Hier noch ein paar Artikel von anderen Schreibern
Sascha Lobo hält zweite Zukunftsrede im Ernst-Bloch-Zentrum
Der Stiftungsrat der Stiftung Ernst-Bloch-Zentrum hat beschlossen, die zweite Zukunftsrede an Sascha Lobo zu vergeben. Die Zukunftsrede wurde zum ersten Mal im Jahr 2010 gehalten, damals von dem Schriftsteller und Büchner-Preisträger Volker Braun. Zum zehnjährigen Bestehen des Ernst-Bloch-Zentrums und zum 125. Geburtstag des Ludwigshafener Philosophen wurde sie als Ergänzung zum bereits etablierten Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen ins Leben gerufen. Mit ihr verbindet die Stiftung Ernst-Bloch-Zentrum den Versuch, mutige Blicke in eine gute Zukunft zu wagen. Sie wird einer bekannten Persönlichkeit des öffentlichen Lebens aus Politik, Philosophie, Literatur oder Wissenschaft anvertraut, deren Denken und Handeln für langfristige Visionen bzw. Utopien steht. Die Rede ist ein utopisches Statement an die Gesellschaft. Die Wahl fiel auf Sascha Lobo, einen der wichtigsten Fürsprecher und Analytiker der digitalen Welt, auf Vorschlag der Juroren Professor Axel Honneth (Universität Frankfurt am Main), Professor Burghart Schmidt (Wien), Professor Bernd Stiegler (Universität Konstanz) und Dr. Klaus Kufeld (Ernst-Bloch-Zentrum). Vor dem Hintergrund der aktuellen Abhörskandale scheint die Frage nach der digitalen Freiheit derzeit eines der meist diskutierten Themen zu sein. Das Internet galt lange Zeit als der Ort der Freiheit und der Utopie und wird bis heute als solcher verteidigt. Die aktuellen Überwachungsskandale scheinen jedoch zu einer Desillusionierung zu führen.
Selbst der "Interneteuphoriker" Sascha Lobo verkündete in seinem vieldiskutierten Artikel "Abschied von der Utopie. Die digitale Kränkung des Menschen" (FAZ vom 12. Januar 14), sich in Bezug auf das Internet getäuscht zu haben und spricht - bezugnehmend auf Freud - von der vierten Kränkung der Menschheit. Sascha Lobo, Jahrgang 1975, ist Autor, Strategieberater und hält Fach- und Publikumsvorträge. Er beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Internets auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur. Auf Spiegel Online erscheint wöchentlich seine Kolumne "Mensch-Maschine" über die digitale Welt. Zuletzt erschien sein Buch "Internet - Segen oder Fluch", geschrieben gemeinsam mit Kathrin Passig. In der Stiftung Ernst-Bloch-Zentrum engagieren sich die Stiftungsinstitutionen und Kräfte aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft für das kulturelle Erbe von Ernst Bloch und die Fortentwicklung der Zukunftsthemen, die auch andere kultur- und sozialwissenschaftliche Strömungen einschließen. Der Stiftungsrat besteht aus OB Dr. Eva Lohse (Vorsitzende), Dr. Rüdiger Linnebank (Stellvertretender Vorsitzender, Vorstand der Sparkasse Vorderpfalz), Malu Dreyer (Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz), Edmund Elsen (Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur), Prof. Dr. Axel Honneth (Universität Frankfurt am Main), Dr. Mirjam Josephsohn (Bloch-Erbin), Prof. Dr. Burghart Schmidt (Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main/Wien), Anne Monika Sommer-Bloch (Bloch-Erbin), Prof. Dr. Bernd Stiegler (Universität Konstanz) und Peter Hähner (Stiftung der Rheinland-Pfalz Bank) sowie Geschäftsführer Dr. Klaus Kufeld.
Die Zukunftsrede wird gesponsert von ICL. -
"Die Zukunftsrede" wurde am UNESCO Welttag der Philosophie am Freitag, 21. November 2014, um 17 Uhr im Ernst-Bloch-Zentrum, Walzmühlstraße 63, gehalten. |
Die Rheinpfalz schreibt dazu
Hier in Auszügen:
".....Von einem grenzenlosen Bewunderer Sascha Lobo zu seinem scharfen Kritiker gewandelt. Im Ernst-Bloch-Zentrum in Ludwigshafen hat er nun die zweite „Zukunftsrede“ gehalten und eindringlich vor dem gedankenlosen Verzicht auf Verantwortung, Selbstbestimmung und demokratischer Kontrolle in einem totalen Überwachungsstaat gewarnt...."
„ Anders als der Büchner-Preisträger Volker Braun in seiner poetischen ersten Zukunftsrede war Sascha Lobo im Bloch-Zentrum bemüht, seinen Zuhörern in einfachen Worten vor Augen zu führen, was die Zukunft bringen wird – wenn sie sich nicht wehren und verweigern.
"...Erst Anfang dieses Jahres hatte er nach den Enthüllungen Edward Snowdens lapidar festgestellt: „Das Internet ist kaputt!“ und wandelte sich vom Saulus zum Paulus. „Wer hat schon diese Größe?“, fragte zu Recht Klaus Kufeld, der Leiter des Bloch-Zentrums, in seiner Einführung. Kufeld sprach auch das Dilemma des Internets an, indem er die Einschätzung des amerikanischen Soziologen Jeremy Rifkin zitierte: „Wir werden bereichert und unterstützt, aber auch kontrolliert und versklavt....“
"....„Was heißt digitale Freiheit?“ widmete Lobo dem verstorbenen Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher, weil er „das deutsche digitale Feuilleton“ begründet habe...."
"...Auf demselben Prinzip der Wahrscheinlichkeit beruht die gezielte Produktwerbung auf der Basis der Daten der Konsumenten im Internet. Und vor wenigen Tagen erst hat sich die erste Internet-Versicherung in Deutschland vorgestellt, die Ernährung und Fitnessübungen vorschreibt. „Wir brauchen einen Primat der Gesellschaft vor der Technologie“, mahnte Lobo. Eine kalte Ingenieursdenkweise habe dem technikvernarrten Deutschland den Wohlstand geschaffen...."
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