angeblich
gerne Wilhelmine, kurz Minna: Die Koseform wurde im Lauf der Zeit zu einer Art
Berufsbezeichnung für ein Dienstmädchen.
Ohne Moos nix los
Der Ausdruck Moos für Geld stammt aus dem Hebräischen "maïoth"
= "Pfennige, Kleingeld".
Der weiß wo der Barthel den Most holt
s. Barthel
Jemanden mundtot machen
Hier ist nicht der Mund im Gesicht gemeint. "Munt"
war ein mittelhochdeutsches Wort mit der Bedeutung "Schutz, Schirm,
Schutzgewalt". "Jemanden mundtot machen", bedeutete ursprünglich
ihn "entmündigen". In "entmündigen", "Vormund"
und "
Mündel" lebt der alte Begriff "munt" noch
fort.
Weil "munt" und "Mund" gleich klingen
wandelte sich der Ausdruck umgangssprachlich in seiner Bedeutung zu
"jemanden zum Schweigen bringen".
eine Fundgrube für alle an diesem Thema Interessierten ist
Kurt Krüger-Lorenzens Standardwerk Deutsche Redensarten und
was dahintersteckt (abgek. KrL; Neuaufl.: 2001 = Heyne-Sachbuch 764, leider
nicht mehr lieferbar)
Marburg, den 28. September 2006 W. NÄSER
(einen) *Bock haben auf 'Lust haben auf'; in der
Jugendsprache seit den 70er Jahren; bereits bei WAHRIG 1986,285M; Motivation
(erotisch?) unklar.
-> null Bock 'keine Lust'
einen *Bock schießen: beim Preisschießen bekam der
schlechteste Schütze oft einen Bock geschenkt
jn ins *Bockshorn jagen 'unsicher machen, in die Enge
treiben'; nach WAHRIG 1986,285R Herkunft umstritten; könnte als Wortspiel
jedoch darauf anspielen, daß das sich verjüngende Bockshorn zum Ende hin immer
enger wird und schließlich zum Gefängnis für etwas Kleines, das hineinfällt.
Bockshorn könnte auch eine Art von Instrument sein. WN121289pm DSA
*Bocksbeutel: die Weinflasche ist dem Hodensack (Beutel)
eines Bockes nachgebildet; a.bei WAHRIG 1986,285R
für jn in die *Bresche springen [jdm. in Not beistehen]:
frz. bruche ist die vom Belagerer in die Festungsmauer geschlagene Lücke; die
von den Belagerten gehalten, verteidigt werden mußte. War einer der Verteidiger
gefallen, mußte ein anderer seinen gefährlichen Platz einnehmen, also in die
Bresche springen. KrL 48
ein *Brett vor dem Kopf haben: hier das Joch des Zugochsen
gemeint, der als bes. dumm galt. KrL 48
jdm *Brief und Siegel geben für etw: früher wurden Urkunden
nach lat. [documentum] breve 'Brief' genannt; zum Brief gehörte das Siegel des
Ausstellers, ohne den das Schriftstück wertlos war. auch KrL 48
in die *Brüche gehen: von Bruch 'Sumpf', vgl. den Oderbruch
bei Berlin; also 'in den Sumpf geraten, umkommen'. Im Ma. war bruch = Strafe.
KrL 49. Man könnte, rein etymologisch, auch Deutung von engl. breeches
'Kniehosen' annehmen i.S.v. 'in die Hose(n) gehen'
saufen wie ein *Bürstenbinder: von bursa 'gemeinsame Kasse'
bei mittelalterlichen Studentenverbindungen; deren Mitglieder hießen bursen,
später Burschen; das Verb burschen, spüter bürsten für 'trinken'; GRIMM DWB
2(1860) erwähnt dazu lat. purgare 'gleichsam die kehle oder das glas ausputzen
(552)
bei jm auf den *Busch klopfen/schlagen 'jdn auszuhorchen
versuchen': v. Busch 'Büschel, Federbusch', der am Hut getragen wurde; Busch
ist auch verwandt mit -> Bausch und -> Böschung. WAHRIG 1986, 309R
auf dem *Damm sein: sich vor Sturmfluten geschützt fühlen
KrL 61
*Dampf haben vor etw.: gaunersprachl. Dampf 'unangenehmes
Gefühl' KrL 61; in Anbetracht von idg. *dhem 'stieben, rauchen' u. engl. damp
'Feuchtigkeit' sowie der dt. RA mir raucht der Kopf könnte auch das Bild des
benebelten oder verschwitzten Kopfes angenommen werden WN 131289am DSA
jm den/die *Daumen drücken/halten [Glück wänschen]: der D.
steht hier möglicherweise als pars pro toto für die ganze Hand, die hier zum
Zeichen der Sympathie gedrückt wird WN 121289pm DSA
jm einen *Denkzettel geben [die Quittung für erlittenes
Unrecht]: zum einen die Vorladung, amtl. Benachrichtigung (nach hansischem
Recht): s. hierzu CHIROGRAPH(UM): Kerbbrief, -zettel, Spaltbrief, -zettel:
Urkunde, die in doppelter Ausfertigung auf ein Stück Pergament geschrieben
wurde, worauf man irgendein Wort (z.B. Chirographum) zwischen die Urkunden
längs schrieb und das Pergament durch dieses Wort hindurch zerschnitt. Jede der
Parteien erhielt eine Ausfertigung; bei Anfechtung wurde die Echtheit durch
Zusammenlegen bewiesen. HABERKERN-WALLACH 1,102; in Lateinschulen
Sündenregister der Schüler KrL 68; RA ist ebenso figurativ wie
'er schreibt eine gute Handschrift' = erteilt kräftige, sehr
schmerzhafte Ohrfeigen
*Dreck am Stecken haben [viel a.d. Kerbholz haben]
keinen *Deut wert sein: der Deut war früher die kleinste
holländ. Münze; < mnd. doyt, anord. dveiti 'geringe Münze', ursprüngl.
