Unterwegs in der Pfalz -
Die Pfalz lebt und hat Superlativen die Einzigartig in Europa sind. Das Land zwischen Rhein und Saarland, bietet eine fruchtbare Tiefebene, die sich bis zur Haardt streckt, hier gibt es zusammen mit Rheinhessen, das größte Rebenmeer, geht dann über in das größte zusammenhängende Deutsche Waldgebiet. Ein Drittel der Pfalz ist mit Wald bedeckt. Der Naturpark Pfälzerwald bildet zusammen mit seinem französischen Nachbarn, den Nordvogesen, das in Deutschland einzige grenzüberschreitende, von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservat.
Entlang der deutschen Weinstrasse kann man praktisch jede Woche auf ein anderes Weinfest gehen, reist man südlich weiter ist man schon in Frankreich. Der karge, rote Buntsandstein, auf dem dieser Wald gewachsen ist, hat weithin sichtbare, bizarre Formen geschaffen. An seinem Ostrand verlieren sich die grünen Hügel der Haardt in der Rheinebene. Wie Perlen einer Kette liegen die urigen Winzerdörfer an der Weinstraße mitten im sonnenverwöhnten Rebenmeer.
Die rechte südliche Seite des Rhein, lockt Besucher nach Heidelberg und in das Neckargebiet. Alles in Allem gesehen, ist es die schönste und interessanteste Gegend Deutschland.
Das Klima ist toskanisch warm und fördert das Wachstum vieler Art von Pflanzen. Die Region "Deutsche Weinstrasse" in der Pfalz ist ein gesegnetes Fleckchen Erde. Bei mildem Klima, Wein und ungetrübter Lebensfreude, fühlt man sich wie in der Toskana oder vielleicht besser noch. Jetzt hat die Pfalz auch ein eindeutiges Plus gegenüber der Toskana, wir liegen Nördlicher und der klimatische Temperaturanstieg, trifft erst einmal den Süden und da gehört die Toskana leider dazu. Lichte Mischwälder mit mächtigen Eichen und Buchen gehen über in saftige Weiden und bunte Wiesen mit altem Streuobstbestand. Ein Netz von Bächen und Gräben durchzieht die freundliche Landschaft. Wo das Land zum Rhein hin fällt, beginnt der Dschungel der wilden Auenlandschaften.
Aber beginnen wir unsere Reise entlang der Deutschen Weinstrasse mit dem Herzstück der Pfälzer Lebensart: einem Glas Riesling Wein. Der Riesling ist erfrischend und wird sicherlich hier öfters bestellt, wie ein Apfelschorle. Die Rebsorte ist das Aushängeschild der Weinbauregion Pfalz. Nicht das es hier nur Riesling gibt, es gibt auch excellente Rotweine und natürlich auch große Sektkellereien, jeder Genießer bekommt das Richtige. An der Weinstrasse reihen sich Weingüter wie Trauben an einer Rebe aneinander. Viele empfangen Besucher zu einer Degustation. Inmitten der Reben ein besonderes Erlebnis, was schon für die alten Römer, die uns die Reben brachten, ein wahrer Genuß. Ein leckerer Wein, Käschde und die Leit` sind eine Pracht. Das vermerkte auch der Prinz Luipold, der mit den König Ludwig von Bayern, hier manche Flasche leerte.
Zu Fuß und mit dem Rad, lässt sich die Pfalz am schönsten entdecken, ob in netter Gesellschaft oder auch die Ruhesuchenden werden von den Niederungen der Südpfälzischen Rheinauen über den Bienwald und die Weinstraße bis in die Höhen des Pfälzerwalds und des Berglands, auf ihre Kosten kommen.
Von Frühling bis Herbst heisst es «Feiern, wie die Weinfeste fallen». 150 Weinfeste Tendenz steigend, sollen es jährlich sein, die Scharen von Besuchern in die Weinkeller und mittelalterlichen Städtchen locken. Bei «Pälzer Woi», Musik und deftiger Brotzeit geniesst man gesellige Stunden mit den gastfreundlichen Einheimischen.
