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Die Insel der Alten oder eine Formel zum Altwerden.

IKARIA

Wir verlassen den Ort Agios Kirikos und fahren in die Berge, durch Pinienwälder geht es über eine Serpentinenstrasse immer wieder bergauf und bergab, an schroffer Felsküste entlang, bevor es wieder Richtung Steli und Evdilos in die Berge geht. Ikarias Landschaften sind makellos, atemberaubend schön, exotisch, wild und voller Kontraste. Es gibt grüne Hänge mit schroffen Felsen, Gebirgsbäche, Seen und Wasserfälle, heiße Mineralquellen, Kiefern- und alte Eichenwälder, Schluchten, Höhlen, Felswüsten, Hochebenen und üppige Täler. An vielem von dem aufgezählten kommen wir vorbei, während wir zu den Wasserspeichern im Landesinneren beim Pramnos-Atheras Gebirge unterwegs sind.

Auf halbem Weg, sitzt ein älteres Mütterlein, sie pausiert unter einer gewaltigen Eiche, an der eine kleine schroffe Holzbank angelehnt ist. Sie hebt den Stock zum Gruß und winkt, ich weiß nicht ob sie mich nur nett grüssen möchte, oder was anderes auf dem Herzen hat. Ich bremse, sie steht auf und zeigt auf die staubige Straße, die vor uns liegt. Ne (ja), sage ich und mache ein Zeichen das wie Lenken des Lenkrades aussehen soll und zeige auf die Straße, ne, sagt die Frau und nickt. Wir machen ihr auf dem Rücksitz Platz und fahren die Strasse weiter in die Berge. Na sie wird schon wissen. wo sie hin möchte, denke ich mir. ich schaue in den Rückspiegel, wie alt wird die Frau sein? Sie hat grauschwarzes Haar, mit einem einfachen Band zusammengebunden, ein fast glattes Gesicht, dass wenn sie spricht noch gesunde Zähne, wenn auch eine Zahnlücke aufweist. Vielleicht so um die siebzig vielleicht oder doch ein wenig Älter? Irgendwie erinnert sie mich an eine ältere Dame, die ich mal auf Rhodos ein Stück unseres gemeinsame Weges mitgenommen hatte, vielleicht ihre Schwester grinse ich mir innerlich.

Wir fahren eine gute Zeit bergauf und ich frage mich, wo die Frau wohl hinmöchte - ein Strassenschild Felionitos -  und die Dame winkt nun und zeigt auf das Schild. Hier entlang frage ich auf Deutsch, sie sagt ne, die Verständigung läuft gut zwischen uns. Ein gefühlter Kilometer sandiger Piste, führt uns immer weiter durch die atemberaubende Landschaft, es kommen Häuser, eine kleine Kapelle, ein Brunnen und Menschen, die unter vorgezogenen Dächern sitzen und uns anstarren. Die Dame steigt aus und zeigt auf den Brunnen. Ah ein Brunnen, sage ich, als wäre es eine berühmte Sehenswürdigkeit. Spfort kommt ein junger Mann gelaufen und begrüsst uns, ich bin Stefano und danke, dass sie meine Großmutter hergebracht haben.

Wir setzen uns an den schattigen Brunnen, an dem Sitzänke ringsherum angebracht waren. Stefano betätigt einen Schalter und das Wasser im Brunnen fängt nun an zu springen - ein Springbrunnen! Ja, ruft Stefano, wir fördern das Wasser und das Becken füllt sich, das überschüssige Wasser, läuft an einem schmalen steinigen Kanal entlang zu einem fruchtigen Ackerland. Wir füllen unsere Wasserflaschen und das kalte Wasser schmeckt köstlich. Einige Die Männer trauen sich nun und kommen zu uns. Von denen ist aber auch keiner jünger als siebzig Jahre, denke ich mir, während wir uns begrüssen.

Stefano erklärt uns, dass es hier oben nur ältere Menschen gibt, er selbst wohnt in Evdilos und kommt ein paar mal die Woche um nach dem Rechten zu sehen. Er erzählt uns, die Leute kommen trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch mit fast allem klar. Seine Großmutter kommt und bringt uns eine kleine Wasserflasche, wir wollen schon dankend ablehnen, wir hatten gerade unsere Wasserflaschen aufgefüllt, aber sie sagt Ne und nochmals Ne und reibt sich den Bauch. Das ist kein Wasser, erklärt Stefano, ein Art Tresterschnaps, ähnlich dem Souma. Ich bedanke mich und rieche daran, der scheint hochprozentig zu sein.

Meine Großmutter läuft fast jeden Tag den Bergpfad hinunter und meistens auch wieder hoch, wenn es nicht zu warm ist. Ich frage ihn, wie alt seine Oma ist und er sagt neunundachtzig jahre und sie gehört noch zu den Jüngsten im Dorf. Da vorne, das ist Stavros, der Älteste, er ist einhundertundvier Jahre, sagt Stefano stolz und Stavros bestellt immer noch seine Felder selbst. Hundertundvier Jahre, das ist ein stolzes Alter, sage ich und Stefano sagt, die Leute werden hier sehr alt.

