Obwohl Griechenland nur eine relativ kleine Fläche besitzt, ist es in der glücklichen Lage, über eine abwechslungsreiche Landschaft voller Gegensätze zu verfügen. Es hat eine sehr lange Küstenlinie, hohe und niedrige Berge, Flüsse, Seen und Schluchten, wo eine große Zahl an Pflanzen und Tieren beheimatet ist. Eine bedeutende Rolle spielt der glückliche Umstand, dass Griechenland sowohl mit Asien wie mit Afrika benachbart ist, was dazu führte, dass es hier Arten gibt, die anderswo in Europa nicht vorkommen. Das Meer ist das vorherrschende Element der griechischen Natur, und die Menschen haben bereits in der frühen Antike die zahlreichen großen und kleinen Inseln besiedelt, die sich vor dem Festland erstrecken. Anstatt sich die Natur untertan zu machen, haben die Inselbewohner gelernt, sich ihr anzupassen und mittels kleiner Eingriffe und einer harmonisch in die Natur eingebundenen Architektur Bilder geschaffen, die in der ganzen Welt als Markenzeichen gelten. Andererseits haben die hohen Berge, die sich auf dem Festland befinden, die Menschen seit jeher mit Ehrfurcht erfüllt, und in ihrer Mythologie haben sie auf dem höchsten von ihnen, nämlich dem Olymp, ihre Götter beheimatet. Noch heute findet man in den Bergen zahlreiche bedeutende Wälder. Der Urwald von Rhodopi ist einer der letzten seiner Art in Europa. Inzwischen wurden viele Gebiete zu Nationalwäldern, Nationalparks und ästhetischen Wäldern ernannt, und außerdem werden viele Gegenden durch den europäischen Netzverband Natura geschützt.
Wer in Griechenland Urlaub macht und dabei nicht nur am Strand liegen will, findet vor allem in Griechenlands Blumenpracht viel Freude. Griechenland erstaunt den pflanzenliebenden Besucher mit seiner einzigartigen Vielfalt. Griechenlands Wälder existieren nicht nur im Norden des Landes, sondern auch auf einigen Inseln, so etwa auf Samos. Das Umweltbewusstsein ist auch hier im Steigen begriffen, der Wald als schützenswerter Lebensbereich wird neu entdeckt. Bis zu 200 verschiedene Baumarten kommen in ihnen vor: weiße Pappeln, Zypressen, Edelkastanien, Fichten, Pinien und auch Tannen. Auf Samos wiederum erfreuen mächtige Walnussbäume, aber auch Tamarisken, die als Schattenspender die Küstenstriche entlang gepflanzt wurden. Auch Aleppokiefern, Dattelpalmen und Platanen mächtigen Ausmaßes finden sich hier.
Als Nutzpflanzen dominieren natürlich Olivenbäume und Wein, aber auch Quitten-, Feigen- und Granatapfelbäume, sowie Zitronen- und Orangenbäume. An Kräutern, sowohl wild, als auch angepflanzt ist die Auswahl schier unerschöpflich.
Warum gibt es so viele verschiedene Pflanzen in Griechenland?
Griechenland, der südlichste Teil der Balkanhalbinsel zeichnet sich durch sein gebirgiges Relief und die Vielzahl seiner Inseln aus. Dies erklärt auch die Artenvielfalt besonders der Wildblumen, die von Insel zu Insel variieren können. Die abgeschiedenen Habitate in den schwer zugänglichen Bergen und auf den Inseln wirken wie eigene Bioreservate und haben dadurch eine große Vielfalt von ursprünglichen (Endemiten) Pflanzen ermöglicht, die sich den lokalen Bedingungen perfekt angepasst haben.
