Little Miss Sunshine
von Jonathan Dayton und Valerie Faris, USA 2006, 103 min
Little Miss SunshineDie siebenjährige Olive träumt davon, "Little Miss Sunshine" zu werden. Als sie zu dieser Young-Miss-Wahl eingeladen wird, begleitet sie ihre ganze Familie nach Kalifornien. Obwohl der Weg von Katastrophen und die Familie von Problemen gezeichnet ist, schweißt der Roadtrip den Chaosclan zusammen, als die kleine, pummelige Außenseiterin beim Wettbewerb auf gedrillte und gestylte Albtraumkids trifft.
Mit schrägen Figuren und nicht überzeichneter Situationskomik hinterfragt das Regiedebüt von Jonathan Dayton und Valerie Faris Schönheitsideale und die fixe Idee, dass nur Erfolg den Wert des Lebens definiert. Das humanistische, sein Herz für Außenseiter zeigende Familienporträt eroberte die Festivals auf der ganzen Welt, erhielt mehr als 30 Preise und zwei Oscars.
Sonntag, 3. August
My Sweet Pepperland
von Hiner Saleem, Frankreich/Deutschland/Irak 2013, 95 min
My Sweet PepperlandBilder und Szenen wie aus dem Wilden Westen, doch Schauplatz dieses kurdischen Western ist ein Provinznest im Niemandsland zwischen Iran, Irak und der Türkei. Baran kämpfte einst für die Unabhängigkeit Kurdistans und lässt sich als Polizeichef in die Gegend versetzen. Dort gerät er rasch in Konflikt mit dem korrupten Stammesfürsten Aga Azzi und seiner Bande, die Alkohol und Drogen schmuggeln und der die ganze Region beherrscht.
Gleichzeitig mit Baran kommt auch die junge Lehrerin Govend in das Dorf. Erst nach langer Diskussion und mit der Kraft ihrer Argumente konnte die unverheiratete Frau ihren Vater dazu überreden, sie allein in das Dorf zu lassen. Dort empfängt man sie mit skeptischem Blick, nicht nur, weil sie eine allein stehende Frau ist, sondern auch, weil sie Bildung und Wissen in ein Dorf am Ende der Welt bringen will. Baran und Govend verbünden sich – zwei Außenseiter im Kampf gegen eine gewalttätige, patriarchalische Gesellschaft.
»My Sweet Pepperland« ist eine schwarzhumorige und melodramatische Gesellschaftssatire, die dem Westerngenre huldigt. Ein Film, der elementare menschliche Fragen aufwirft, der das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft hinterfragt und von einer aufkeimenden Liebe, die sich den gesellschaftlichen und religiös-kulturellen Normen widersetzt, erzählt. Hiner Saleem hat mit seiner außergewöhnlichen Melange aus verschiedenen Genrestilen einen hoch spannenden und emotionalen Film geschaffen, der seine Uraufführung 2013 in Cannes in der Reihe »Un certain regard« feierte.
»Farahani bringt die Leinwand zum Leuchten mit ihrer Entschlossenheit und ihrer Natürlichkeit.« New York Times
»Ein stark gefilmter, gut gespielter Abenteuerfilm im doch noch immer ziemlich wilden Kurdistan.« Programmkino.de
Montag, 4. August
Männer al dente
von Ferzan Ozpetek, Italien 2010, 112 min
Männer al denteTommaso, der jüngste Sproß der Cantones, die seit Generationen eine Pasta-Fabrik betreiben, will partout nicht ins Familienunternehmen einsteigen. Beim abendlichen Familienschmaus will er dem Vater erklären, dass er Schriftsteller werden will und schwul ist. Das sollte zum Rausschmiss reichen. Doch sein älterer Bruder kommt ihm mit der Enthüllung eines eigenen pikanten Geheimnisses zuvor und wird statt seiner aus dem Haus gejagt. Durch den Herzinfarkt des Papas muss Tommaso doch den Firmenchef mimen, der Freund in Rom und die ersehnte Freiheit rücken in weite Ferne.
