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Kleiner Knigge fuer Griechenland

Die gesammelten Werke des Herrn Knigge sind im allgemeinen ganz gut und wer die drauf hat, kommt seinen Mitmenschen höflich und korrekt entgegen. Doch sind diese sehr allgemein zu sehen und von Land zu Land können Dinge und Gesten anders bewertet werden. So ist es mir in Griechenland schon passiert, dass ich zu einem Griechen die Handflächen zu einem freudigen Hallo ausgestreckt hatte, leider mit der Handfläche nach außen. Das gutgemeinte und freundliche Hallo, wertet der Grieche ab und wann, als obszöne Geste. So war ich natürlich verwundert, das meine Geste nicht erwidert wurde. Sicherlich könnte es für die Griechen in Deutschland zum Kulturschock gereicht haben, wenn ein Polizist auf der Kreuzung, beim "händigen" Verkehrregeln, ihn mit der Handflächen nach außen zum Stopp aufgefordert hatte um einen anderen Verkehr den Vorrang zu geben. Ob die weißen Handschuhe des Polizisten, das ganze "Obszöne" etwas gemildert hat, ist mir nicht bekannt. Später lese ich, das man seinem griechischen Gegenüber die offene Handinnenfläche mit abgespreizten Fingern entgegenzuhalten, könnte in Griechenland als Beleidigung aufgefasst werden. Daher sollten Urlauber darauf achten, dass das Anzeigen der "Zahl Fünf" nicht falsch verstanden wird.

Die Zahl Fünf

Eine Moutza (griechisch μοýτζα múdza) Mountza (μοýντζα múndza) oder Faskeloma (φασκÝλωμα f?s'ce?lo?m?) ist eine traditionelle Geste der Beleidigung in Griechenland: Für die Geste werden alle Finger einer Hand oder beider Hände ausgestreckt und die Handfläche(n) in Richtung der zu beleidigenden Person in einer Vorwärtsbewegung gezeigt. Die Geste erfolgt oft in Verbindung mit den Ausrufen na (να, 'hier'), orse (üρσε 'Da haben Sie es') oder par' ta (παρ' τα, 'nimm das'), sowie mit Schimpfworten. Je näher die Geste an dem Gesicht der anderen Person ist, desto drohender ist sie gedacht. Eine noch offensivere Version wird erreicht, indem beide Hände benutzt werden, um die Geste zu verdoppeln. Dabei wird die Handfläche einer Hand gegen den Handrücken der anderen Hand geschlagen

Der Ursprung der Geste kann bis ins Altertum zurückgeführt werden, als sie als Fluch verwendet wurde. Auch zu den Mysterien von Eleusis soll die Moutza Flüche gegen das Böse unterstützt haben. Damals wurde es faskéloma (φασκÝλωμα) genannt; dieses Wort und die Variante faskelo sind noch Synonyme von Moutza.
Später wandelte sich der Name zu Moutza. Nach dem Strafgesetzbuch des Byzantinischen Reichs wurde ein angeketteter Krimineller rückwärts sitzend auf einem Esel durch die Stadt geführt, wobei das Gesicht mit Schweißschlacke (μοýντζος moutzos) beschmiert wurde, um sie noch mehr zu verhöhnen.
Weil die Schweißschlacke zuerst in der Handfläche gesammelt und dann mit ausgestreckten Fingern auf das Gesicht der Person gewischt wurde, hat die Geste selber auch die beleidigende Bedeutung und den Namen Moutza nach dem verwendeten Material bekommen. Das moderne griechische Wort moutzoura oder mountzoura für einen Schmierfleck hat den gleichen Ursprung. Andere schreiben dazu, dass es der Kaiser Konstantin gewesen wäre, der seinen Dienern damit sagte: Scheisse in dein Gesicht.

