Kugelfisch gilt als Delikatesse, bei uns kommt er weniger zum Einsatz, da er hier nicht vorkommt und daher importiert werden muss. Sollte jemand mal in die Gelegenheit kommen einen dieser Fische zu bekommen, muss bei der Zubereitung einiges zu beachten sein. Wird der wild gefangene Fisch, wie mein geschätzter Kollege es ausdrückt "anatura" zubereitet, der Fisch ist in seiner gefangen Form hochgiftig und es dürfen nur sehr wenige Köche in Japan den Fisch zubereiten. Sie lernen über Jahre hinweg, wie sie den giftigen Teil entfernen und das man beim Entfernen von Leber und Eierstöcken besondere Vorsicht walten lassen muss. Wenn beim Ausnehmen der Leber auch nur ein Tropfen des darin enthaltenen Giftes mit dem übrigen Fisch in Berührung gekommen ist, kann es sich leicht um die letzte Mahlzeit handeln. Trotz der strengen Auflagen erleiden immer noch jedes Jahr mehrere Dutzend Menschen in Japan eine Kugelfisch-Vergiftung. Die einzige Chance, die die Ärzte in solchen Fällen haben: Das Gift so schnell wie möglich aus dem Magen entfernen, Aktivkohle (Dosierung von 1 g / kg Körpergewichtverabreichen) , warten - und hoffen :-) Kein Erbrechen bei fortgeschrittener Symptomatik auslösen, bei aussetzender Atmung Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen bis Arzt eintrifft. Zu früheren Zeiten gab es Restaurants, die die Leber trotzdem serviert haben, da der Körper kleine Mengen dieses Giftes vertragen kann, aber ich würde es nicht darauf ankommen lassen.
Hauptbestandteil des Giftes der Kugelfische ist Tetrodotoxin (TTX), das sich besonders in Haut, Leber und Eierstöcken des Fisches befindet, aber nicht im Muskelfleisch. Tetrodotoxin verdankt seinen Namen der Familie der Kugelfische (Tetraodontoidei) und wurde erstmals 1950 aus den Ovarien eines Kugelfisches isoliert. |
Arothron hispidus
Dieses Nervengift ist eines der stärksten bekannten, nicht proteinartigen Gifte: Die letale Dosis beträgt nur etwa 10 µg/kg Körpergewicht. Es wirkt nur auf die Körpernerven, nicht auf das Gehirn − die Opfer werden vollständig gelähmt und können sich weder bewegen noch sprechen, bleiben aber bei Bewusstsein. Sie sterben dann an durch die Lähmung bedingtem Atemstillstand und folgender Erstickung oder aber an Herzstillstand. Wenn Atmung und Kreislauf schnell genug durch Notfallmaßnahmen in Gang gehalten werden, klingt die Giftwirkung innerhalb etwa 24 Stunden ab erleiden die Opfer keinen bleibenden Schaden.
Interessanterweise lese ich, dass sich zum Beispiel Delfine an den Kugelfischen berauschen. Sie nehmen den Meeresmitbewohner ganz vorsichtig ins Maul und stupsen ihn sanft herum - gerade intensiv genug, dass das runde Meerestier sein Nervengift absondert, jedoch nicht so stark, dass der Kugelfisch verletzt wird und dadurch viel Tetrodotoxin absondert Sind die Delfine erst einmal high, scheinen sie in anderen Sphären zu schweben. Der Drogenkonsum im Tierreich scheint sich jedoch nicht nur auf Delfine zu beschränken: Auch Strumpfbandnattern sind dafür bekannt, zu Rauschzwecken das Gift zu sich zu nehmen. Allerdings laben sich die Schlangen dafür an Giftmolchen, die ebenso wie Kugelfische Tetrodotoxin absondern. Der Effekt ist ähnlich wie bei zugedröhnten Delfinen: Die Tiere bewegen sich langsamer und träger und zeigen sich Feinden gegenüber weniger ängstlich.
Literatur:
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