Zu den schönsten Festen zählen die Weinkerwe in Deidesheim (zweites und drittes Wochenende im August), das Liebesbrunnenfest in Dackenheim (24. bis 26. Juli) und das Weintestival & Kunstfestival in Rhodt (24. bis 26. April). Leider sind auch in Corona Zeiten, viele Feste ausgefallen. Zaghaft werden jetzt an der Rheinseite zu Speyer, die ersten Märkte, mit gebührenden Abstand, wieder geöffnet.
Die Weinkerwe, alles begann mit Schubkarren voller Wein, Wurst und Brot anlässlich der Michaeli-Wallfahrt. Wer mal auf den Wurstmarkt geht, kann die kleine Michelis Kapelle auf dem Berg gegenüber sehen. Aus der improvisierten Verköstigung hungriger Pilger im Mittelalter wurde das grösste Weinfest (Wurstmarkt) der Welt. Mehr als 600 000 Wein- und Schaustellerfreunde, besuchen jährlich den Wurstmarkt in Bad Dürkheim. Neben Jahrmarktbuden und Fahrgeschäften zieht es die Besucher vor allem zu den Schubkarchständen, an denen Wein und Sekt der Region ausgeschenkt werden. 11.–15. und 18.–21. September.
Der Traum eines Trunkenbolds: jeden Tag einen Liter Wein, 4657 Jahre dürfte er dann trinken, zuviel sagt er und gibt dann doch etwas für seine Besucher ab! Würde man das hölzerne Riesenfass in Bad Dürkheim mit Wein füllen, hätten darin 1,7 Millionen Liter Platz. Weltrekord! Doch im Dürkheimer Fass befindet sich ein Restaurant, das herzhafte Pfälzer Kost serviert. En Gudde!
Was in Japan die Kirschblüten, sind in der Pfalz die wunderschön blühenden Mandelbäume. Tausende Bäume verwandeln die Weinstrasse jeden Frühling in einen rosa Blütentraum, der jährlich Zigtausende Besucher anzieht. Natürlich – typisch Pfalz! – wird der Frühlingsbeginn beim Mandelblütenfest in Gimmeldingen mit einem Glas Pfälzer Wein begrüsst. Der Termin ist flexibel, das bestimmen selbstredend die Blüten. Der Mandelpfad schlängelt sich durch das rosa Farbenmeer über 80 Kilometer von Bad Dürkheim nach Schweigen im Süden, entlang zahlreicher Übernachtungsmöglichkeiten. Teilstrecken bieten sich als genüssliche Tageswanderung an.
Westlich der Deutschen Weinstrasse erstreckt sich das oben erwähnte grösste Waldgebiet Deutschlands. Das wellige Mittelgebirge ist die Wärmedecke für das Weinstrassenklima. Hier prallen kalte Einflüsse ab. Der Pfälzer Wald wurde zum Naturpark und Unesco-Biosphärenreservat erklärt und ist ein Land der 1000 Möglichkeiten für Outdooraktivitäten. Der Bienwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in der Oberrheinischen Tiefebene. Zur Sicherung und Erhaltung seines herausragenden Artenreichtums und seiner Vielfalt wurde vor einigen Jahren ein Naturschutzgroßprojekt ins Leben gerufen.
Wo seit Menschengedenken Wein angebaut wird, haben sich herzhafte und deftige Gaumenfreuden entwickelt. Dank des Pälzer Altbundeskanzlers Helmut Kohl erlangte sein Leibgericht internationale Bekanntheit: der Pfälzer Saumagen. Was unappetitlich klingt, ist eine schmackhafte, in einem Schweinemagen gekochte Kalorienbombe aus Kartoffeln, Schweinefleisch und Brät. Viele Gaststätten bieten den Saumagen an und man kann den auch von einem Metzger auf einem Brötchen belegt genießen. Persönlich mag ich auch Saumagen mit "Käschde", so heißen die leckeren Esskastanien, die man überall im Pfälzer Wald finden und genießen kann und wer noch nichts von "Moschdsupp" Mostsuppe gelesen hat, für den wird es aber mal Zeit :-) Bekannter sind auch Zwiwwelkuche mit noiem Woi. (Zwiebelkuchen und neuer Wein).