'abgehauenes Stück', zu anord. dveita 'abhauen' WAHRIG 1986,341L, KrL 68
aller guten *Dinge sind drei; von altgerm. thing 'Gericht',
wurde bereits in urkk. des 14. Jhds. zur 'Sache' (entsprechend lat. causa). Wer
auch beim dritten Male der Ladung zum Gericht nicht nachkam, wurde in
Abwesenheit verurteilt.
Bedingung: hier 'Ursache eines Ereignisses', ursprünglich
Ursache für das Zusamnmentreten des Things
-> Dienstag: der Tag des Kriegsgottes Ziu mit dem
Beinamen Thingsus 'Schützer des Things' (WAHRIG 1986,346L)
-> dingen < ahd. dingön 'vor Gericht verhandeln'
-> jdn *dingfest machen, eig. 'für die
Gerichtsverhandlung festnehmen'
-> verteidigen (von taga-dinc 'für einen Tag anberaumte
Gerichtsverhandlung')
ein *Ding drehen: D. ist hier die vor Gericht zu
verhandelnde Sache
ein *Ding mit Pfiff: Pf. hier 'Kniff, Trick, eigentlicher
Reiz einer Sache, das, was etwas erst vollkommen macht: diese Schleife gibt dem
Kleid erst den richtigen --'; in dieser Bed. zurückgehend auf den Lockpfiff des
Vogelstellers WAHRIG 1986,985R
das geht nicht mit rechten *Dingen zu: eig. 'geschieht nicht
auf rechtmäßige Weise, nach rechtsgültigen Normen'
-> vor allen *Dingen 'in der Hauptsache'
jm blauen *Dunst vormachen 'jdm etw vormachen': nach altem
Brauch lassen Zauberer vor ihren Experimenten oft blauen Dunst aufsteigen,
damit die Zuschauer nicht so genau auf die Finger sehen und hinter das
Geheimnis des Tricks kommen KrL 74 f.
es ist (die) höchste *Eisenbahn [höchste Eile,Zeit]: nach
einem Stück des Berlinischen Volksschriftstellers Adolf Glassbrenner KrL 78
das dicke *Ende: für Gewehrkolben, mit dem im Nahkampf
zugeschlagen wird; bei Raufereien wird der Stock umgedreht, weil das dickere
Ende schlagkräftiger ist KrL 78
das *Ende vom Lied [der schlimme Ausgang e. Sache]: Schluß
von Volksliedern, bes. aber von sog. Moritaten (Küchenlieder) ist häufig sehr
tragisch
das ist eine *Ente (Zeitungsente): von der Deutung her
besonders interessant: schon bei LUTHER heißt es "so kömpts doch endlich
dahin, das an stat des evangelii und seiner auslegung widerumb von blaw enten
gepredigt wird" (zit bei GRIMM 3(1862),509; KrL 79 geht davon aus, daß die
Ente als unzuverlässige Brüterin bekannt sei, was ihr wahrscheinlich einen
schlechten Ruf eingebracht habe (unzuverlässiges Brüten/unzuverlässige
Nachricht); von den 'blauen Enten' i.S. der unzuverlässigen Nachrichten her ist
abgeleitet 'jdm etw blaues vormachen', syn. dazu 'jdm blauen dunst machen'
(GRIMM, ebd.); erst später, im 19. Jhd., kam eine franz. Zeitung auf mit dem
Titel Le Canard enchainée 'Die gefesselte Ente'; es ist nicht klar, wie dieser
Titel motiviert ist, doch führt man den Ausdruck Zeitungs-ENTE heute fast nur
noch auf diesen Titel zurück. WN 131289am DSA
nicht lange *fackeln: von altdt. facken (=ficken) 'hin und
her bewegen'; hieraus pejor. fackeln (zändeln von zänden; kränkeln, blödeln,
werkeln, ketteln usw.) -> KrL 81
den *Faden verlieren 'nicht mehr weiter wissen'/ Leitfaden:
Ariadne, Tochter des Königs MINOS von Kreta, gab ihrem Geliebten Theseus ein
Garnknäuel, damit er aus dem Labyrinth wieder hinausfände. Als er in dieses
hineingeführt wurde, entrollte sich das Garn KrL 81
der rote *Faden (engl. red tape 'rotes Band'): in GOETHE,
Wahlverwandtschaften 2,2 angebl. Besonderheit in Ausstattung der brit. Marine:
sämtl. Taue seien mit rotem Faden durchsponnen, den man nicht herauswinden
könne, ohne das Ganze zu zerstören. Der rote Faden kennzeichne die Taue als
Eigentum der Krone KrL 82
das hängt an einem seidenen *Faden: die Schicksalsgöttinnen
spinnen nach german. Vorstellung den Lebensfaden des Menschen: von seiner
Stärke hängt dessen Lebensdauer ab KrL 82
nach Strich und *Faden: beides sind alte Maßeinheiten: der
STRICH eine "längeneinheit, nach dem zehentmasz der zehnte teil eines
zolles [...]" bzw. bes. in der Marine, 1/12 eines Zolles GRIMM DWb
19(1957),1521; bezieht sich auf CAMPE 4(1810) sowie ältere Belege aus dem 18.
Jhd.; FADEN (engl. fathom) bedeutet urspr. "soviel als ein mann mit
ausgestreckten armen umfangen kann" GRIMM DWb 3(1862); Sinn der RA
vielleicht: im großen und kleinen Maßstab gesehen * Nach KrL kommt die RA aus
dem Webereiwesen und bezeichnet die sich kreuzenden Fadenrichtungen
was ist bloß in dich ge*fahren? Nach älterer Vorstellung
kann der Teufel in einen Menschen fahren und dessen Geist verwirren; daher auch
'[von etw] besessen sein' KrL 84
*Farbe bekennen 's. Meinung, An- bzw. Absicht offenlegen':
vom Kartenspiel. -> KrL 86
*fechten 'betteln': wandernde Handwerksburschen, die das
Fechten gelernt hatten, zogen durch die Lande und zeigten ihre Kunst für Geld
und Almosen als "Fechtbrüder" KrL 86
etw aus dem *ff verstehen: die Pandekten, ein wesentl. Teil
des justinianischen CORPUS IURIS, wurden unter der Signatur D für Digesten
geführt, die Kürzung D war durchstrichen und sah daher einem FF sehr ähnlich.