 

 

 

 

Daumen hoch

Ebenfalls "Daumen hoch" und da spreche ich mal die Griechen bei einem bekannteb sozialen Netzwerk an, die mit dem Daumen hoch - allse gut und ich bin damit einverstanden, oder zur Kenntnisnahme- signalisiert. Griechen halten dieses auch für eine rüde und obszöne Geste. Mit dem Kopfnicken bedeutet Ja, Kopfschütteln Nein – aber nicht in Griechenland. Im beliebten Urlaubsland wird diese Geste genau andersherum verwendet. Wenn ein Grieche mit dem Kopf schüttelt, drückt er seine Zustimmung aus. Ein Nicken bedeutet hingegen "Nein". Noch verwirrender wird es für uns, wenn auch noch gesprochen wird. Denn "Né" heißt auf Griechisch "Ja". Urlauber sollten daher beachten, dass die Griechen nicht nur "Nein" meinen, wenn sie nicken, sondern "Ja", wenn sie "Né" sagen. So war mein Verhalten in der Lederstrasse in Chania (Kreta) beim erstenmal, für den Verkäufer, der mir ein paar Handgefertige Ledersandalen anbot, mein Kopfnicken und mein Näh (bin ja Pfälzer und das bedeutet das Nein) genau im Gegenteil zu verstehen. So lief mir der Schuhmacher noch ein gutes Stück hinterher, hat doch der Touri eindeutig seine Kaufbereitschaft signalisiert.

Im Restaurant

Auch den Kellner rufen, sollte mit Vorsicht gemacht werden. Wer hierzulande eine andere Person mit dem Finger herbeirufen möchte, dreht den Handrücken nach unten und bewegt langsam den Zeigefinger. In Griechenland und einigen anderen Ländern wird der Handrücken nach oben gedreht und der Zeigefinger oder alle Finger bewegt.

Sich schön am Strand in der Sonne räkeln – bitte in Badekleidung. Nacktbaden ist in Griechenland offiziell verboten und nur an einigen wenigen ausgewiesenen Stränden erlaubt. Auch Oben-ohne-Baden wird nicht gerne gesehen. Gut, dass hat sich etwas gewandelt und die Meisten sehen darüber weg. So bietet hier ein Wirt, ein Freibier, für Oben Ohne Bekleidete an -natürlich nur Spaß- Keine Dame würde so einer Einladung folge leisten. Am schlimmsten auf das Schild regiert, haben einige deutsche Spießer.


Mittags wird normalerweise zwischen 12 und 15 Uhr gegessen. Das Abendessen ist die Hauptmahlzeit der Griechen und beginnt üblicherweise gegen 21 Uhr. Meist besteht die Mahlzeit aus mehreren Gängen. Nachspeisen stehen mancherorts auf der Speisekarte, sind aber weniger verbreitet. Häufig kredenzt der Tavernenbesitzer zum Abschluss ein paar Früchte, Joghurt oder Baklava umsonst.
Wer zum Essen eingeladen ist, sollte darauf achten, von allem nur wenig zu nehmen. Einen Gang auszulassen kann vom Gastgeber als Beleidigung aufgefasst werden.

Im Übrigen sind getrennte Rechnungen gar nicht üblich und sollten wenn überhaupt bei der Bestellung angekündigt werden. Aber in Touristengebieten wird es schon als Normal angesehen und der Kellner macht sich gern die Mühe, die Rechnung aufzuteilen.

Früher war es Gang und Gebe, mit der Tavernenbesitzerin in die Küche zu gehen und sie hat mit Handzeichen gezeigt, was sie alles hat. Vor allem im Norden des Landes wurde die Speisekarte manchmal durch einen Gang in die Küche ersetzt. Das war meist der mangelnden Speisekarte und nicht gemeinsamen Sprache geschuldet.

Urlauber sollten aber besser warten, bis der Wirt ein Zeichen gibt, mitzukommen. Nach einem kurzen Blick in die Kochtöpfe fällt die Entscheidung leicht und die Gäste können auch direkt in der Küche bestellen.

Fische können in Griechenland teuer sein, besonders in Fischarmen Gegenden, wo der Fisch aus fremden Ländern oder wenigstens aus Athen kommt, sollte man sich über den Kilopreis des Fisches vor dem Verzehr einig sein.

Trinkgeld kann man in Griechenland - den Betrag etwas aufrunden - im Restaurant rechnet manmit ca. 10% Trinkgeld.

 

 

 

Adolph Freiherr Knigge (1752 - 1771) , war sicherlich in seinem Land ein geachteter Mann, der sich in allen Lebenslagen gut zu benehmen wusste.In unserem Essens Journal, haben wir ein paar Erkenntnisse zusammengetragen, von dennen unser guter Adolph kaum was wusste, aber auch in fernen Laendern, oder wie hat man immer gesagt - Andere Laender - Andere Sitten.