Wie machen die das, woher haben sie die Kunst so lange zu leben. Die Natur, sagt Stefano, sie leben mit der Natur, dem Wind, dem was sie anbauen und sie haben keinen Stress und wiederholt nochmal, vor allem kein Stress. Sie machen sich keine Gedanken um Geld, weil sie kaum welches brauchen. Sie haben alles Honig, Gemüse, Früchte, Körner, Wildkräuter und den einheimischen Rotwein. Sie schlafen Mittags wenn es am Heißesten ist und später reden sie viel miteinander oder machen wie meine Oma lange Spaziergänge, er macht eine Handbewegung und sagt die Bergpfade laden gerade zu ein. Beeindruckend mit wie wenig die Menschen auskommen, denke ich und doch zufrieden sind, eine kleine aber homogene Einheit, unkommerziell. Es gibt zwar Strom, dafür keinen Fußball, grinst Stefano und manche haben im hohen Alter noch Sex.

Wir verabschieden uns und während wir Richtung Evdilos weiterfahren, bleiben meine Gedanken bei diesen Menschen, die meines Erachtens vieles Richtig machen und höre die Stimme von Stefanos nochmals: vor allem kein Stress, das ist eine der Formeln!  

(Namen und Ort haben wir geändert, die Leute sollen in Frieden weiterleben)

Zuhause lese ich, das sie sogar noch in dem hohen Alter tanzen, denn dafür sei man nie zu alt, was immer die Gründe sind: Tatsächlich ist der Anteil der 90-Jährigen auf Ikaria zehnmal höher als im europäischen Durchschnitt. Außerdem gibt es auf der Insel weniger Krebserkrankungen, Herzinfarkte und Fälle von Demenz als in den meisten anderen Regionen der Welt. Die New York Times schrieb „The Island Where People Forget to Die“ („Die Insel, auf der Menschen vergessen zu sterben“) da machte die Ägäis-Insel international Schlagzeilen und rückte zunehmend in den Fokus von Gerontologen (Altersforscher) und anderen Medizinern.

Ikarier haben auch eine reiche Kräutertradition entwickelt und Kräuter nehmen einen wichtigen Platz in der lokalen Kultur ein, sowohl als Lebensmittel- als auch als Volksmedizin. Wilde saisonal geerntete Kräuter wie Majoran, Salbei, Minze, Kamille, Rosmarin und Löwenzahn werden in aromatische heiße und kalte Tees hineingegossen. Mit ihren starken Antioxidantien und gesundheitsfördernden und schützenden Verbindungen ergänzen diese köstlichen Kräutergetränke die bereits gesunde, meist vegetarische Ernährung der Ikarians um eine medizinische Komponente. Viele der Kräuter haben auch eine milde harntreibende Wirkung, die dazu beiträgt, den Blutdruck der Ikarians niedrig zu halten und den Bluthochdruck zu lindern, was zu einer sehr geringen Anzahl von Herzerkrankungen auf der Insel führt.

In Bezug auf die Mahlzeiten haben Ikarians normalerweise ein spätes Frühstück, das aus Ziegenmilch, Joghurt und / oder Käse, Obst, Kräutertee oder -kaffee, Vollkornbrot und lokalem Honig besteht. Zum Mittagessen sind Salate aus Bohnen, Hülsenfrüchten und Kartoffeln sowie gekochtes frisches Gartengemüse Standard und werden mit großzügigen Mengen Olivenöl zubereitet. Es kann auch lokal gefangener Fisch serviert werden, und normalerweise begleitet der Ikarian-Rotwein die Mahlzeit. Fleisch, oft eine Ziege oder ein Schwein, das von der Familie oder den Nachbarn aufgezogen wird, wird nur etwa fünfmal im Monat gegessen. Eine Ausnahme von der gemessenen Verwendung von Fleisch in Ikarian-Gerichten sind die traditionellen Festtage der Heiligen und des Dorfes oder "Panagiria", an denen während der Feierlichkeiten, die den ganzen Sommer über stattfinden, große Mengen Fleisch, hauptsächlich Ziegen, gekocht und serviert werden.

Ikarians haben ein spätes Mittagessen und es folgt normalerweise ein Mittagsschläfchen, eine Praxis, die viele Ikarians immer noch befolgen und die zu einer erholsamen und stressfreien Zeit nach der Arbeit führt. Diese ruhigen, gemütlichen späten Nachmittage, eine herzgesunde Routine, die auch von langlebigen Kulturen und Kreaturen auf der ganzen Welt genossen wird, verringern das Risiko für Herzerkrankungen erheblich. Auf ein leichtes Abendessen mit Brot, Oliven, Gemüse und Wein folgen abendliche Besuche bei Nachbarn und eine Schlafenszeit gegen Mitternacht.