Wer den Inhalt der Pandekten meisterte, der verstand seine Sache also aus dem
FF. ff. Sauce oder ähnliches auf der Speisekarte bedeutet allerdings etw.
Anderes, nämlich 'sehr fein'; die Buchstabenverdoppelung steigert hier ebenso
wie ff 'fortissimo' zu f 'forte'#
sich mit fremden *Federn schmücken: in der Fabel des Phädrus
"Die Krähe und der Pfau" schmückt sich die Krähe mit Pfauenfedern KrL
86
nicht viel *Federlesen(s) machen um etw: vornehmen
Herrschaften angeflogene Federn vom Gewand lesen, um sich dadurch beliebt zu
machen KrL 86 f.
das ist ein (richtiger) *Federfuchser: 'kleinlicher, am
Buchstaben hängender mensch; Schreiber(ling)'; -fuchser von fucken, facken
'unruhig hin und herbewegen', hier 'ärgern, peinigen, martern, quälen'. Also
'Federquäler'. WAHRIG 1986,460R u. 507R; KrL 87. FUCHS hieß (nach WAHRIG ebd.)
auch eine "Vorrichtung zum Einspannen der Häftlinge bei körperl. Züchtigung
in der Berliner Stadtvogtei"
-> das fuchst 'ärgert' mich
einem das *Fell über die Ohren ziehen: nach KrL 87 vom
Abdecker, nicht vom Jäger
*Fersengeld geben 'abhauen, weglaufen, Leine ziehen': zuerst
bei BONER, edelstein (14. Jhd.) GRIMM 3(1862),1546 f.; nach KrL 88 seit 1250 in
der Rechtssprache als "Bußgeld für das rechtswidrige Verlassen der
Ehefrau" u. im german. Volksrecht "Strafgeld für Deserteure"
andere Geld-Wörter und -Redesarten finden Sie hier
sein *Fett wegbekommen: nach KrL 88 a.d. Schweineschlachten
zurückzuführen, wo ein jeder, je nach Mitarbeit und Bedarf, Fett erhielt.
bei jm ins *Fettnäpfchen treten 'jds wunden Punkt treffen':
KrL 88 f.; weist darauf hin, daß in erzgebirgischen Bauernhäusern zwischen Tür
und Ofen ein F. stand, mit dessen Inhalt die nassen Stiefel der Heimkehrenden
geschmiert wurden. Wer durch Unachtsamkeit, aus Versehen, das F. umkippte, zog
sich den Unwillen der Hausfrau zu.
für jdn die *Hand ins Feuer legen: bei einem mittelaterl.
Gottesurteil mußte der Angeklagte eine Zeitlang die Hand ins Feuer halten; der
Grad der Verbrennung entsprach dem Grad des Verschuldens. Wunden wurden stets
sofort verbunden. Als unschuldig habe nur der gegolten, der in kürzester Frist
wiederhergestellt war. KrL 89
für jdn durchs *Feuer gehen: der Gang durchs Feuer mit
bloßen Füßen gehört noch heute zu den Riten eingeborener Stümme und ist bei
Fakiren das Ergebnis äußerster meditativer Selbstversenkung ebenso wie das
Liegen auf dem Nagelbrett oder die Durchbohrung beider Wangen mit einem
Metallstab. In unserem Falle jedoch dürfte eher ein ma.liches Gottesurteil
zugrundeliegen.
mehrere Eisen im *Feuer haben: der Schmied, der zugleich
mehrere E. im Feuer hat, spart Material, Energie und Zeit. KrL 89
sich etw aus den *Fingern saugen: nach altem Aberglaube
besitzen die Finger eine Mitteilungsgabe KrL 91; vielleicht ist aber auch auf
den Säugling abgespielt, der einen Finger, meist den Daumen, in den Mund nimmt
und diesen instinktiv für die Brustwarze seiner Mutter hält.
jn um den (kleinen) *Finger wickeln [für sich gewinnen]
weder *Fisch noch Fleisch: in der Reformationszeit bekannten
sich die Wankelmütigen eindeutig weder zum Katholizismus, der den Freitag zum
Fischtag bestimmte, noch zum Protestantismus, für den es kein Fleischverbot
gibt KrL 91
*Fisimatenten: Ausflüchte, Umstände, lose Streiche, Flausen;
nach WAHRIG 1986, 479M von visepatentes (16.Jhd.) aus lat. visae patentes
[litterae] 'ordnungsgemäß verdientes Patent', später umgedeutet zu 'überflüssige
bürokratische Schwierigkeiten'; angebl. beeinflußt von mhd visament 'Zierrat';
eine volkstümlichere, deshalb aber nicht falschere Deutung geht aus von einem
Brauch französischer Besatzungssoldaten, die heimischen Mädchen zum
Fraternisieren zu überreden: 'Visite ma tent', 'besuch mich in meinem Zelt'.
Beide so grundsätzlich verschiedene Deutungen sind Beweis für die
Schwierigkeit, solchen Redensarten auf den einzig wahren Grund zu kommen. Man
kann sich auch nicht des Verdachtes erwehren, daß solche Deutungsversuche nicht
selten einem gerade herrschenden Zeitgeist unterliegen. WN 11121989pm RB
jdn aufs *Korn nehmen: von Korn 'vorn auf dem Lauf einer
Schußwaffe sitzender Teil der Visiereinrichtung' (gestrichenes Korn nehmen = so
zielen, daß Kimme und Korn genau eine Linie bilden); also 'jdn zur Zielscheibe
seines Spottes machen'; < got kurn, germ. *kurna, idg. *grno-; verwandt mit
-> Kern, kirnen
die Flinte ins *Korn werfen [e.S. aufgeben]
der ist aber eine *Flasche: möglicherweise von ital. fiasco
'Flasche', das als dt. Fremdwort 'Mißlingen, absolutes Scheitern' bedeutet KrL
90,92
die *Flitterwochen: angebl. von mhd. vlittern 'kichern,
flüstern, liebkosen' KrL 93
*flöten gehen [verloren gehen] < hebr. pelüta 'Entrinnen
[des Betrügers]' wie in -> Pleite WAHRIG 1986,487L; KrL 93; KÜPPER III gibt
eine 'fäkalistische' Deutung a. nd. fleeten 'fließen, harnen'!