In Griechenland gelten gegebenenfalls andere Gepflogenheiten, als in Deutschland, ein kleines Nachschlagewerk, um sich ein wenig in Griechenland anzupassen und ohne eine Vollstaendigkeit fuer sich zu beanspruchen, habe ich hier veroeffentlicht. Ohne jegliche Kenntnis lokaler Gepflogenheiten wird "Benehmen" auch in Griechenland schnell zur sprichwoertlichen Glueckssache. Nachfolgende Hinweise und Beschreibungen beziehen sich auf typische Alltagssituationen und sollen dazu beitragen, die allgegenwaertigen typischen "Fettnaepfchen" zu umgehen ... .

Begruessung und Verabschiedung

Bis mittags gruessen Griechen mit "kalimera" (= woertlich: "guten Tag", auf den Sprachgebrauch bezogen jedoch in der Bedeutung von "guten Morgen"), danach mit "kalispera" (= woertlich "gute Daemmerung", sprich "guten Abend"). Unabhaengig von der Tageszeit wird dagegen sowohl zur Begruessung als auch Verabschiedung "jasu" (Singular) bzw. "jassas" (Plural) verwendet. Hierbei handelt es sich um jeweils zwei Worte, die jedoch wie eins ausgesprochen werden ("ja" von "ygia" = Gesundheit und "su" = Dein / Dir bzw. "sas" = Ihr / Euer / Euch). Mit dieser -volkstuemlichen - Grussfloskel wuenscht man sich also genau genommen nicht die Tageszeit, sondern ... Gesundheit.

Sowohl zur Begruessung als auch Verabschiedung wird "cherete" (= woertlich: freut Euch!) gebraucht. Das hier in den imperativen Plural gesetzte Verb kann sich an eine oder mehrere Personen sowie auch eine Gruppe richten. Sinngemaess kommen situationsbedingt "cherome" (bin erfreut) und "charika" (hat mich gefreut) zur Anwendung.

Nur zur Verabschiedung erklingt wiederum haeufig das in jeder Beziehung neutrale "adio" (abgeleitet von dem venezianischen / lateinischen "ad Deum"); im alltaeglichen Umgangston sind auch die Verballhornungen "adiosu" (Singular) bzw. "adiosas" (Plural) gebraeuchlich.

Schliesslich gibt es im Griechischen auch ein Pendant zum deutschen "wie geht's?" und lautet "ti kanis" (woertlich: was machst Du) bzw. "ti kanete" (= was macht Ihr / was machen Sie). Oft wird auch noch angehaengt: "kala?" (= gut?) oder "kala ise?" bzw. "kala iste?" (= geht es Dir gut? bzw. geht es Ihnen / Euch gut?). Die uebliche Antwort lautet "kala, esi?" (= gut, und Dir?) bzw. "kala, esis" (gut, und Ihnen / Euch?). Sofern es sich um den Austausch foermlicher Floskeln handelt, ist die Begruessung damit erledigt. Es kann jedoch auch passieren, dass sich die auf diese Weise angesprochene Person zu einer umfangreichen Schilderung veranlasst fuehlt :-)

Der Handschlag wird aehnlich wie in Deutschland gehandhabt und je nach Situation von einer der vorstehend erklaerten Grussformeln begleitet. Das den verabschiedenden Handschlag begleitende unverfaengliche "hat mich gefreut" lautet im Griechischen "charika". Umarmungen oder / und mehr oder weniger angedeutete (Wangen-) Kuesse sollten dagegen nur unter entsprechenden Voraussetzungen ausgetauscht werden ... .

Anrede

Obwohl im griechischen Alltag das "Du" vorherrscht, stellt dies noch lange keinen Freibrief dar, grundsaetzlich Alle und Jeden duzen zu duerfen. Wie im Deutschen wird auch im Griechischen in allen Nuancen zwischen "Du" und "Sie" differenziert. Im Zweifelsfall ist also auf jeden Fall das "essis" (= Sie) angebracht.

Ebenso sollte auf das im volkstuemlichen Umgangston oft als Anruf benutze "re" bzw. "re, 'si" (= etwa "he / ey Du") verzichtet werden; hier klingt mehr oder weniger unterschwellig oder auch beabsichtigt immer die Geringschaetzung der auf diese Weise "titulierten" Person mit. Wer trotzdem "re" ruft und als Antwort "rexinos" (= lautmalerisch, ohne konkrete Bedeutung) vernimmt, bekommt auf diese Weise quittiert, dass der vulgaere Anruf uebel genommen wurde ...