Die historische Isolation von Ikaria hat dazu beigetragen, einen lebendigen Beweis für die Mittelmeerdiät in all ihren Aspekten zu schaffen, einschließlich der Art und Weise, in der lokal produzierte frische, saisonale, hausgemachte Lebensmittel und die Gemeinschaft in einer Weise miteinander verbunden sind, die die körperliche, emotionale und geistige Gesundheit, Beziehungen und Interaktion unterstützt und die Umwelt. Das Ergebnis ist, dass viele Ikarianer lange und gesund leben, weniger Krebs und Herzerkrankungen als andere Rassen und nur sehr wenige Fälle von Demenz oder Depression. Sie kochen, arbeiten im Garten, gehen spazieren, trinken Wein, genießen Sex und knüpfen bis in die späten Jahre hinein Kontakte. Sie leben zehnmal häufiger über 90 oder sogar 100 als Menschen in den meisten anderen Ländern. Auch in der Neuzeit ist Ikaria ein Beispiel für echtes mediterranes Leben. Die Grundlage für Ikarias Lebens- und Seelendiät und seine Ernährungsgewohnheiten sind die einfachen, natürlichen Lebensmittel, die immer noch regelmäßig gegessen werden. Das Sammeln und Zubereiten von Nahrungsmitteln, Kochmethoden, Essgewohnheiten und Zutaten zielen darauf ab, den Körper zu stärken und eine gesunde Lebensweise zu gewährleisten, indem lebensmittelbedingte Gesundheitsprobleme beseitigt werden.

Grundnahrungsmittel und einheimische Kräuter von Ikaria und ihre gesundheitlichen Vorteile

Olivenöl: Olivenöl ist die repräsentativste Quelle für einfach ungesättigte Fettsäuren und reich an Antioxidantien. Es wurde nachgewiesen, dass es kardioprotektive Eigenschaften hat und wesentlich zur Erhöhung des „guten“ HDL-Cholesterins beiträgt. Darüber hinaus weist Olivenöl schützende Eigenschaften gegen Brustkrebs auf. Da es während des Kochens einen höheren Wärmewiderstand aufweist, wird seine Verwendung als Hauptfettquelle in der Ikarian- und Mittelmeerdiät empfohlen. Olivenöl enthält herzgesunde einfach ungesättigte Fette sowie Antioxidantien wie Vitamin E und wirkt entzündungshemmend.

Ikarian Ziegenmilch und Käse sind reich an Antioxidantien und reich an Tryptophan, leicht verdaulich. Es wird roh und nicht homogenisiert verzehrt, wodurch Enzyme und bestimmte Nährstoffe erhalten bleiben.

Es wurde gezeigt, dass Ikarian-Rotwein, der einen hohen Anteil an Antioxidantien enthält, die Absorption von Antioxidantien aus anderen Nahrungsmitteln in der Ernährung erhöht und den Blutdruck senkt, wenn er in Maßen konsumiert wird.

Griechischer Kaffee: Es wurde festgestellt, dass er für die Durchblutung vorteilhaft ist und vor Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen und Demenz schützt sowie die Erweiterung der Blutgefäße fördert und die Arteriosklerose hemmt.

Antioxidantien: Nahrungsquellen, die reich an Antioxidantien sind, helfen Menschen, länger zu leben, da sie freie Radikale blockieren, die vom menschlichen Körper produziert werden und für Stress und Alterung verantwortlich sind. Die Antioxidantien umfassen verschiedene Vitamine wie C, E, Q10, B-Carotin, Lycopin und Selen und sind in allen Früchten und Gemüsen mit leuchtenden Farben wie Zitrusfrüchten, Tomaten, Kiwi, Granatapfel, Wassermelone, Beeren usw. enthalten.

Hülsenfrüchte: Linsen sind einer der ältesten Hülsenfrüchte im östlichen Mittelmeerraum und einer der wichtigsten auf Ikaria. Meistens kochen die Leute sie in einfachen Suppen.

Gemüse: Diese Gruppe von Lebensmitteln unterstützt die Darmfunktion. Gemüse ist reich an Wasser und hydratisiert den Körper, während es auch eine Quelle für Vitamine ist.

 
Text thommymueller.de

Ein paar Reiseberichte- Bilder und Videos, Tools werden nach und nach aktualisiert. Seit 2021 Jahr ist auch die Drohne Mavic Mini2 in der Luft, die uns tolle Bilder/Filme liefert, die wir natürlich auch hier präsentieren wollen

 

Wie man sieht, fehlen noch etliche Informationen, die ich noch nacharbeiten muss. Drohnen, Webcams zeigen nochmal einen anderen Blickwinkel, die Filme sind noch nicht online. Aber bald, hoffe ich!

 

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