das *fuchst mich: von lat. vexare 'quülen' KrL 94; zur
Deutung aus fucken s.o. -> Federfuchser
unter der *Fuchtel stehen: F. ist ein unscharfer Degen, dessen
Hiebe bes. schmerzhaft sind KrL 95; vgl. dazu fuchtig 'wütend' KlM, EtWb 222 f.
alle *Fänf gerade sein lassen KrL 95
auf tönernen *Füßen KrL 96
immer wieder auf die *Füße fallen: das tut die Katze; wie
auch immer man sie wirft KrL 97
*futsch: vermutlich nur lautmalerisch, nicht fremden
Ursprungs, wie KrL 98 und KLM, EtWb ausführen (?); vgl. auch scherzhafte
Variation 'futschikato'
*Galgenfrist: kurze Gnadenfrist zwischen Verurteilung und
Hinrichtung KrL 98, WAHRIG 1986,515R
*Galgenhumor -> Galgenstrick, Galgenvogel
etw ist *gang und gäbe [ist (hier) so üblich, Sitte]: nach
ma.lichem Recht müssen Münzen von rechtem gewicht und genge und gaebe sein,
also 'unter den Leuten umgehend' und 'annehmbar, gut' Lexer I,721 + 857
jdm den *Garaus machen: angebl. "nach dem Ruf, mit dem
z.B. in Nürnberg und Regensburg um 1500 das Ende des Tages und die
Polizeistunde verkündet wurden" WAHRIG 1986,518R
hinter schwedische *Gardinen kommen [hinter Gitter kommen]
KrL 100
jdm eine *Gardinenpredigt halten: Strafpredigt der Ehefrau
hinter dem Bettvorhang KrL 99; WAHRIG 1986,519L
< mlat. cortina 'Bettvorhang'
jdn ins *Gebet nehmen: nach KrL 101 von gebett 'Gebiß';
besser freilich ins Gebet nehmen 'durch gemeinsames Beten ins Gewissen reden'
jm ins *Gehege kommen [mit jm in Konflikt geraten] KrL 102;
WAHRIG 1975, 1669
*Geldschneiderei KrL 34, RA Seite 3; kriminelle Unsinne, im
Mittelalter Münzen am Rande zu beschneiden, um kostbares Metall zu gewinnen
der ist jetzt *geliefert KrL 103 f.
in keinem guten *Geruch stehen: von gerüft 'Ruf', RA S. 10
darauf kannst du *Gift nehmen KrL 106
etw an die große *Glocke hängen [ausposaunen] KrL 107
darüber ist längst *Gras gewachsen KrL 110
komm an meine *grüne Seite KrL 111
der hat nichts als *Grütze im Kopf KrL 111
die hat aber *Haare auf den Zähnen (eigentlich vom sog.
Werwolf = Wolfsmensch) KrL 112
auch hierzu Heinz Erhardt:
Der Löwe hat 'ne Mähne,
Und weiter vorne Zähne.
Jedoch bei der Frau Sanders
Ist das vollkommen anders.
Sie hat - man sieht's beim Gähnen -
Die Mähne auf den Zähnen.
ein rechter *Hagestolz 'Junggeselle': von ahd. hagu-stalt
'Besitzer eines kleineren Waldstücks' KrL 114 f.
*Hahn im Korbe sein KrL 115
jdm den roten *Hahn auf's Dach setzen KrL 115
das hängt mir (kilometerweit) zum *Halse heraus KrL 117
unter den *Hammer kommen (bei einer Auktion)
da lege ich aber die *Hand drauf / über den halte ich meine
*Hand KrL 121
für jn die *Hand ins Feuer legen: s.o. ->Feuer
das ist ja wirklich *hanebüchen KrL 123: von Hain-, Hage-,
Hanebuche
jdn *hänseln eig. 'für die Aufnahme in die Hanse reif
machen' (und zwar mit drastischen Handlungen und Zeremonien, wie bei einer sog.
Äquatortaufe) KrL 124
jm das *Handwerk legen
jdm zeigen, was eine *Harke ist KrL 124 (diese Erklärung ist
nicht sehr schlüssig!)
mein Name ist *Hase, ich weiß von nichts KrL 125
da liegt der *Hase im Pfeffer
unter die *Haube kommen KrL 126
der ist einfach abge*hauen: eig. 'hat seine Pfähle und
Latten abgehauen, um seine Zelte abzubrechen' KrL 126
eine *Heidenangst haben: eig. eine 'furchtbare, grausame' A.
haben KrL 130
ein blinder *Hesse: 1541 bei Sebastian FRANCK; KrL 132 f.
das ist *hieb- und stichfest: vermutl. von erfahrenen
Degenfechtern einerseits, von Panzerungen andererseits
ins *Hintertreffen geraten KrL 134
sich in die *Höhle des Löwen wagen KrL 135
jdm die *Hölle heiß machen RA 13
da ist *Holland in Not KrL 135
die hat ihm *Hörner aufgesetzt KrL 136
auf dem *Holzweg sein: auf dem Weg, wo nur Holz abgefahren
und sonst nichts Anderes, Wichtiges transportiert wird -> KrL 136
das ging mal wieder aus wie das *Hornberger Schießen Krl 137
f. die Bürger von Hornberg übten so oft Salutschüsse, daß bei der
Ankunft des Fürsten keine Munition mehr übrig war
mit jm ein *Hühnchen zu rupfen haben
in *Hülle und Fülle KrL 138
da liegt der *Hund begraben: von mhd. hunde stf. 'Beute,
Raub': da ist die Beute versteckt, vergraben, da ist der Kern, das Wesentliche,
der Grund der Sache KrL 139
auf den *Hund kommen
die *Hundstage (heißesten Spätsommertage) KrL 140
am *Hungertuche nagen KrL 142
es ist schwer, das alles unter einen *Hut zu bringen KrL 143
das geht mir aber entschieden über die *Hutschnur KrL 143 f.