Die allgemeine foermliche persoenliche Anrede lautet wie auch im Deutschen "kyria" (= Frau) oder "kyrie" (Vokativ von "kyrios" = Herr) plus Nachname. Im alltaeglichen Sprachgebrauch ist auch Frau / Herr plus Vorname ueblich, womit trotz der vertraulicheren Form immer noch eine eindeutige Distanz gewahrt bleibt.

Die foermliche Anrede von Amts-, Wuerden- und auch Traegern diverser akademischer Titel lautet Frau / Herr plus Titel, wie z. B. "Frau Abgeordnete", "Herr Buergermeister", "Frau Professorin" usw., wobei der Titel gegebenenfalls in den Vokativ gesetzt wird. Im alltaeglichen Sprachgebrauch dient wiederum oft auch einfach die in den Vokativ gesetzte Berufsbezeichnung als Anrede: "jatre" (= o Arzt), "daskale" (= o Lehrer), "mastora" (= o Meister / Techniker).

Der Vollstaendigkeit halber sei erwaehnt, dass insbesondere Jugendliche sich oft unverbluemt gegenseitig als "malakka(s)" (= Wichser) titulieren. Im entsprechenden Rahmen mag diese Anrede als "abstrahierter Platzhalter" beziehungsweise Bekundung burschikoser Vertraulichkeit gelten. Im uebrigen handelt es sich jedoch um ein ebenso vulgaeres wie zutiefst beleidigendes Schimpfwort!

Smalltalk, Unterhaltung

Griechen sind in der Regel kontaktfreudiger als Deutsche und scheuen sich auch nicht, Gespraechspartner unverbluemt auszufragen. Wer nicht unbedingt in allen Punkten Rede und Antwort stehen moechte, darf den Spiess taktvoll umdrehen: Griechen erzaehlen ueblicherweise gerne ueber sich selbst oder gegebenenfalls noch lieber ueber Dritte ... .

Politische Diskussionen sind nicht unbedingt empfehlenswert, zumal typische Griechen dazu neigen, ihre / eine Meinung fanatisch zu vertreten und sich dabei logischen Argumentationen zu verschliessen. Ausserdem tappen Aussenstehende leicht in thematische "Fettnaepfchen" und sehen sich dann schnell mit dem ausgepraegten kollektiven Nationalstolz der Hellenen konfrontiert. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Verunglimpfung nationaler Symbole jeglicher Art, insbesondere auch der Flagge, sowohl den spontanen Zorn evtl. Anwesender erregen als auch die Organe der Exekutive (!) auf den Plan rufen kann.

Unterhaltungen ueber das antike Griechenland, seine Errungenschaften und kulturellen Verdienste usw. sind dagegen "ungefaehrlicher", zumal diesbezuegliche Anerkennung den meisten Griechen schmeichelt. In bezug auf konkrete Fakten geraten Griechen allerdings nicht selten schnell auf Glatteis: viele Deutsche sind besser ueber die Geschichte der Hellenen informiert als diese selbst, als auch unterschiedliche Termini Verwirrung und Missverstaendnisse beguenstigen. Wer sich nicht sicher ist, sollte also lieber beim Wetter bleiben: dieses Thema ist auch in Griechenland ebenso beliebt wie unverfaenglich ... .

Im Kaffeehaus

Obwohl erheblich dezimiert, gibt es sie noch immer und ueberall: die traditionellen Kaffeehaeuser, in Griechenland "kafenio(n)" genannt. In den spartanisch ausgestatteten, zum Teil winzigen Lokalen herrscht oft ein lauter bis rauher Ton: man kennt sich, neckt sich, setzt sich auseinander - so wie ueberall, wo Maenner unter sich sind; Frauen und Jugendliche verirren sich nur selten in diese Lokale.

Die meisten Kaffeehaeuser sind Ein-Mann- oder Familienbetriebe. Ausser Kaffee, Tee, Erfrischungs- und alkoholischen Getraenke werden im "kafenio" bestenfalls einfache Teller angeboten. Oft kann man "ouzaki" bzw. "ouzo me mese" ("meses" = Leckerbissen) ordern und bekommt dann zusammen mit einem Glas / Flaeschchen Ouzo einen Teller mit Appetithappen serviert.