Historisch ist die Pfalz natürlich auch der Vorreiter der deutschen Demokratie - 1832 in Europa, es brodelt heftig. Die Völker erheben sich gegen die diktatorische Obrigkeit. Auch in Deutschland. Ein Meilenstein in der Demokratie- und Freiheitsbewegung des Landes war dabei das Hambacher Fest im Mai 1832 im Hambacher Schloss bei Neustadt. 30 000 Menschen demonstrierten für Bürgerrechte. Heute gilt das Schloss deshalb als Symbol der Demokratie. Eine Ausstellung gibt Einblicke in die geschichtlichen Hintergründe. Tipp: Das Hambacher Schlossstrassenfest ist ein sehr schönes Weinfest (19.–21. Juni).
Die Pfalz ist gespickt mit Burgen und Schlössern. Einer der aussergewöhnlichsten Paläste ist Schloss Villa Ludwigshöhe bei Rhodt unter Rietburg. Am Berghang des Pfälzer Waldes erbaute sich der bayerische König Ludwig I. (1786–1868) ein Ferienhaus der Extraklasse. Aber auch der König Löwenherz war hier auf der Burg Trifels gefangen. Wanderungen zu Burgen und Palästen, bieten auch eine herrliche Aussicht auf das Weinland.
Entlang des Rheins gibt es eine Menge Kirchen und auch den Kaiserdom zu Speyer, er hat schon tausend Jahre auf dem Buckel und hatte Besuch von vielen gekrönten Häuptern, auch der Pabst war schon da und manche der gekrönten Häuptern, kann man im Keller noch besichtigen. Als Bub, durfte ich dort für umme rein, weil wir die 20 Pfennig damals nicht dabei hatten. Heute ist der Eintritt etwas teurer geworden, aber man darf neben der Krypta, auch den 60 mtr hohen Turm besichtigen, der eine gute Aussicht auf Speyer bietet. Wer in Speyer einen Tag verbringt, schlendert die Maximilianstrasse zum Dom, er kann sich auch rechts halten, da gibt es ein gut erhaltenes Judenviertel. Am besten mietet man sich einen Guide, der einen das ganze vor Ort erklärt. Aber auch ein alleiniger Rundgang ist recht schön. Für Technikbegeisterte empfehle ich das Technikmuseum Speyer, was auch fussläufig vom Dom erreichbar ist. Hier kann man neben einem Raumgleiter, auch ein UBoot mal von innen sehen.
Wer mit Kindern unterwegs ist, für den bietet die Pfalz attraktive Freizeitparks. Zum Beispiel den Holiday Park in Hassloch. Oder den Wild- und Wanderpark in Silz, wo man europäischen Tieren im Freigehege begegnet und sich anschliessend auf dem Abenteuerspielplatz austoben kann. Oder den Fun Forest Park in Kandel, den grössten Klettergarten Europas, der die Besucher auf wackeligen Seilen von Baum zu Baum führt. Aber auch die kleinen Gehege, wie das Wildgehe Rheingönheim bei Ludwigshafen, hier kann man die Tiere anfassen und die Rehe liegen überall herum.
Wer auf Wellness steht kann auch zu den schönen SPA Wellness Tempeln. Hier gibt es einige in der Pfalz, in Speyer gibt es den Binshof SPA, eine Therme, an der ich vor zwanzig Jahren noch mitgearbeitet hatte. Bad Dürkheim mit dem Salinarium und die Südpfalz Therme bei Bad Bergzabern
Dampfend tuckert das historische Kuckucksbähnel von Neustadt tief hinein in den Pfälzer Wald. Endpunkt ist das romantische Dörfchen Elmstein, dessen Bewohner «die Kuckucken» genannt werden. Wer auf so was steht, der kann mit dem originellen Herxheimer Schoppenbähnel eine ähnliche Freude haben. Hier sollte man auch schnell buchen, diese Touren sind schnell ausverkauft.