das ist nicht der wahre *Jakob KrL 145
o *Jemine: entstellt aus O Jesu Domine KrL 145
nicht ein *Jota nehme ich zurück: das Jota ist der kleinste
griech. Buchstabe KrL 146
nur alle *Jubeljahre kommt der uns besuchen KrL 146
ich halte nichts von dem preußischen *Kadavergehorsam: KrL
146
*Kainszeichen KrL 147
alles über einen *Kamm scheren
das ist ja unter aller *Kanone KrL 148
etw auf die hohe *Kante legen KrL 148 f. (auf ein hohes
Brett, an das man nicht so einfach heranreichen kann)
jn beim/am *Kanthaken nehmen/packen KrL 149
der ist mir ein zu unsicherer *Kantonist KrL 149´
etw auf seine *Kappe nehmen 'auf seinen Kopf', d.h. auf
Gefahr des eigenen Lebens'; hierzu a. KrL 107, WAHRIG 1975,2033 (RA 10)
für jn die *Kastanien aus dem Feuer holen KrL 150
einen *Kater haben (Silvester!), auch 'Katzenjammer' KrL 152
etw ist für die *Katz
die *Katze im Sack kaufen
*keilen KrL 153; -> *Keilerei
etw auf dem *Kerbholz haben KrL 153
mit *Kind und Kegel KrL 154; EtWb 361r (Kegel = mittelaltrl.
Ausdruck für 'uneheliche Kinder')
die *Kirche im Dorf lassen
arm wie eine *Kirchenmaus KrL 184 RA 18
in der *Klemme stecken/sitzen
jdn über die *Klinge springen lassen KrL 155
*klipp und klar KrL 155 eig. 'mit Handschlag bekräftigt'
*klar wie Kloßbrühe KrL 155
*Knall und Fall [ganz plötzlich, unerwartet]: -- ist die
Mauer offen 'so schnell wie auf den Knall der Flinte der Fall des erlegten
Wildes folgt' KrL 155
etw übers *Knie brechen KrL 155
er hat den gordischen *Knoten gelöst KrL 156
damit hast du feurige *Kohlen auf mein Haupt gesammelt KrL
156 f.
*Kohldampf; a.d. Soldatensprache; ursprüngl. tautologisch
aus rotwelsch Kohler/Koller und Dampf jeweils in der Bed. 'Hunger'
-- schieben RA 14, KrL 143
die beiden *Kontrahenten konnten sich nicht einigen:
Kontrahent in der heutigen Bedeutung 'Gegner' hat nichts mit lat-. contra
'gegen' zu tun, sondern war ursprünglich ein Vertragspartner, von lat.
con-trahere, con-tractus (dt. Fw. Kontrakt) WN RB 28092k6
einen *Korb bekommen / jdm einen Korb geben KrL 157
-> durchfallen, unten durch
dabei ging es um *Kopf und Kragen KrL 157
auch ein blindes Huhn findet mal ein *Korn
jdm einen Becher *kredenzen: eig. 'den Inhalt des Bechers
durch Vorkoster auf Unschädlichkeit hin prüfen und beglaubigen' KrL 158 f.
bei jdm in der *Kreide stehen KrL 159
*Krethi und Plethi
zu *Kreuze kriechen
die paar *Kröten machen mich nicht arm: angeblich von
Groschen/ Groten 'wenig kaufkräftige Münzen' KrL 160; GRIMM, DWb 11(1873), 2419
ist unsicher über Herkunft
das mußt du nicht *krumm nehmen KrL 160 + WN 3/85, RA 16
ob das richtig ist, das weiß der *Kuckuck KrL 162
den *kürzeren ziehen
das geht auf keine *Kuhhaut ->RA 16 (eigentlich: das
paßt auf kein Pergament; das P. war sehr teuer und wurde bisweilen sogar
abgeschabt zur Wiederverwendung)
das ging *kunterbunt durcheinander: Volksetymologie aus
contra punctum i.S.v. 'vielstimmig' KrL 163
können vor *Lachen: "-- sagte der Gehenkte, als er
pfeifen sollte" KrL 164
da sind wir wieder mal die *Lackierten KrL 164 RA 16
für jdn eine *Lanze brechen KrL 165 (aus ritterlichem
Turnierspiel)
jm durch die *Lappen gehen KrL 165
*Larifari KrL 165; WAHRIG 1975,2297 scherzhafte Bildung aus
den italien. solmisierenden Tonbezeichnungen la (=a), re (=d), fa (=f)
wie ein *Lauffeuer (= Fackel-Stafette) verbreitete sich
diese Nachricht Kr 166
jm den *Laufpaß (ursprüngl. beim Ausscheiden a.d. Militär
gegebener Paß) geben KrL 166
jm läuft eine *Laus über die Leber KrL 167
frei von der *Leber weg KrL 167
vom *Leder ziehen KrL 169 (beim Schärfen eines Messers)
bei*leibe (eig. bei Leibe) nicht Kr 169
jm auf den *Leim gehen
eine lange *Leitung haben
zu guter *Letzt / zuguterletzt KrL 169
jm die *Leviten lesen: jetzt werden den korrupten Politikern
die -- KrL 170
jn hinters *Licht führen: so, daß die Lichtquelle nicht das
beleuchten kann, das er gern sehen möchte
*lichterloh brennen RA 17L
sein *Licht unter den Scheffel stellen: Scheffel ist ein
altes Hohlmaß mit landschaftl. verschiedener Größe (23-223 Liter); danach auch
altes Flächenmaß: wie man mit einem Scheffel voll Körner besüen kann; in --n
einheimsen 'in großen Mengen'. Stellt man sein Licht unter den --, so wird es
durch den -- verdunkelt, also nicht mehr bemerkbar: man verheimlicht aus
Bescheidenheit seine wahren Fähigkeiten -> WAHRIG 1986,1112L
jdn über den *Löffel barbieren RA 17u.