Wenn eintretende Gaeste nicht zielstrebig einen Tisch ansteuern, sondern schlendernd hier und dort gruessen und Smalltalks anknuepfen, warten sie offensichtlich auf die Aufforderungen "ella katse" (= komm, setz Dich). Wer sich jedoch erst einmal niedergelassen hat, wird dann kaum noch "umziehen" und ggf. entweder weitere Personen an seinen Tisch einladen oder auch vom Platz aus an Gespraechen teilnehmen und auf diese Weise zu der typischen Geraeuschkulisse beitragen :-) Wer Dritte auf einen Kaffee oder ein Getraenk an den Tisch ruft, gibt damit in der Regel zu verstehen, dass er auch dafuer bezahlen wird.

Sollte sich der Wirt (seltener die Bedienung) nicht von allein am Tisch einstellen, z. B. weil er gerade beschaeftigt ist, werden Bestellungen oft einfach lautstark zugerufen. Durch Haendeklatschen oder schrille Pfiffe auf sich aufmerksam zu machen gilt dagegen als ungehoerig.

Theoretisch besteht im "kafenio" Bestellzwang, jedoch kann man sich in der Praxis auch ueber laengere Zeit an einem einzigen Getraenk "festhalten" oder sogar ohne Verzehr im Lokal aufhalten; Letztes ist allerdings nicht gern gesehen ... . Trinkgeld wird allgemein nicht erwartet, jedoch auch nicht abgelehnt - kleine Wechsel Betraege koennen schon bei der Rechnungsstellung mit dem Hinweis "endaxi" (= ist in Ordnung) ausgeschlagen oder auf dem Tisch zurueckgelassen werden.

In der Taverne

In Lokalen der gehobenen Gastronomie werden international bzw. in Deutschland uebliche Tischsitten und Verhaltensmuster erwartet. In den volkstuemlicheren Tavernen geht es dagegen oft recht locker zu: man darf aufstehen, sich unterhalten oder sogar zwischendurch den Platz wechseln; im letzten Fall sollte jedoch die Bedienung informiert werden, um Verwirrungen bzgl. der Rechnungsstellung vorzubeugen. Im uebrigen wird jedoch auch hier ein Mindestmass an Anstand, Hoeflichkeit und "Abstand" erwartet. So gilt es z. B. als sehr ungehoerig, sich unaufgefordert an Tische anderer (auch bekannter!) Personen zu setzen, die Bedienung durch Haendeklatschen herbei ordern oder ohne Nachfrage Tische und Stuehle zu verruecken. Wenn es nicht moeglich ist, die Aufmerksamkeit der Bedienung per Augenkontakt oder Handzeichen zu erregen, darf auch nach dem "garsson" (= Kellner) gerufen werden. Alternative: aufstehen und die Bedienung persoenlich ansprechen ...

An Gesellschaft interessierte Insider bestellen erst einmal ein Getraenk und ueberpruefen dann in Ruhe die Lage (sowie ggf. auch die Speisekarte). Wer anwesende Gaeste stilvoll auf sich aufmerksam machen moechte, beauftragt die Bedienung, am Tisch der Zielgruppe das erkennbar bevorzugte Getraenk zu servieren. Im weiteren Verlauf trinkt man sich bei angedeuteter Erhebung des Glases zu und setzt sich eventuell (!) zusammen ... .

Waehrend Deutsche davon ausgehen, dass auch an gemeinschaftlich belegten Tischen jede Bestellung akribisch der bestellenden Person zugeordnet wird, werden in griechischen Lokalen die Bestellungen nicht selten pauschal dem "Tisch" in Rechnung gestellt, zumal Griechen oft "refine" (= die Umlage der Rechnung zu gleichen Teilen) vereinbaren bzw. stillschweigend voraussetzen. Sofern getrennte Rechnungen erwuenscht sind, sollte dies der Bedienung von Anfang an ausdruecklich bekannt gegeben werden!

In den Preisen der Tavernen ist grundsaetzlich ein "Bedienungsgeld" enthalten, jedoch wird zusaetzliches Trinkgeld gern gesehen bzw. sogar erwartet. Die vielfach genannten Richtwerte von 10-20% des Rechnungsbetrages sind allerdings voellig ueberzogen und bestenfalls auf geringe Rechnungen anzuwenden. Gemaess einer offiziellen Empfehlung sollte sich ein Trinkgeld auf hoechstens 5% des Rechnungsbetrags belaufen. Dazu sei erwaehnt, dass sich der gesetzliche Mindestlohn in Griechenland auf etwas mehr als 20 Euro pro Tag belaeuft.