»Im sanften Licht Süditaliens werden scharfe Kanten entschärft, der alltägliche Wahn gefeiert und nach emotionalen Ausbrüchen Probleme charmant gelöst. Nicht wie im richtigen Leben, sondern als comédie humaine – wunderbar unterhaltsam und mit der nötigen Dosis Verrücktheit.« Kino.de
»Großartiges italienisches Kino. Melancholisch und witzig zu gleich erzählt der Film eine große Familiengeschichte, die alt und neu zugleich ist und leistet dabei ein liebevolles Stück Aufklärungsarbeit – nicht nur für die italienische Gesellschaft.« Süddeutsche Zeitung
Dienstag, 5. August
Der Freund
von Micha Lewinsky, Schweiz 2007, 87 min
Der FreundIm wirklichen Leben wären Emil und Larissa nie ein Paar – sie, die von allen umschwärmte Sängerin; er, ein schüchterner Aussenseiter. Ironischerweise erhält Emil erst eine Chance, als Larissa ums Leben kommt: Er gibt sich als ihr Freund aus. Endlich bekommt er die Anerkennung, die er immer suchte. Und erst noch eine Art Ersatz-Familie. Eigentlich wäre nun alles gut. Wenn Emil sich nicht verlieben würde – und zwar ausgerechnet in Larissas Schwester, die natürlich auf keinen Fall die Wahrheit erfahren darf …
»Micha Lewinsky hat einen wunderbar melancholischen Film gedreht, der in ungewohnt leichter Weise grosse Themen vereint: Tod, Trauer, Liebe und Humor. Kurz: Eine Tragikomödie mit Tiefgang – und wunderschöner Musik von Sophie Hunger.« NZZ
Mittwoch, 6. August
Good Vibrations
von Lisa Barros D'Sa und Glenn Leyburn, Irland 2012, 102 min
Good VibrationsWährend in seiner Heimatstadt Belfast der Krieg zwischen den radikal protestantischen und katholischen Lagern tobt, eröffnet Terry Hooley 1976 seinen Plattenladen »Good Vibrations«. Hooley glaubt an die Versöhnungskraft des Reggaes, wird aber von einer musikalischen Revolution mitgerissen, als er den Punk entdeckt und zum Konzertveranstalter und Bandmanager wird. Als Mentor und Förderer der jungen Punk-Bewegung wird er zur Leitfigur einer Großfamilie, doch finanziell wie auch als Ehemann und Familienvater wird seine Situation immer komplizierter …
»Good Vibrations« setzt dem »Godfather of Punk« Terri Hooley mit Musik von The Undertones, Rudi, The Outcasts, The Shangri-Las, David Bowie und Suicide ein vibrierendes Denkmal. Mit dem Punk kehrte das Leben nach Belfast zurück. Hooley kämpfte dafür, dass die Außenwelt von »seiner« Musik Kenntnis nahm. Eine Generation von lokalen Bands und Musikern zitiert Terri und Good Vibrations als Inspiration, auch noch Jahrzehnte später. Wie sagte Joe Strummer von The Clash: »Punk war hart, aber Nordirland war härter.«
Dafür und für den unbändigen Geist der Jugend und die Kraft, die von Musik ausgeht, steht diese Geschichte.
»Ein total genialer Film über einen genialen geschichtlichen Moment.« Hollywood News
»Leidenschaftlich, witzig und absolut liebenswert!« Time Out London
»Absolut erstklassig, mit Herz und Seele!« BBC
Donnerstag, 7. August
Lunchbox
von Ritesh Batra, Indien 2013, 105 min
LunchboxIla möchte ihrer Ehe wieder mehr Würze verleihen. Mit ihren Kochkünsten will sie ihren Mann zurück gewinnen, denn die Hausfrau in der indischen Millionenstadt Mumbai fühlt sich seit geraumer Zeit vernachlässigt. Doch die ganz besondere Lunchbox, die sie ihm für die Mittagspause vorbereitet, gerät über die Dabbawallas – Lieferanten, die tagtäglich Tausende von Mumbaier Ehemännern mit den Köstlichkeiten ihrer Frauen beliefern – irrtümlich zu Saajan, einem Büroangestellten, der kurz vor dem Ende seines Berufslebens steht und genau wie Ila eine einsame Großstadtseele ist. Als ihr Mann nicht reagiert, legt die verwunderte Ila am folgenden Tag eine Nachricht in die nächste Lunchbox – und erhält Antwort von Saajan. Ila wiederum antwortet ihm, und so beginnen sie sich regelmäßig Botschaften zu schicken, in denen sie sich dem anderen immer mehr offenbaren. Sie gestehen sich ihre Einsamkeit und ihre Ängste, ihre Erinnerungen und ihre kleinen Freuden. Und spenden einander Trost und geben sich Halt in einer Stadt, die schon so viele Träume und Hoffnungen ihrer Bewohner unter sich begraben hat. Sie haben sich noch nie gesehen, doch mit ihre Botschaften beginnen sie, sich in die realen Leben des anderen zu schleichen …