auf dem letzen *Loch pfeifen
sich nicht *lumpen lassen KrL 177
*Lunte riechen KrL 177
mach keine *Mätzchen 'Ausflüchte, Kunstgriffe, um Wirkungen
hervorzurufen' [Dim. vom Matthias, Matthäus] WAHRIG 1986, 870R
*Makulatur reden RA 18
mit *Mann und Maus (untergehen) vgl. GRIMM, DWb 12(1855),1817
d); es existieren keine zuverlässigen Deutungen
den *Mantel nach dem Winde hängen RA 18
jetzt ist *Matthäi am letzten KrL 183 RA 18
*Maulaffen feil halten KrL 184
da beißt keine *Maus den Faden ab KrL 185
er hat sich *mausig gemacht: eig. 'streitlustig wie ein
Falke in der Mauser' RA 18
mach bloß keine *Menkenke -> KrL 186
der hat mir übel *mitgespielt: auf das ma.liche Kampfspiel
bezogen KrL 186
wenn das so weitergeht, werden wir noch in den *Mond gucken:
nach dem sog. Volksglauben werden Menschen, die in den Mond gucken, blöde [mhd.
bloede, broede 'schwach, gebrechlich']
nun mal her mit dem Zaster: *Moses und die Propheten KrL 188
du kriegst die *Motten! KrL 189
*Muckefuck KrL 189
sein *Mütchen kühlen an jdm KrL 191
das ist doch *Mumpitz KrL 189; WAHRIG 1986,908L: im Berliner
Börsenjargon 'erschreckendes Gerede', eig. vermummte Schreckgestalt, zu Mumme
'Maske, verkleidete Person' (vgl. Mummenschanz) + mdal. Butz(emann) 'Kobold'
das ist nicht auf dich ge*münzt KrL 190
Morgenstund hat Gold im *Mund: angeblich auf altdt. munt
'Hand' (vgl. Mändel) zurückgehend RA 19
jdn *mundtot machen: munt 'Macht' soll unwirksam gemacht
werden RA 19
jdm *nachstellen: gemeint ist 'Fallen stellen' KrL 192
den *Nagel (genau) auf den Kopf treffen KrL 192
die *Nagelprobe machen KrL 192
das brennt mir auf / unter den *Nägeln -> KrL 192
das hat er sich alles unter den *Nagel gerissen KrL 193
der muß an ihr einen *Narren gefressen haben -> KrL 194
sie hat mich andauernd nur an der *Nase herumgeführt KrL 194
er hat es mir unter die *Nase gerieben RA 20
davon habe ich die *Nase (gestrichen) voll RA 20; Herkunft
ungeklärt
gestern haben wir uns ordentlich die *Nase begossen RA 20
du bist aber ziemlich *naseweis KrL 196
das ist ein alter *Nassauer (der lebt aber auf naß) KrL 196
der ist gestern fast vor *Neid geplatzt KrL 198
das ging mir gewaltig an die *Nieren KrL 199
er wurde auf Herz und *Nieren geprüft KrL 199
du mußtest das wohl auch noch be*niesen KrL 199
die *Oberhand gewinnen/haben
*Oberwasser haben KrL 200
damit hat er *Öl auf die Wogen gegossen KrL 200 RA 21
steh nicht so da wie ein *Ölgötze RA 21
es faustdick hinter den *Ohren haben: nach altem
Volksglauben hat die Verschlagenheit ihren Sitz hinter den Ohren KrL 202
sich etw hinter die *Ohren schreiben KrL 201 (unzureichende
Erklärung!)
jdn übers *Ohr hauen KrL 202
halt die *Ohren steif KrL 201
o.k. KrL 203 (jedoch umstritten, vgl. andere
Deutungsversuche, z.B. in MUTTERSPRACHE, SPRACHDIENST usw.)
das stammt noch aus *Olims Zeiten RA 21
*paff/Baff sein KrL 204
mach doch nicht ein solches *Palaver KrL 204
jn auf die *Palme bringen
unter dem *Pantoffel stehen
das ist nicht von *Pappe KrL 204
das ist kein *Pappenstiel KrL 204
ich kenne meine *Pappenheimer RA 121
jdm in die *Parade fahren KrL 205
jdm *Paroli bieten -> KrL 206; EtWb 533L
in der *Patsche sitzen KrL 206
*Pech haben KrL 207; vgl. -> auf den Leim gehen
*Penne 'Schule': von lat. pennale 'Federkasten' KrL 207
*Pennbruder: von jidd, pennai 'schlafen' KrL 207
ich habe noch etwas in *petto KrL 207
du bist eine alte *Petze KrL 207
ich glaube, der hat noch was auf der *Pfanne KrL 207
hingehen/bleiben, wo der *Pfeffer wächst KrL 208
aufgemacht wie ein *Pfingstochse KrL 209 f.
das ist ein teures *Pflaster KrL 210
du hast mich ange*pflaumt KrL 210
jdn *piesacken: v. nd. Ossen-Pesek 'Ochsenziemer, -peitsche'
(vgl. a. Pesen '[Treib-]Riemen') -> KrL 211; WAHRIG 1986,992L gibt hierneben
als weitere Deutung < rotwelsch zu jidd. pisseach 'lahm, krumm': 'jemanden
so zurichten, daß er lahm und krumm daliegt'
einen *Pik auf jn haben
von der *Pike auf KrL 211
*pingelig sein KrL 211
*Pleitegeier: von jidd. geier 'Geher'; pleite von hebr.
peléta 'Flucht'; also ein 'auf die Flucht Gehender' KrL 211
*pomadig KrL 212
*popelig sein KrL 212
von *Pontius zu Pilatus laufen/geschickt werden
*Potemkinsche Dörfer KrL 213 (angeblich sollen es doch keine
bloßen Fassaden gewesen sein!)