Besuch, Einladung

Grundsaetzlich gehoert es auch in Griechenland nicht zur feinen Art, Leute unerwartet bzw. unangemeldet zu Hause zu "ueberfallen". Ohne triftigen Anlass sollte zwischen ca. 14.00 - 17.00 Uhr auch auf Anrufe verzichtet werden, zumal in der Mittagspause insbesondere waehrend der Sommerzeit fehlender Schlaf nachgeholt wird.

Eine (ernsthafte) Einladung nach Hause auszuschlagen, kann schnell als Beleidigung aufgefasst werden. Wer trotzdem ablehnen will oder muss, sollte dies mit Fingerspitzengefuehl tun und ggf. eine Alternative vorschlagen.

Da Begriffe wie "Nachmittag" und "Abend" nicht ueberall gleich verstanden werden, sollte (auch) eine Zeitangabe benannt werden. Ebenso ist es nie falsch, Telefonnummern auszutauschen: so kann im Fall unerwarteter Ereignisse Verbindung aufgenommen oder eine langfristigere Einladungen noch einmal "gecheckt" werden. 

Gastgeschenke sind gern gesehen, wobei man als Deutscher natuerlich mit etwas typisch Deutschem ueberraschen darf. Ansonsten bieten sich Blumen oder auch Spirituosen, ggf. in dekorativer Verpackung / Flasche sowie auch Gebaeck an, das in Konditoreien, Baeckereien usw. in beliebigen Mengen und Mischungen abgewogen und in - mehr oder weniger dekorativen - Pappschachteln ueberreicht wird. uebrigens werden Gastgeschenke oft scheinbar achtlos beiseite gelegt und erst ausgepackt, wenn der Besuch(er) gegangen ist: es besteht also kein Anlass, sich wegen dieser Geste gekraenkt zu fuehlen!

Aufgrund oft beengter Wohnverhaeltnisse werden Besucher nicht immer ins Haus gebeten, sondern auf Terrasse / Veranda / Hof gefuehrt. Unter entsprechenden Gegebenheiten darf der Besuch(er) dies auch selbst vorschlagen. Oft begibt man sich im weiteren Verlauf gemeinsam in eine Taverne oder verabredet sich von vornherein in einem Lokal.

Bezueglich des letzten Punktes ist ggf. auf angebrachte Kleidung zu achten: sowohl im geschaeftlichen als auch privaten Bereich ist es fuer die Gastgeber oft sehr wichtig, Gaeste "vorzeigen" bzw. sich mit ihnen "sehen lassen" zu koennen. Im Zweifelsfall sollte diskret nachgefragt werden, ob "Touristen Kluft" akzeptabel ist oder "Ausgehkleidung" erwartet wird.

Religion, Kirche, Kloster

Wer weiss, wie Griechen fluchen, wird sich fragen, wie dies mit ihrer angeblichen Pietaet vereinbar ist, zumal die vulgaere Standard Phrase "gammoto" (= Androhung gewaltsamen Beischlafs) sowohl mit einem beliebigen Objekt als auch jeder realen oder virtuellen Person (inkl. Familienmitgliedern, Heiligen, Religionsstiftern usw.) verknuepft werden kann.

Die fast ausnahmslos der griechisch-orthodoxen Konfession angehoerenden Griechen legen ein manchmal sehr lockeres Verhaeltnis zu ihrer Religion zu Tage. Gegenueber Andersglaeubigen neigen sie jedoch zur Intoleranz, was nicht zuletzt auf die offizielle Einstellung der Kirche zurueckzufuehren ist. Als besonders suspekt gilt jede Art von "abwerben der Missionierung". Die nach wie vor bedeutende gesellschaftliche Position des Klerus zeichnet sich schon allein durch den Umstand ab, dass sich unter den jeder Art von offiziellen Anlaessen beiwohnen den Wuerdentraegern immer auch Geistliche befinden.

Pastoren tragen in der oeffentlichkeit grundsaetzlich den typischen Talar nebst Hut und gelten allgemein als Respektpersonen. Sie sind zwar zu einem gemaessigten Lebenswandel angehalten, differenzieren sich jedoch im uebrigen kaum von der Bevoelkerung bzw. dem ueblichen Alltagsleben.