Die kalksteinhaltigen Gebirge
Der Bogen des Kalkgesteins erstreckt sich von den dinarischen Alpen über das Pindos Gebirge, den Peloponnes, über Kreta, Karpathos und Rhodos bis nach Kleinasien. Steile Hänge, tiefe Schluchten, alles Ergebnisse der Jahrtausende währenden Erosion durch das Wasser, sind die Heimat der kalkliebenden Flora.
Die Gebirge aus Kristallschiefer
Diese viel älteren Gebirgsmassen, das Rhodopi Gebirge, West- und Zentralmazedonien oder der thessalische Bogen mit dem Olymp sind hier die massivsten Vertreter. Sie beherbergen uralte Pflanzen, die bereits aus der Eiszeit stammen, aus der Familie der Gesneriaceae: Haberlea rhodopensis, Jankaea heldreichii, und Ramonda nathaliae.
Die Inseln und ihre spezielle Flora
Je nach Beschaffenheit der Insel beschränkt sich die Vegetation auf Phrygana (niedrige Buschlandschaft) und Buschwald, so auf den Kykladen. Die Inseln der nördlichen Ägäis und die ionischen Inseln sind jedoch dicht bewaldet und für ihre reiche Flora bekannt. Viele der hier angesiedelten Pflanzen stammen aus dem asiatischen Raum. Kreta und Karpathos haben noch zehn Prozent endemische Arten, bei einem Pflanzenreichtum von an die 2.000 Pflanzen.
Küstenhabitate: mit Schätzen wie Zyperngras oder Strandflieder, Salz-Alant oder der in Kreta endemische Baum Phoenix theophrasti, der Palme des Theophrastos, auf Kreta in Vai.
Anthropogene Umwelt: diese vom Menschen (siedlungsnahe) beeinflusste Stufe beeindruckt durch wahre Orgien an Anemonen, Mohnblumen oder Kronen-Wucherblumen oder die zierliche Saat-Siegwurz.
Phrygana: die niedrige Buschlandschaft auf kargen steinigen Böden, beherbergt nicht nur dornige Büsche, wie Dornginster, Bibernell, Ginster und Dornbusch-Wolfsmilch, sondern vor allem auch die reich blühenden Zistrosen in weiß und pink.
Mediterrane Macchia: charakteristisch für das gesamte Mittelmeergebiet, ein Zusammenspiel von immergrünen Büschen unterschiedlicher Wuchshöhe: Kermeseiche, Erdbeerbaum, Heidesträucher und Lorbeerbaum bilden ein oft undurchdringliches Dickicht.
Wälder: bestehen aus Nadelbäumen und breitblättrigen Laubbäumen. Die Baumgrenze liegt bei 1.800 m, wobei Pinus heldreichii bis 2.400 m aufsteigen kann. Aleppo-Kiefer, Schwarzkiefer, die in Griechenland endemische Tanne (Abies cephalonica), Kermes-, Flaumeiche, aber auch die immergrüne Zypresse (Cupressus sempervirens) prägen das Waldbild.
Schluchten und Felswände: im kalkreichen Gebirge beherbergen Kostbarkeiten, 20 Prozent avon endemische Arten, wie Helichrysum heldreichii.
Habitate der alpinen Stufe: sie beherbergen niedrigwachsende Büsche und eine Vielfalt von Blumen, wie Seidelbast, Berberitze oder verschiedene Campanula-Arten.
Inseln, die sich durch besonderen Pflanzenreichtum auszeichnen sind Kreta, Rhodos und Samos. Da man auf ihnen, besonders im Frühjahr, auch noch wunderbar wandern kann, wenn auch manchmal auf nicht gut markierten Wegen, steht einer botanischen Exkursion als Highlight eines Badeurlaubs höchstens die eigene Bequemlichkeit im Wege.
Quellen: Wildblumen aus Griechenland,Vangelis Papiomytoglou; Mediterraneo Editions 2006
Kosmos Naturführer: Was blüht am Mittelmeer?, Peter und Ingrid Schönfelder; Franckh Kosmos Verlag 2005