Keine historische Quelle koennte wohl eindringlicher die ehemalige Bedeutung von Samos widergeben, als Herodot. Samos hatte im 6. Jh vor Chr. eine glaenzende Entwicklung erlebt und hatte auch waehren der Perserkriege es verstanden, durch geschickte Politik groesseres Unheil ueber die Insel zu vermeiden. Der Glanz der Insel war noch nicht erloschen, als Herodot ueber die Insel weilte. Daher auch sein Augenzeugenbericht.
Die archaologische Forschung hat die Bedeutung von Samos uns erst so richtig klargemacht. Wir wissen heute, das Samos schon im 4. Jahrtausend vor Chr. besiedelt war. Die Besiedlung damals, war meist im Suedosten der Insel, also dem heutigen Phytagorion; hier fand man eine fruchtbare Ebene und ein natuerliches Hafenbecken, das die Idealen Voraussetzungen fuer eine Besiedlung boten. Die Lage der Insel praedestinierte die Insel zum Schnittpunkt, zwischen dem griechischen Mutterland und dem Orient. Die archaeologischen Funde zeigen, das Samos strategisch einen guten Ankerplatz fuer die Kaufleute aus aegypter, Mesopotamier und Phoenizier war, hier wurde eifrig Handel getrieben. Polykrates verstand es im 6. Jahrhundert vor Christus, Samos zu dieser wichtigen Rolle weiter auszubauen. Die Stadt Samos war wohlhabend und hatte eine starke Stadtmauer. Die Flotte des Tyrannen Polykrates wat schnell, maechtig und gefuerchtet in der oestlichen Aegais. Der Handel bluehte von Babylon bis Gibraltar, Polykrates brachte das Glueck und den Reichtum. Von den drei Werken, die Herodot so vortrefflich beschreibt, ist leider vom praechtigsten Bau, der Tempelanlage (Heratempel) am wenigsten uebrig geblieben. Einzig das maechtige Fundament zeigt seine wahre Groesse und eine uebriggebleibene hohe Saeule. Der uebrige Bau wurde ueber die Jahre zerstoert oder abgetragen. Das zweite Bauwerk, die Mole, hier kann nur Vermutungen angestellt werden, was hier Antik ist. Sicherlich kann der Kern der Mole Antik bezeichnet werden. Nahzu intakt ist der Tunnel erhalten, seine Eigenschaft, dass er unteriridisch verlaeuft hat ihn vor Zerstoerung bewahrt. Nur durch die Erwaehnung von Herodot, wurde er bekannt und spaeter wieder freigelegt.
Noch Mitte des vergangenen Jahrhindert war der Tunnel voellig unbekannt. Seine Eingaenge waren verschuettet. Erst der franz. Archaeologe Victor Guerien. Er begann 1853 an der Quelle zu graben und konnte fast 400 mtr der alten Leitung freilegen. Herodot hatte in seinen Geschichten den Leitung an der Quelle erwaehnt. Den Tunnel selbst konnte der eifrige Archaeloge Guerien, aber nicht finden. Wann der Tunnel entdeckt wurde kann heute keiner mehr mit Bestimmtheit sagen. Erst 1882 wurde mit der Freilegung auf der Suedseite begonnen. Fuerst Konstantinos Adosidis hatte die Absicht den Tunnel wieder zu reinigen und das Wasser wieder ueber den Tunnel in die Stadt zu leiten. Aber er scheiterte, die technischen Erfordernisse waren zu dieser Zeit nicht gegeben. Es heisst, der Tunneleingang wurde letztendlich von Vater Kyrillos Moninas, ein Moench aus dem Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit von Mytilinioi 1882 wiederentdeckt. Der Anfang war gemacht und Ernst Fabricius wurde vom deutschen Archaeologischen Institut Athen 1884 mit dem Auftrag ausgestattet, mehr ueber den Tunnel aufzunehmen. Es gelang ihm unter sehr schweren Umstaenden, teils mit Kerzenlicht, primitiven Messgeraeten und Karten der britischen Admiralitaet, einen ersten Grundriss des Tunnels zu zeichnen. Diese Zeichnung und der Bericht, wurden fuer alle weiteren Grabungen zugrunde gelegt. Fabricius Bericht besagte folgendes: Der Tunnel des Eupalinos ist Kernstueck einer grossangelegten Wasserleitung, die Samos mit Frischwasser versorgen sollte.
Samos teilte sein Schicksal, wie alle grossen Staedte um diese Zeit. Zisternen und Brunnen reichten fuer die Versorgung seiner Einwohner nicht mehr aus, daher musste Wasser ueber beschwerliche Wege in die Staedte gebracht werden. Auf Samos lag die ergiebigste Quelle ausserhalb der Stadt und das noch um einen Berg herum, das war natuerlich sehr umstaendlich Wasser in die Stadt zu bringen. Es gab zwei Loesungsvorschlaege, entweder um den Berg herum oder durch den Berg hindurch. Heute, waere so etwas sicher einfacher zu bewerkstelligen, aber im 6. Jh vor Christus ohne Mess- und Satelittenunterstuetzung, eine Herkulesaufgabe. Doch war der Polykrates von dieser Idee so begeistert, da er auch bei einer laengeren Belagerung seiner Stadt, immer mit frischem Trinkwasser versorgt waere.
Er beauftrage Eupalinos mit der Durchfuehrung einer Wasserleitung durch den Berg. Eupalinos schaffte es mit seiner kuehnen und eleganten Art; er fing auf beiden Seiten des Berges an zu graben und dann den Durchstich auch schaffte. Die Gesamtlaenge der Wasserleitung umfasst aber nicht nur den Tunnel, sondern setzt sich aus drei Abschnitten zusammen: der Quelle mit einer 900 m langen Zuleitung zum Nordeingang des Tunnels zum Berg hin, dann der Tunnel selbst mit 1040 m und der Stadtleitung vom Suedeingang bis zum Brunnenhaus der Stadt, das aber bisher unentdeckt blieb. Selbst in der heutigen Zeit waere so etwas, eine Meisterleistung der Ingenieurskunst.
Dieser Meinung war auch der Leiter des deutschen Archaeologischen Institut in Athen Ulf Jantzen, der 1959 neue Messungen unter der Leitung von Wolfgang Kastenbein durchfuehren liess. Jantzen hatte selbst schon viele Erkenntnisse ueber die Topgraphie von Samos, durch Ausgrabungen herausgefunden. Kastenbein lieferte durch seine moeglichen Messmethoden, dass es sich bei der Leitung nicht einfach um ein Loch handelte, wie viele annahmen, sondern das es eine brillante Meisterleistung sein muss. Jantzen schaffte es dann trotz vieler Skeptiker, genuegend Mittel, groesstenteils von der Fritz-Thyssen-Stiftung und des Archaeologischen Institut Athen, mit den Ausgrabungen und dem Offenlegung des Tunnels 1971 zu beginnen. 1973 war der Tunnel offen gelegt und passierbar. Von den Schwierigkeiten der Freilegung auf der Nordseite wird in einem eigenen Abschnitt eingegangen.
Teil2 Planung und Durchfuehrung des Tunnels von Eupalinos.