Wer aus welchem Grund auch immer eine Kirche besuchen und / oder an einer Messe teilnehmen moechte, sollte sich an dem Erscheinungsbild der Einheimischen bzw. den konservativen Kleidungsregeln orientieren. In bedeutenderen Kirchen und insbesondere in Klosteranlagen sind diese Vorschriften verbindlich. Klartext: Frauen muessen von den Schultern (inkl. Oberarmen) bis zum Knie durchgehend bedeckt sein und gegebenenfalls einen Rock ueber der Hose tragen; fuer Maenner sind die Vorschriften weniger konkret, sollten jedoch (abgesehen von dem Rock) auf entsprechende Weise befolgt werden.

An den Eingaengen zu Klosteranlagen werden in der Regel Tuecher bzw. Kleidungsstuecke zur Bedeckung unschicklicher Bloessen bereitgestellt. Trotzdem gilt es als sehr provokant, betont freizuegig oder gar nur mit einem knappen String bekleidet vorstellig zu werden, wie dies insbesondere Touristen immer wieder praktizieren. Es draengt sich hier die Frage auf, ob diese Leute auch zu Hause ihre Reizwaesche in der Kirche zur Schau stellen wuerden ...

Verwaltung, Behoerden, Beamten

Im Verkehr mit griechischen Behoerden werden nach wie vor haeufig die Dienste von Vermittlern jeder Couleur in Anspruch genommen. Diese nicht selten in gesetzlichen Grauzonen agierenden Erbringer diverser Dienste leisten gegen entsprechende Verguetung jede Art von Hilfestellung oder uebernehmen auch die gesamte Abwicklung einschlaegiger Vorgaenge. So ist es ueblich, dass solche Personen im Umfeld oder sogar auch in den Gebaeuden frequentierter aemter, Behoerden, Einrichtungen usw. Formulare und Gebuehrenmarken feilbieten, Antraege ausfuellen, Auskuenfte erteilen und sonstige relevante Leistungen erbringen.

(Verwaltungs-) Beamte allgemein und insbesondere Ordnungshueter und -organe sowie Autoritaets Traeger jeder Art sind in der Regel nicht sehr diskussionsfreudig. Aus der sicheren Position der praktischen Unkuendbarkeit betrachten sie ihren Dienst oft selbstherrlich als schicksalsbedingtes uebel und das gemeine Volk als laestige Bittsteller, reagieren auf Kritik und erst recht Belehrungen meistens allergisch bis cholerisch, auch wenn sie sich eindeutig im Unrecht befinden, und gelten allgemein nicht als Grossmeister der Umgangsformen; wie immer bestaetigen jedoch Ausnahmen zunehmend die Regel.

Theoretisch besteht inzwischen die Moeglichkeit, sich in Faellen von Willkuer, Amtsmissbrauch bzw. -ueberschreitung, Rechtsbeugung und sonstigen "Ungehoerigkeiten" an Schiedsstellen zu wenden, was jedoch in der Praxis leider nicht so richtig klappt und in jedem Fall Zeit, Nerven und Geld kostet. Somit ist es meistens effektiver, sich distanzierter Hoeflichkeit zu bedienen und ggf. auch ein bisschen dumm zu stellen. Sofern sie sich nicht selbst unbeliebt machen, wird deutschen Touristen ueblicherweise mit einem gewissen Mass an Respekt begegnet; jedoch gehoeren auch hier Ausnahmen zur Regel ...

Puenktlichkeit, Versprechungen, Zusagen

Was im Rahmen unbeschwerter Freizeit und Geselligkeit als Merkmal einer orientalisch angehauchten Lebensphilosophie gewertet werden mag, kann im nuechternen Alltag bis hin zur Einweisung in die Intensivstation fuehren: die Unpuenktlichkeit der Griechen ist sprichwoertlich! Leider beschraenkt sich das gespannte Verhaeltnis der Hellenen zu Zeit und Terminen nicht nur auf die Privatsphaere, sondern betrifft wirklich jeden denkbaren Bereich.

Nicht besser ist es um Versprechungen und Zusagen bestellt. Selbst schriftliche Abmachungen werden ggf. ohne jede Hemmung ignoriert, und muendliche sowie insbesondere spontane Vereinbarungen scheinen oft nur getroffen zu werden, um sie anschliessend brechen zu koennen.

Selbstverstaendlich sind auch Urlauber weder vor einschlaegigen Erlebnissen und Situationen gefeit, noch koennen sie sich effektiv davor schuetzen. Folglich kann nur empfohlen werden, bei jeder Planung immer moeglichst viel "Luft" bzw. auch Alternativen einzukalkulieren ... .

lg thommy


 

 
 

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