auf dem *Präsentierteller sitzen KrL 215
als *Prügelknabe herhalten KrL 215
wie ein begossener *Pudel dastehen
das ist der springende *Punkt KrL 216 (oder, wie Heinz
Erhardt sagt, "das hüpfende Komma")
bis in die *Puppen: -- haben wir durchgefeiert (Silvester,
Karneval, Party) KrL 216 RA 23
*Quacksalber: ursprünglich ein laut (quakend) auf Märkten
Salben anpreisender Arzt KrL 217
die *Quintessenz KrL 217
ich fühle mich wie ge*rädert KrL 218 RA 24
außer *Rand und Band sein: bezieht sich auf ein
auseinanderfallendes Faß; sind Randeinfassung und Bänder gelockert, fallen die
Seitenbretter (Dauben) und Bodenteile auseinander KrL 218
jm den *Rang ablaufen -> KrL 219
die *Ratten verlassen das sinkende Schiff KrL 219
jdm *Rede und Antwort stehen \ o- jdn zur *Rede stellen /
KrL 220
ein altes *Reff: eig. Segelkürzvorrichtung; ein Schiff mit
gerefften Segeln bietet einen weniger schönen Anblick KrL 220; -> alte
Fregatte; WAHRIG 1986,1048M bietet als 2. Bedeutung 'Rückentrage, Tragegestell'
< ahd. ref vermutl. zu idg. *kereib 'krümmen', verwandt mit -> Harfe,
-> Harpune, -> rümpfen und -> Korb
nach allen *Regeln der Kunst KrL 220
der *Rest ist für die Gottlosen KrL 221
jdm den *Rest geben KrL 221
hier/bei mir liegen Sie *richtig KrL 172
große *Rosinen im Kopfe haben KrL 221
das müssen wir im Kalender *rot anstreichen KrL 221
er ist wieder ans *Ruder gekommen KrL 222
einen *Rüffel bekommen 'Verweis, Rüge' < nd. Ruffel
'Rauhhobel' WAHRIG 1986,1083M
in den *Sack hauen Krl 223
sein *Schäfchen ins trockene bringen: eig. v. Schepken
'Schiffchen'; KrL 227
*salbadern KrL 223; nach WAHRIG 1986,1092R Herkunft
ungeklärt!
den Kopf in den *Sand stecken KrL 224 (die Strauße tun es
aber nicht!)
mit jdm *Schabernack spielen KrL 225
jdn in *Schach halten KrL 226
eine *Scharte auswetzen RA 25
um jdn herum*scharwenzeln KrL 228
er kann nicht über seinen *Schatten springen KrL 228
*scher dich zum Teufel KrL 229
aufpassen wie ein *Schießhund: wie ein schießfester
Polizeihund KrL 229; besser Herleitung vom Vorstehhund des Jägers (ab 1700 ff.)
bei KÜPPER 7 (1984)
mit allen *Schikanen KrL 230
etw im *Schilde führen KrL 230
jdn auf den *Schild heben KrL 230
der Amts*schimmel KrL 231
mit jm *Schindluder treiben KrL 231 (vgl. hess. Schinnaas)
jdn beim *Schlafittchen nehmen: Schlafittich 'Rockschoß'
< Schlagfittich 'Flügelschwungfedern der Gans 'WAHRIG 1986,1121R; KrL 232 f.
im *Schlamassel sitzen: vermutl. von jidd./dt. schlimm +
mazol 'schlimmes Glück' (in Prügung entspr. engl. bad luck, misfortune) KrL 235
jdm auf die *Schliche kommen / hinter jds Schliche kommen:
< mhd. slich 'leise gleitender Gang'; Schlich nach WAHRIG 1986,1126R a.
'Schleiferschlamm, feinkörniges Erz'. Synonym sind SCHLICHE und KNIFFE i.S.v.
'raffinierte Techniken, Methoden'
*Schmiere stehen: v. hebr. schemirah 'Bewachung,
Beaufsichtigung' KrL 235 ; jidd. schmiro 'Bewachung, Wüchter' zu hebr. schamar
'bewachen' WAHRIG 1986,1132M
sich freuen wie ein *Schneekönig: -- ist ostmd. der
Zaunkönig; dessen freudiger Gesang dient als Grundlage dieser RA; -> WAHRIG
1986,1135R
jm ein *Schnippchen schlagen; < frnhd. schnipp 'schnelle
Bewegung einer Schere', a. 'Schnalzer mit dem Mittelfinger' (als Ausdruck
gutmütig-hämischer Schadenfreude) WAHRIG 1986,1137 MR
einen *Schnitzer machen 'Fehler begehen'; keine Deutung bei
WAHRIG 1986,1138LM; Schnitzer vermutl. für 'mit einem scharfen Gegenstand
beigebrachte Verletzung oder Zerstörung' WN 131289am DSA; KÜPPER 7(1984) deutet
es als 'einen fehlerhaften Schnitt (beim Holzschnitzen) tun und dadurch das
Werk verderben'
Das ist mir (völlig) *schnuppe 'gleichgültig, egal': nach
WAHRIG 1986,1138R eine Berliner RA aus dem 19. Jhd. mit der Bed. 'das ist mir
so gleichgültig wie eine SCHNUPPE 'verkohltes Dochtende' < mnd. snu(p)pe zu
snuppen 'schnupfen', "weil das Säubern des Kerzendochtes dem Naseputzen
ähnlich ist"
etw geht/klappt wie am *Schnürchen: vermutl. 'als wenn man
Marionetten an den Schnüren tanzen lüßt'; nach KÜPPER 7(1984) auch von
Richtschnur der Maurer
jm die Schuld in die *Schuhe schieben: Motivation dieser
alliterierenden RA (3x sch-) unklar; vermutl. als Hindernis, weil dann die Füße
beengt sind und man nur noch unbequem und unter Schmerzen laufen kann WN
131289am DSA
jm die kalte *Schulter zeigen: vermutl. die rechte, dem
Herzen fernere und deshalb als kälter angesehene WN 131289am DSA; lt. OED II(1933) ab 1816 (Walter SCOTT) die RA to show sb the cold
shoulder; wurde im 19. Jhd. nach KÜPPER 7(1984) ins Dt. übernommen
mir *schwant etwas: im Ravensberger Idiotikon von 1790 heißt
es bereits 'et schwanet mi' = ich ahne es
*Schwein haben 'Glück haben': nach KrL 242 vom Kartenspiel
des 16. Jhds. her: Auf der höchsten Karte, dem Schellendaus oder -as (daher 'ei
der Daus'!) war ein Schwein abgebildet; das AS hieß im dt. Kartenspiel DAUS
oder SAU; nach KÜPPER, Illustriertes Lexikon der dt. Umgangssprache
7(1984),2595 gab es früher, bei Wettspielen, Schützenfesten u.ü. als Trostpreis
für den letzten Sieger ein Schwein, daher der Name der seit 1800 ff. belegten
RA
*Sperenzchen machen: v. mlat. sperantia '(hinhaltende,
trügerische) Hoffnung', angebl. volksetymolog. kontaminiert (vermengt) mit
'sperren' i.S.v. 'hin-, aufhalten'
sich etw hinter den *Spiegel stecken
den *Spieß umkehren/umdrehen KrL 245
*Spießbürger: ursprünglich ein mit einem Spieß bewaffneter
Bürger einer mittelalterlichen Kleinstadt KrL 245 f.
etw *springen lassen
jdm auf die *Sprünge helfen KrL 246 f.