Wer sich für die Pfälzer Kultur, bzw auch die Mundart
«Machemol kä Fisitmatente?» – uff, Pfälzer Mundart ist für Aussenstehende ein verschwommener Klangteppich, vieles auch mit französischen Worten. In Bockenheim an nördlichen Anfang der Deutschen Weinstrasse widmet man sich bei zwei Events dem weichen Pfälzer Dialekt. Bei den Mundart Tagen (25./26. April) wird der liebe Gott im Dialekt gepriesen, und beim Dichterwettstreit (17. Oktober) punkten die besten Pfälzer Poeten. Es ist nicht jedermanns Sache, dieser Dialekt, ähnlich geht es einem im tiefsten Bayern oder bei dem Platt der Ostfriesen oder Sachsen. Es ist die deutsche Vielfalt, was auswärtische, je nachdem wo sie hinkommen, erstmal fragend aussehen lassen. Vor kurzem kam ein Tatort "Babbeldasch", entstanden im Mundart Theater bei der Frau Mott, in der Hemshofschachtel. "Woher ich des weß?, ich hab do als Komparse mitwirke derfe..." Das Mundarttheater im Hemshof Ludwigshafen feierte sein 30jähriges Bühnenjubiläum.
Wein, Weib und Gesang – das war gestern. Heute heisst es: Wein, Wellness und Wohlbefinden. Unter dem Label «Wellviness» kann man in zwölf Hotels dem Alltag entfliehen und die entspannende Pfälzer Lebensart geniessen. Schwerpunkte dabei sind Weinkultur und Wein-Wellness-Angebote. Lust auf eine Traubenkernölmassage oder ein Spätburgunderbad? Tipp: Das Viersternehaus Weidmann’s Weinhotel im schönen Dorf St. Martin schenkt neben Wellnesspackages auch Weine aus eigenem Bioanbau aus.
Jazz und Wein – eine perfekte Kombination aus Ohren- und Gaumenschmaus. Beim Palatina Jazz Festival treten renommierte Jazzer in historischen Gemäuern entlang der Deutschen Weinstrasse auf. Starpianist Jan Lundgren eröffnete das Festival mit seiner Band in der Gedächtniskirche in Speyer.
Eine Draisinenfahrt ist wie Fahrradfahren, nur auf Schienen nur gemütlicher. Hier muss man nur strampeln und das gemeinsam. Auf der zwölf Kilometer langen Strecke von Bornheim bei Landau nach Westheim geht es durch die flache Landschaft der Südpfalz. Draisinen für vier bis sieben Personen ab 40 Euro pro Tag. www.suedpfalz-draisine.de
In vino veritas – im Wein liegt die Wahrheit, behaupteten die Römer. Sie mussten es wissen, schliesslich brachten sie den edlen Traubensaft in die Pfalz. Grund genug, den ehemaligen Besatzern einen Besuch abzustatten: Bei Bauarbeiten in der Nähe von Wachenheim wurde 1980 ein römisches Landgut, eine Villa Rustica, entdeckt. In der hervorragend restaurierten Anlage kann man nun nachspüren, wie man vor knapp 2000 Jahren in der Pfalz lebte. Übrigens standen jedem Soldaten früher zwei Liter Wein, pro Tag zu. Da war der Dämmerschoppen schon morgens mit im Spiel, äh im Kampf. Alles nur Wein? Von wegen! Entlang der Deutschen Weinstrasse gibt es weit mehr zu erleben als nur Trauben in allen Variationen. Bei Regen bieten sich einige interessante Museen an. Im Westwall Museum in Bad Bergzabern erlebt man in zwei Bunkern ein Stück Zeitgeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Museum für Film und Fototechnik in Deidesheim lernt man, wie die Landschaft aufs Foto kommt. Und in der gläsernen Schuhfabrik in Hauenstein kann man bei der Produktion eines Treters zuschauen – und natürlich im grossen Fabrikverkauf der Firma Seibel seinem Schuhfetisch frönen. Übrigens ist Seibel auch mein Schuhfavorit.