»Vergessen wir ›Slumdog Millionär‹: Der schönste Film über Indiens Kinometropole Mumbai und die fast perfekt organisierte Arbeit der Tausenden von Essenboten heißt ›Lunchbox‹.« Frankfurter Rundschau
»Manchmal liegt das Glück nur einen kleinen Zufall entfernt, und jederzeit hält das Leben eine völlig neue Wendung bereit … wenn man ihm nur seinen Lauf lässt. Ein im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernder Film, der Herz und Sinne berührt und einen mit einem Lächeln aus dem Kino entlässt. Ein kleines Märchen aus einer großen Stadt.« Süddeutsche Zeitung
Freitag, 8. August
Viva la libertà
von Roberto Andò, Italien 2013, 94 min
Viva la libertàEnrico Oliveri, Chef der wichtigsten italienischen Oppositionspartei, steckt in der Krise. Zermürbt von miesen Umfragewerten und politischen Intrigen setzt er sich eines Nachts heimlich ab nach Paris, zu seiner ehemaligen Geliebten Danielle. Große Aufregung im Führungszirkel der Partei: keiner weiß, wo Oliveri geblieben ist. Da hat dessen engster Mitarbeiter Andrea Bottini eine geniale Idee: er ruft Enricos Zwillingsbruder Giovanni zu Hilfe, einen exzentrischen Philosophen, der die Stelle des Verschollenen übernehmen soll. Mit überraschenden Folgen. Giovanni findet Spaß an der Sache und mischt die italienische Politik gehörig auf. Und nicht nur das: selbst die deutsche Kanzlerin kann sich seinem skurrilen Charme nicht entziehen …
»›Viva la libertà‹ ist der wohl anspruchsvollste und gelungenste Film von Roberto Andò. Er wendet sich einem so heißen Eisen wie der aktuellen Politik zu und ist dabei geprägt von verblüffender Leichtigkeit. Ohne Widersprüche zitiert er Brecht ebenso wie Fellini und bezieht sie auf das Italien von heute. Zu den Vorzügen gehört weiterhin die Doppelbesetzung mit Toni Servillo: traurig, verschlossen und resigniert in der Rolle des Enrico, und fast schon strahlend in der des Giovanni.« Il Tempo
»In seiner Heimat gewann die rundum vergnügliche Polit-Satire sechs italienische Filmpreise, darunter Bester Film, Bestes Drehbuch und Bester Hauptdarsteller – na Bravo!« Programmkino.de
Samstag, 9. August
Sushi in Suhl
von Carsten Fiebeler, Deutschland 2012, 107 min
Sushi in SuhlAnfang der 1970er Jahre hat der thüringische Koch Rolf Anschütz keine Lust mehr auf Klöße und Gulasch, und bringt nach einem Buch die tollsten japanischen Kreationen auf den Tisch. Den Einheimischen schmeckt's und bald auch japanischen Gästen, nur die spießigen DDR-Funktionäre betrachten das Treiben skeptisch, bis die Geldquelle für den Staat sprudelt und das Lokal international das Ansehen des Landes mehrt. Erst bei einer Reise ins ferne Japan merkt der Mann, wie verwurzelt er zu Hause ist.
Die gefühlvolle Heimat-Komödie ganz ohne Ostalgie erzählt die fast unglaubliche, aber wahre Geschichte von einem Mann, der sich seinen Traum verwirklichte. Kein bisschen Klamauk, sondern Warmherzigkeit und Sympathie für die Protagonisten prägen diesen Blick in eine unbekannte DDR-Wirklichkeit. Ein thüringisch-japanisches Filmmenü: komisch, kurios und einfach köstlich, angerichtet mit einer wohl dosierten Prise Witz und Humor. Eine publikumswirksame Mischung.