über jdn den *Stab brechen KrL 247
bei der *Stange bleiben KrL 248, RA 28 o.
jdm die *Stange halten RA 27 u.
sich aus dem *Staub(e) machen KrL 248 f.
dem werde ich es noch *stecken KrL 249
aus dem *Stegreif KrL 249 (mhd. stegreif = Steigbügel)
der *Stein des Anstoßes
bei jm einen *Stein im Brett haben
*Stein und Bein schwören: st. und b. sind Symbole der
Festigkeit (hier: des Charakters); -> KÜPPER 7(1984)
jn im *Stich lassen KrL 251,RA 28
*Stichproben nehmen RA 28 u.
einen *Stiefel vertragen können
jm geht etw gegen den *Strich
der *Sündenbock KrL 256; nach 3. Mose 16, 21 f.: "Da
sol denn Aaron seine beide hende auff sein heubt legen / vnd bekennen auff jn
alle missethat der kinder Jsrael / vnd alle jre vbertrettung / in alle jren
sunden / vnd sol sie dem Bock auff das Heubt legen / vnd jn durch einen Man der
furhanden ist / in die wüsten lauffen lassen / das also der Bock alle jre
missethat auff jm in eine wildnis trage / vnd lasse jn in die wüste."
(Luther-Bibel 1545)
*Süßholz raspeln 'schöntun, jdm den Hof machen'; bei Hans
SACHS (1494-1576) heißt es 'süßes Holz ins Maul nehmen' i.S. von 'süße=
wohlklingende Rede'; nach KÜPPER 8(1984),2809 ist die RA vermutl.
studentischerseits im 19. Jhd. geprügt worden; es ist jedoch nicht klar,
weshalb 'süßes Holz' und 'raspeln' zur Prügung der RA verwandt wurden und ob es
sich nicht vielleicht um eine Art der Verarbeitung von Zuckerrohr handelt. WN
131289pm DSA
etw aufs *Tapet bringen: Tapet = 'Bespannung von
Konferenztischen' < frz. tapis [mlat. tapetum] 'Wandteppich' WAHRIG
1986,1263M
ein *Techtelmechtel 'Liebschaft' anfangen mit jdm: <
österr. dechtlmechtl 'geheimes Einverständnis', vielleicht aus ital. teco meco
'ich mit dir, du mit mir' = 'unter vier Augen' WAHRIG 1986,1268 LM; RA 29 o.
das *Tischtuch zerschneiden zwischen -- KrL 260
*Torschlußpanik: bis ins 19. Jhd. hinein mußten abends die
Stadttore geschlossen werden; wer fremd war, mußte bis dahin die Stadt
verlassen haben und konnte in Panik geraten, wenn er vor dem bereits
verschlosssenen Tor ankam. KrL 261
im *Tran sein KrL 262, RA 29
ein *Treppenwitz; von frz. esprit d'escalier; Einfall, den
man erst beim Weggang (a.d. Treppe) hat; -- der Weltgeschichte KrL 262 (nach e.
Buch von W.L. Hertslet, 1839-1898)
einen *Türken bauen 'etw. vortäuschen' KrL 265 RA 29
bis zum *TZ KrL 265, RA 29
jdn *überführen RA 29
jdn *veräppeln: v. jidd. eppel 'nichts'
*verballhornen KrL 268
sich in etw. *verbeißen KrL 270
sich *verfranzen KrL 270
jd zu etw *verknacken 'verurteilen, einsperren' KrL 270 RA
26
*verschütt gehen: us nd. schütten 'einsperren' RA 29
sich *verzetteln KrL 271
jdn für *vogelfrei erklüren: eine alte sog.
Friedloserklärung; der Leichnam des so Geächteten war den Vögeln zum Fraße
freigegeben KrL 272
jm auf den *Wecker fallen 'nervös machen, anhaltend
belästigen': syn. -> jdm auf den Geist (neuerdings auch: den Keks) gehen;
jdm auf die Nerven fallen, auf den Nerv gehen, jdn nerven (du nervst [mich]);
Wecker als Sinnbild des Alarmrufes, der Alarmierung hier bildlich für 'höchste
Alarmbereitschaft der Nerven'; a.d.W. fallen auch i.S.v. 'beim Fallen den
Alarmknopf (Wecker) betätigen'; WECKER nennt man nümlich auch eine
Alarmklingel, z.B. die Klingel des Telefons. WAHRIG gibt keine Deutung
der *Zankapfel KrL 283
sich ins *Zeug legen 'ins Geschirr legen wie ein
landwirtschaftliches Zugtier' KrL 286
eine *Zigarre bekommen/jm eine Zigarre verpassen 'Verweis,
Rüge, Anpfiff': KÜPPER 8(1984) gibt soldat. Herkunft an. Vermutl. iron. RA,
weil das Geschenk einer Zigarre z.B. an Bedienstete oder Gäste immer als Beweis
von Gastfreundschaft bzw. Huld angesehen wurde.
auf keinen grünen *Zweig kommen: der gr.Z. (vgl. auch den
Zunamen Grünzweig) ist Sinnbild der Fruchtbarkeit, des Gedeihens; RA existiert
lt. KÜPPER 8(1984) bereits seit Ende des 15. Jhds.(c)
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