Knapp 90 Prozent des mit der Erbin der Kunstsammlung Hess vereinbarten Kaufpreises für das Gemälde "Urteil des Paris/Badende auf Fehmarn" von Ernst-Ludwig Kirchner konnten mittlerweile eingeworben werden. Auf dieser Basis kann die im Vertrag vereinbarte zweite und letzte Rate fristgerecht gezahlt werden. Der Verbleib des Gemäldes im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen ist damit gesichert. Dies bestätigte nun die Vorsitzende des Stiftungsvorstands der Wilhelm-Hack-Stiftung, Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg: "Uns fehlt allerdings noch ein mittlerer sechsstelliger Betrag. Dank eines zinslosen Darlehens der Ernst von Siemens Kunststiftung haben wir mehr Zeit, um diese weiterhin bestehende Finanzierungslücke zu schließen. Insgesamt ist es ein großer Erfolg für die Stadt, ihr Museum und die Wilhelm-Hack-Stiftung, dass sich so viele unterschiedliche Akteurinnen und Akteure für den Erhalt des Gemäldes in Ludwigshafen eingesetzt haben." Stadt, Stiftung und Museum möchten mit Hilfe weiterer Spenden die verbliebene Finanzierungslücke baldmöglichst schließen.
Die Stadt Ludwigshafen mit ihrem Wilhelm-Hack-Museum machte durch vielfältige Aktionen die Öffentlichkeit auf das Bild und den drohenden Verlust aufmerksam. Um das doppelseitige Gemälde für die Sammlung des Museums zu erhalten, konnten nationale und regionale Körperschaften und Stiftungen wie die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Dr. Harald Hack Stiftung, die Kulturstiftung des Landes Rheinland-Pfalz oder die Fontana-Stiftung sowie Unternehmen wie die BASF SE und die RHEINPFALZ Verlag und Druckerei GmbH & Co KG bis hin zu Privatpersonen wie Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs gewonnen werden, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Seit März 2016 wurden zudem mit der Kampagne "Erna soll bleiben" Spenden in der Bevölkerung eingeworben. Die Ernst von Siemens Kunststiftung stellt neben einer direkten Förderung außerdem einen zinslosen Überbrückungskredit zur Verfügung, der die fristgerechte Zahlung sicherstellt.
"Ich danke allen Förderern und Unterstützern! Dies ist ein großartiges Ergebnis für Ludwigshafen. Die überwältigende Solidarität unterstreicht nicht nur den Stellenwert des Gemäldes, sondern ist auch ein wichtiges Zeichen für die Bedeutung von Kultur in unserer Gesellschaft", unterstreicht Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse die Nachricht.
Zum Hintergrund
Das Gemälde "Urteil des Paris" von Ernst Ludwig Kirchner ist ein Herzstück der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums und zählt zu den wichtigsten Gemälden in Rheinland-Pfalz. Das "Urteil des Paris" gehörte ursprünglich zu der jüdischen Sammlung Hess. Es wurde während der NS-Zeit unrechtmäßig entwendet und müsste daher zurückgegeben werden.
Die Wilhelm-Hack-Stiftung, die Stadt Ludwigshafen und die Erbin der Kunstsammlung Hess hatten sich nach umfangreichen Provenienzforschungen in einem mehrjährigen Verfahren auf eine faire und gerechte Lösung geeinigt. Stiftung und Stadtverwaltung handeln dabei auf der Grundlage der Prinzipien der Washingtoner Erklärung von 1998 und in Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung, der Länder und kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz, vom 14. September 1999. Im Ergebnis kann die Wilhelm-Hack-Stiftung das Werk, das von Experten auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag geschätzt wird, für einen unter Marktwert liegenden Betrag ankaufen.
Kontakt:
René Zechlin, Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, Telefon 0621 504-2045, E-Mail rene.zechlin@ludwigshafen.de.