Sonntag, 10. August
Genug gesagt
von Nicole Holofcener, USA 2013, 94 min
Genug gesagtEva ist geschieden und alleinerziehende Mutter einer Tochter, deren Weggang ans College bevorsteht, was Eva zu schaffen macht. Wenigstens ihre Arbeit als Masseurin lenkt sie ab, bis sie den lustigen und sympathischen Albert kennenlernt, der ebenfalls allein lebt und ihr wie ein Gleichgesinnter erscheint. Zwischen beiden beginnt eine wunderbare Romanze. Parallel freundet sich Eva mit Marianne, einer ihrer neuen Klientinnen, an, die eine begnadete Dichterin ist, aber etwas zu viel über ihren Ex-Mann herzieht. Als Eva die Wahrheit über Mariannes Ex erfährt, beginnt sie ihre Beziehung zu Albert, die anfangs so perfekt schien, anzuzweifeln …
»›Genug gesagt‹ verbindet witzige Dialoge mit einer liebevollen, lebensnahen Figurenzeichnung. Die Charaktere sind nicht nur von der Drehbuchautorin und Regisseurin liebevoll gezeichnet. Nicole Holofcener gelingt es, dass auch der Zuschauer nachsichtig auf deren Unvollkommenheiten schaut – gerade deshalb, weil sie keine makellosen Supermänner und -frauen, sondern normale Menschen mit Marotten und Makeln sind. Bei Albert handelt es sich übrigens um eine der letzten Rollen von James Gandolfini, der im vergangenen Juni überraschend im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb.« TextzumFilm.de
Montag, 11. August
Blancanieves
von Pablo Berger, Spanien 2012, 108 min
BlancanievesDie kleine Carmen wird liebevoll von ihrer Großmutter aufgezogen. Denn ihr Vater, ein berühmter Torero, ist nach einem Unfall in der Arena gelähmt und kann nicht mehr sprechen, und ihre Mutter starb bei ihrer Geburt. Als auch die Oma stirbt, wird sie von ihrer Stiefmutter als Dienstmädchen missbraucht. Ein paar Jahre später will sie das Mädchen sogar töten lassen. Doch Carmen findet bei einem fahrenden Zirkus Unterschlupf. Die sieben zwergenwüchsigen Stierkämpfer und Clowns bauen sie in ihrer Show ein. Bald ist das Naturtalent die Hauptattraktion.
Acht Jahre kämpfte Pablo Berger für die Finanzierung seiner Idee, einen Stummfilm zu drehen. Inzwischen hat der Film den Goya, Spaniens wichtigsten Filmpreis, regelrecht »abgeräumt« (in zehn Kategorien) und ist für den Oscar nominiert.
»Mit Liebe zum Detail, ja fanatischer Sorgfalt erweckt Berger den Stil des Stummfilms mit seiner Beleuchtung, den Schwarz-Weiß-Nuancen, den Zwischentitel usw. zu neuem, optisch brillanten Leben. Auch in der Maske, Carmen hat – dem Märchenvorbild entsprechend – makellos weiße Haut, pechschwarzes Haar und Mascara umrandete Augen. Berger greift wie in der Form auch im Emotionalen in die Vollen. Drama wird zum Melodram, die Komik auch mal zum deftig skurrilen und schwarzen Humor stilisiert, wenn die Stiefmutter als Domina ihren Geliebten an der Leine führt oder die Leiche von Carmens Vater als vielfaches Fotomotiv dient. Ein Märchen auch für Erwachsene, bei denen einem die Augen übergehen und man für unterhaltsame 100 Minuten aus der Wirklichkeit entführt wird.« Kino.de
»Zauberhafte Stummfilm-Variante des berühmten Schneewittchen-Märchens […] humorvoll und tragisch, poetisch und mutig. Ein Film für alle, die das Kino lieben.« BR KinoKino
Dienstag, 12. August
Vielleicht lieber morgen
von Stephen Chbosky, USA 2012, 103 min
Vielleicht lieber morgenDer 15-jährige Charlie (Logan Lerman) hat seinen ersten Schultag an der High School, fühlt sich jedoch vollkommen allein. Seine ältere Schwester Candice (Nina Dobrev) ignoriert ihn, seine frühen Freunde scheinen ihn nicht mehr zu kennen, und von den anderen wird er als Streber und Freak ausgelacht. Nur sein Englischlehrer Mr. Anderson (Paul Rudd) scheint zu erkennen, wie intelligent der introvertierte Junge ist. Doch da begegnet Charlie dem ausgeflippten Patrick (Ezra Miller), der ganz offen schwul ist und sich nicht um das Gerede der anderen kümmert. Patrick und seine Stiefschwester Sam (Emma Watson) nehmen Charlie kurzerhand unter ihre Fittiche und führen ihn in ihren Freundeskreis der »Ausgestossenen« ein.
