Bei offiziellen Essen werden sowohl Gäste als auch Gastgeber nicht nur von den Kellnern kritisch beäugt. Sie beobachten sich meist auch gegenseitig — zwar unauffällig, aber kritisch. Jene Kellner, die ihr Handwerk verstehen, interpretieren die Zeichensprache von Messer und Gabel sofort. Dadurch teilt ihnen der Gast schließlich ohne großen Kommunikationsaufwand mit, ob er das Mahl beendet hat oder noch mehr essen möchte. Gleichzeitig gibt er ihm auch zu verstehen, was er davon hielt. Kreuzt der Gast Messer und Gabel mit den Spitzen auf dem Teller, dann möchte er lediglich „parken". Legt er das mit der Schneide nach innen zeigende Messer und die Gabel parallel rechts unten auf dem Teller ab, signalisiert er, dass er fertig ist. Stellt man sich den Teller als Uhr vor und das Besteck deutet fünf Minuten nach halb sieben an, dann hat es ihm auch gut geschmeckt.
Früher (in Zeiten der Völlerei) als zynisch, sich auch noch „guten Appetit" zu wünschen. Angenommen, der Gastgeber bzw. die Gastgeberin hat selbst gekocht und startet das Essen auch noch mit den Worten „guten Appetit", kann dies schnell als Eigenlob interpretiert werden. Man könnte meinen, dass der Koch bzw. die Köchin derart von seinen Fähigkeiten überzeugt ist, dass er davon ausgeht, dass das Essen hervorragend schmeckt und wer nur wenig davon isst, eben keinen großen Hunger haben kann. Daher ist nur noch das Hungergefühl als solches dafür relevant, ob der Gast seinen Teller leer isst oder sich nachschöpft. Im Umkehrschluss könnte man auch davon ausgehen, dass der Gast, der den anderen einen „guten Appetit" wünscht, davon ausgeht, dass das Essen echt schmeckt und die Leute es essen können, wenn sie wirklich großen Hunger haben.
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