Zum ersten Mal hat Charlie das Gefühl, dass man ihn beachtet. Er geht auf Schulpartys, nimmt Drogen und beschäftigt sich intensiv mit Musik und Literatur. Zudem verliebt er sich zum ersten Mal unsterblich. Seine Familie und seine Freunde ermuntern ihn dazu, aus seinem Schneckenhaus zu kommen und typische Erfahrungen eines Teenagers zu machen. Doch es gibt dunkle Flecken in Charlies Vergangenheit, die sich irgendwann nicht länger verdrängen lassen …
»›The Perks of Being a Wallflower‹ zählt schlicht zu den besten Teen-Filmen der letzten Jahre. Er besticht durch eine ideale Besetzung, eine clevere Erzählweise, tolle Retro-Musik sowie beeindruckende Bilder und kann so bis zum Schluss packen. Viele Lacher, aber auch nachdenkliche bis tragische Momente machen das Ganze zu einem absolut sehenswerten kleinen Film, bei dem man vielleicht ein paar Taschentücher bereithalten sollte.« out now
»Mit viel Atmosphäre und einem wunderbaren 80s-Soundtrack hat Stephen Chbosky seinen eigenen Kultroman gleich selbst verfilmt. Die Coming-of-Age-Geschichte rund um den sensiblen Außenseiter Charlie, der um seinen Platz im Leben wie in der High School ringen muss, ist ein im besten Sinne altmodischer Jugendfilm, der seinen hohen Erwartungen mehr als gerecht wird.« kino-zeit.de
»›Vielleicht lieber morgen‹ ist das ›American Beauty‹ der Coming-of-Age-Filme, ein völlig unverkitschter, düsterer, aber auch heiterer Blick auf die Jahre, in denen die Hormone verrücktspielen. Regisseur Chbosky nimmt die Nöte und Ängste der Teenager ernst, ohne sie zu trivialisieren, und wohl jeder wird sich mit einer der drei Hauptfiguren identifizieren können. Das tut manchmal weh. Aber am Ende ist es wunderschön.« Cinema.de
Mittwoch, 13. August
Robot & Frank
von Jake Schreier, USA 2012, 98 min
Robot & FrankDer alternde Langfinger Frank ist mittlerweile so dement, dass er schon mal bei sich selbst einbricht. Deshalb drängt sein besorgter Sohn Hunter dem kleptomanischen, seit dreißig Jahren geschiedenen Rentner einen Haushalts- und Pflegeroboter auf. Frank verabscheut den liebenswerten Gesundheits-Butler von ganzem Herzen – bis er merkt, die künstliche Intelligenz als Komplize für seine Raubzüge einspannen zu können. Damit bandelt der schusselige Meisterdieb nicht nur mit der Bibliothekarin Jennifer an, sondern bringt auch die Polizei auf seine Spur …
»Vom Start bis zum in doppelter Hinsicht überraschenden Ende – das hier selbstverständlich nicht verraten werden soll – ist dieser sympathische Debütfilm das Musterbeispiel für eine gelungene Indipendent-Komödie: eine originelle Geschichte mit pfiffigen Dialogen, gekrönt von einer tollen Besetzung. [… Eine] augenzwinkernde Hommage an große Gangsterkomödien und eine kleine Hymne an die Freundschaft.« Programmkino.de
Donnerstag, 14. August
Wer weiß, wohin?
von Nadine Labaki, Libanon/Frankreich 2011, 102 min
Wer weiß, wohin?Ein kleines Dorf im Libanon. Lange Zeit leben Christen und Moslems hier Tür an Tür, wodurch es immer wieder zu Konflikten kommt, vor allem zwischen den Männern – davon haben ihre Frauen genug. Da Testosteron das Einsichtsvermögen stark herabzusetzen scheint, ist mit weiblicher Logik nichts auszurichten. Und so hecken die Damen gemeinsam unorthodoxe Aktionen aus, in denen der einzige Fernseher des Dorfes, eine ukrainische Table-Dance-Truppe und hausgemachte Haschkekse tragende Rollen spielen.
»Ein lebensfrohes Märchen, das einen Ausweg aus den Glaubenskriegen erträumt. Und Regisseurin Labaki, die auch eine der Hauptrollen spielt, versteht es, ihr Publikum um den Finger zu wickeln: ›Wer weiß, wohin?‹ ist ein bunter Film voller Energie und Witz, der nicht vor Musical-Einlagen zurückschreckt, wenn sie passen. Doch auch Momente abrupter Gewalt und tiefer Trauer werden nicht ausgespart. Eine Kinowundertüte, die einen wieder an Wunder glauben lassen will.« KulturSpiegel
Freitag, 15. August
Renoir
von Gilles Bourdos, Frankreich 2012, 111 min
RenoirZauberhaft melancholisch und mit großartigen Bildern – so präsentiert Gilles Bourdes seinen Film über Auguste Renoir und seine letzte Muse, die schließlich zu seinem Sohn Jean findet, der später als Filmregisseur weltberühmt werden wird. In der heiteren Landschaft der französischen Mittelmeerküste entwickelt sich die ruhig erzählte Geschichte zwischen dem alten Mann, seinem Sohn und der jungen Andrée, die als Renoirs Modell Eingang findet in die Welt des Künstlers, der wie ein absoluter Herrscher seinen Hofstaat aus Frauen regiert.
Hier kann man so richtig schwelgen: in den Farben des ewigen Frühlings, von dem der alte Renoir nur noch träumen kann, und in der Schönheit der Jugend – verkörpert durch die elfenhaft zarte Andrée. Diese junge Frau ist ein ganz neuer Typ Frau: selbstbewusst, eigensinnig und alles außer angepasst. Der Film ist weit mehr als die Biographie eines bedeutenden Künstlers: eine Sinfonie betörender Bilder.
»Eine zärtliche Reflexion über künstlerische Schaffenskraft und das Alter, ein flirrenden, lebenssattes Fest der Schönheit, getaucht in die klaren Farben der Cote d'Azur. Bei diesem Film waren keine Beleuchter am Werk, sondern Lichtbildner, jede Einstellung ist ein sinnlicher Genuss.« Der Spiegel
Samstag, 16. August
Starbuck
von Ken Scott, Kanada 2012, 103 min
StarbuckDavid Wozniak ist um die 40, lebt in Quebec und hält sich als Fleischausfahrer für die Metzgerei seines Vaters mehr schlecht als recht über Wasser. Er ist nicht etwa faul oder ein schlechter Mensch (ganz im Gegenteil), er bekommt nur sein Leben nicht recht auf die Reihe. Schwer zu sagen, ob es Unvermögen oder eine passive Form der Rebellion ist, jedenfalls kann oder will David nicht nach den Konventionen der modernen Malochergesellschaft funktionieren. Erst als seine Freundin schwanger wird, nimmt er sich fest vor, sein Leben grundlegend zu ändern. Ausgerechnet in dieser Situation wird er mit den Folgen eines Jobs aus jungen Jahren konfrontiert: Ende der 80er hatte er unter dem Pseudonym »Starbuck« 648 Mal seinen Samen gespendet. Daraus gingen 533 Kinder hervor, von denen sich nun 142 zusammengeschlossen haben, um per Klage die Identität ihres Vaters zu erfahren.
»Es braucht, so heißt es, ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen – in ›Starbuck‹ wird diese Binsenweisheit auf originelle Weise umgedreht, wenn eine riesige Horde von jungen Leuten ihren Vater dazu bringt, endlich erwachsen zu werden. Immer wieder gibt es dabei zu Herzen gehende Momente, pathetisch wird es jedoch nie. Wo schlechtere Filmemacher nach Kräften auf die Tränendrüse drücken würden, etwa wenn David einen schwerbehinderten Jungen besucht, bleibt Regisseur Ken Scott betont nüchtern. Von dieser Art der Zurückhaltung im richtigen Moment profitiert der ganze Film. Starbuck ist ein ›Feelgood-Movie‹, keine Frage. Doch wenn man das Kino verlässt fühlt man sich zwar gut, aber nicht manipuliert.« epd film
»Der Autor und Regisseur Ken Scott findet die gelungene Balance zwischen einer charmanten frankokanadischen Publikumskomödie und anspruchsvoller Familienunterhaltung mit frechen Dialogen und viel Witz!« Programmkino.de
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